Ein Klassiker des Germanistik-Studiums liegt jetzt völlig neu überarbeitet und für das Bachelor-Studium optimiert vor. Anhand ausgewählter historischer Texte erklärt das Buch die grammatischen Besonderheiten des Alt- und Mittelhochdeutschen sowohl diachron als auch an synchronen Schnitten. Es ist modular und dynamisch aufgebaut und setzt kaum Vorkenntnisse voraus. Ein E-Learning-Tool mit Übungsaufgaben ist als Smartphone-App für 4,49 € oder als Download für 9,99 € erhältlich und stellt die Beschäftigung mit den älteren Sprachstufen des Deutschen auch im Selbststudium auf eine neue Basis.
Nikolaus Ruge Livres




Konrad von Würzburg Silvester (StB Trier, Hs 1990 / 17 8°) In der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Trier wird der einzige Textzeuge von Konrads von Würzburg ‚Silvester‘ aufbewahrt. Die kleinformatige Handschrift wurde wohl im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts, nur kurz nach der Entstehung des Texts, in südmoselfränkischer Schreibsprache aus einer oberdeutschen Vorlage abgeschrieben. Dabei ist Konrads Verslegende nur eine von vielen mittelalterlichen Handschriften, die ein reges Interesse an Papst Silvester I. in oder um Trier dokumentieren – inhaltliches Bindeglied ist dabei Konstantin der Große, der zwischen 306 und 316 in Trier residierte und dessen Bekehrung zum Christentum der Legende nach auf Silvester zurückgeht. Die Trierer Überlieferung mit Silvester-Bezug reicht von lateinischem Verwaltungsschriftgut (Constitutum Constantini, Silvesterprivileg) über lateinische und volkssprachige Legendensammlungen (Passionale, Legenda Aurea, Trierer Silvester) bis hin zu Kleintexten der alltäglichen Glaubenspraxis. Alle genannten Quellen werden auszugsweise vorgestellt und literaturgeschichtlich eingeordnet.
In den Beständen der Stadtbibliothek Trier befinden sich gut 30 volkssprachige Fragmente des 12. bis 16. Jahrhunderts. Deren Mehrzahl geht auf die neuzeitliche Praxis zurück, nicht mehr benötigte mittelalterliche Handschriften zu buchbinderischen Zwecken wiederzuverwerten, in der Regel als Einbandmaterial. Der Großteil der Fragmente ist mittel- und frühneuhochdeutsch, aber auch die altfranzösische und mittelniederländische Überlieferung ist gut vertreten (allein drei Bruchstücke stammen aus Werken Jacobs von Maerlant). Dabei wird ein breites Spektrum mittelalterlicher Literaturgattungen sichtbar. Am prominentesten repräsentiert sind geistliche Textsorten, namentlich Bibeldichtung, Legenden und Heiligenviten, Heilsgeschichte und geistliche Gebrauchsliteratur, aber auch kirchliches Verwaltungsschriftgut. Reich überliefert sind daneben weltliche Erzählgattungen wie der höfische Roman (u. a. der ‚Parzival‘ Wolframs von Eschenbach) und die Heldenepik. Hinzu kommen Textzeugen aus Enzyklopädik und Didaxe sowie Allegorie und Sachliteratur. Jedes Fragment ist durch eine oder mehrere Abbildungen und einen kommentierenden Text vertreten.
Der Morphematisierung der deutschen Orthographie hat Vorläufer in der Geschichte der lateinischen Alphabetschrift und steht in einem kommunikationsgeschichtlichen Kontext mit der spätmittelalterlichen Profilierung des visuellen Kodierungsmodus. Auf der Basis eines Textkorpus von 157 Drucken des 15. bis 18. Jahrhunderts lässt sich zeigen, dass der morphematische Umbau der deutschen Orthographie weder als selbstgesteuerter Prozess noch als bloßer Reflex einer präskriptiven Grammatik erklärbar ist. So treten Schreibungen wie, bereits im 12. Jahrhundert als Reflex regionaler Lautung auf, die heute gültige Schreibregel ist zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Usus durchgesetzt, um dann am Ende des 17. Jahrhunderts als morphematische Schreibung interpretiert zu werden. Die morphematische Schreibung des a-Umlauts wird von Grammatikern vorgeschlagen, bevor sie sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts durchsetzt. Der Gebrauch schreibsilbenfinaler doppelter Konsonantenbuchstaben ( statt ) setzt sich erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Grammatik von Adelung durch. Schließlich ist während der untersuchten Periode ein kontinuierlicher Abbau phonetisch-determinativer Kürzungen nachweisbar, die eine Dekodierung der Schrift ohne Rekurs auf die Lautebene behinderten.