Angela Rohrs späte Erzählungen Der Vogel und Die Zeit - entstanden um 1959 - gehören zu den ersten literarischen Auseinandersetzungen mit den Frauenschicksalen unter der stalinistischen Verfolgung. Beide Texte sind erst 2005 wiederaufgefunden worden. Die Österreicherin Angela Rohr (1890 - 1985) - expressionistische Dichterin, Dadaistin und Freundin Rilkes - verschlug es nach Versuchen in der Psychoanalyse 1925 nach Moskau und Sibirien. Von dort aus schrieb sie Feuilletons für die Frankfurter Zeitung und andere deutsche Blätter. In den Literaturgeschichten des Expressionismus galt die Dichterin bis heute als verschollen. Sowohl ihre frühe Prosa und die journalistischen Schriften als auch ihre späten Texte werden hier erstmals gesammelt und im Rahmen des Gesamtwerks vorgestellt
Angela Rohr Livres







Der Band enthält die späten Erzählungen von Angela Rohr aus den 1960er und 1970er Jahren, die 2013 im Moskauer Memorial-Archiv entdeckt wurden. Er umfasst Manuskripte über den Transport ins Lager 1942 und Kindheitserinnerungen, wobei die Gulag-Texte erstmals manuskriptgetreu und andere als Erstveröffentlichungen erscheinen.
Zehn Frauen am Amur
Feuilletons für die Frankfurter Zeitung. Reportagen und Erzählungen aus der Sowjetunion (1928 – 1936)
Angela Rohr verfasste 46 literarische Reportagen und Erzählungen für die Frankfurter Zeitung aus der Sowjetunion zwischen 1928 und 1936. Während dieser Zeit berichtete sie über den Moskauer Alltag, reiste durch Sibirien, Mittelasien, Fernost und den Kaukasus. Ihre postum veröffentlichte Sammlung „Der Vogel“ aus dem Jahr 2010 enthält ihre frühesten und späten Erzählungen. Das mittlere Werk, die Beiträge zur Frankfurter Zeitung, stellte für Rohr eine entscheidende Schule des Schreibens über Russland dar. Sie reflektierte über ihre Identität und ihren Mut, der lange verborgen blieb, und betonte, dass sie nicht nur für sich selbst lebte, sondern auch für andere. Geboren 1890 im alten Österreich-Ungarn, war Rohr eine frühe Expressionistin, die in mehreren europäischen Städten lebte und Medizin sowie Psychoanalyse studierte. 1925 zog sie mit ihrem Ehemann nach Moskau. 1941 wurde sie verhaftet und zu fünf Jahren Lagerhaft sowie anschließender Verbannung verurteilt, wo sie als Ärztin im Gulag arbeitete. Nach ihrer Rehabilitierung 1957 kehrte sie nach Moskau zurück und starb 1985. 2010 wurde sie als Autorin wiederentdeckt. Margarete Steffin reiste 1936 durch den Kaukasus und die Krim und hinterließ prägnante Fotografien. Gesine Bey, die über Robert Musil promovierte, lebt als freie Autorin und Herausgeberin in Berlin. „Zehn Frauen am Amur“ ist ihre dritte Herausgabe von Rohrs Werken.