Im Jahre 1969 explodiert in Erfurt die Domuhr und der junge Mathematiker Eduard Meißerl verliert sein Gedächtnis. Beide Ereignisse sind zugleich Anfang und Ende dieser tragikomischen Geschichte über Eduard, seine Liebe Anna und den Freund Paul. Ein Roman über eine kleine Gemeinde vertriebener Sudetendeutscher, deren wunderliche Lebensspuren im Übergang zwischen Erinnerung und Zukunft deutscher Geschichte verlaufen. Eduard, der Mathematiker und Zeitpedant, liebt Anna, die Sängerin. Und zum Glück liebt Anna auch Eduard. Es geschah einfach so, eines Tages in einer Erfurter Konsum-Filiale, der Anna als Leiterin vorsteht. Den lieben langen Tag singt sie in ihrem Filialleiterbüro und hat mit ihrer Stimme nicht nur Eduard sirenengleich angelockt. Paul Händl, Eduards Freund aus Kindertagen, geht es hingegen nicht um die Kunst, sondern um die verlorene Heimat, ums Egerland, aus dem sie alle nach Kriegsende vertrieben wurden: Eduard und seine Mutter Ella, Paul und sein wetterwendischer Vater, die Regalsteher im Braumann’schen Laden und Exgeheimrat Emil Gumpl. Hier in Erfurt ringen sie seither mit ihren Erinnerungen wie die Dämmerung mit der Nacht. 1969, am Tag des Eishockeyspiels UdSSR gegen C¡SSR, bricht Paul zu einer Kundgebung für die Rechte der Sudetendeutschen nach Prag auf. Auch Eduard landet, ganz gegen seine Absicht, zur selben Zeit in der tschechoslowakischen Hauptstadt, und von da an lungert einmal nicht die Erinnerung in ihren Köpfen herum, sondern schlägt die sozialistische Gegenwart zu. Bis Eduard sein Gedächtnis verliert, die Erfurter Domuhr explodiert und ein Stück deutsche Geschichte vor dem Vergessen bewahrt wird.
Emma Braslavsky Livres







Das Blaue vom Himmel über dem Atlantik
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Am Tag nach Breschnews Tod, am 11.11.1982, beginnt wie jedes Jahr zur Stunde 11 die närrische Zeit. Von staatswegen wird allerdings Trauer angeordnet, weshalb schon ein mutiger Narr sein muss, wer sich öffentlich maskiert. Sieben Geschwister von teilweise verschiedenen Vätern sind unterdessen auf dem Weg nach Westthüringen, zur Beerdigung ihrer Mutter Elfriede. Nur der älteste Bruder fehlt - 1972 kam er auf mysteriöse Weise ums Leben. Dennoch scheint er anwesend zu sein, als seine Geschwister die Mutter zu Grabe tragen. Oder ist daran nur die fünfte Jahreszeit schuld? Emma Braslavsky erzählt in ihrem zweiten Roman eine Familiengeschichte, die drei Generationen umfasst und vom preußischen Osten bis ins amerikanische Utah reicht. Über ihre Herkunft wissen die Geschwister nicht viel, die Mutter hat vor allem das Leben der Großmutter tief im Dunkel der Historie vergraben. Mit dieser Ungewissheit gehen Gedächtnis und Identität eine neue, ungewohnte Verbindung ein, und lauter mögliche Variationen über ihr Schicksal umranken im Gespräch der Geschwister den Sarg. Die vielen absurden, traurigen und komischen Lebens- und Todesgeschichten, die zahlreichen Mythen und Legenden fügt Emma Braslavsky geschickt zu einer skurrilen Zeremonie der Erinnerung zusammen.
Berlin, in einer nahen Zukunft. Die Stadt pulsiert dank der Hubot-Industrie: Robotik-Unternehmen stellen künstliche Partner*innen her, die von realen Menschen nicht zu unterscheiden sind; jede Art von Beziehungswunsch ist erfüllbar, uneingeschränktes privates Glück und die vollständige Abschaffung der Einsamkeit sind kurz davor, Wirklichkeit zu werden. Doch die Zahl der Selbsttötungen hat sich verzehnfacht. Denn die neuen Wesen beherrschen zwar die hohe Kunst der simulierten Liebe, können aber keine Verantwortung für jene übernehmen, mit denen sie zusammenleben. Immer mehr Menschen gehen an sozialer Entfremdung zugrunde. Deshalb kommt Roberta auf den Markt. Sie soll die Angehörigen der Suizidant*innen ausfindig machen, um dem Sozialamt die Bestattungskosten zu ersparen. Versagt sie, wird sie in Einzelteile zerlegt und an die Haushaltsrobotik verscherbelt. Und nicht jeder ist am Erfolg ihrer Ermittlungen interessiert. Emma Braslavsky blickt einer Stadt ins Nachtherz und führt uns auf die dunkle Seite einer aufgekratzten Metropole. Ihr Roman ist Großstadtmärchen und Kriminalgeschichte und erzählt witzig und rasant von der Radikalisierung des Individuums, von der schmalen Grenze zwischen natürlichem und künstlichem Leben und von der Allmacht der Algorithmen.
»Eine gute Geschichte braucht ein Opfer. Eines am Anfang und eines am Ende.« Bessere Menschen. Falsche Tiere. Aussteiger im Paradies. Die einen wollen die Natur retten, den Planeten, die Menschheit. Die anderen nur sich selbst: vor Spielschulden, Ehekrächen, Einsamkeit. In »Leben ist keine Art mit einem Tier umzugehen« erzählt Emma Braslavsky ein großes, packendes Abenteuer – über Fluch und Segen des Menschseins, über unsere Suche nach Erkenntnis und Wahrhaftigkeit. Und nie weiß man, ob man aus Verzweiflung lacht oder vor Glück.
In dieser packenden Erzählung wird die Beziehung zwischen Mensch und Technologie auf eindringliche Weise beleuchtet. Die Protagonistin wird in ein Experiment verwickelt, bei dem sie einen humanoiden Roboter als idealen Partner testen soll. Während sie sich mit den emotionalen und ethischen Implikationen dieser künstlichen Intelligenz auseinandersetzt, stellt sich die Frage, was wahre Liebe und menschliche Verbindung ausmacht. Die Geschichte thematisiert die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich aus der Verschmelzung von Menschlichkeit und Technik ergeben.
Die Auftragsarbeit ‹Mechaniken der Erlösung› wird am 01. Juli 2022 in der Christuskirche Obernbeck im Rahmen des Literatur- und Musikfestivals ‹Wege durch das Land› präsentiert.
Erdling
Roman | »Glaubst du an Außerirdische, Oskar?« | Ein Heimatroman der fantastischen Art
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Eine Spurensuche nach verschütteter deutscher Mentalität Emma Erdling ist notorisch pleite. Nur dank der Unterstützung ihrer kinderlosen Großtante konnte sie sich als Privatdetektivin unter dem Pseudonym »Andreas von Erdling« im teuersten Viertel der Stadt selbstständig machen, auch wenn sie nie vorhatte, echte Fälle zu lösen. Stattdessen inszeniert sie ihr Leben als Soap einer knallharten, linksideologischen Ermittlerin in den sozialen Netzwerken, bis unvorhergesehene Ereignisse ihre gemütlich eingerichtete Existenz erschüttern und ein Shitstorm ihr virtuelles Dasein vernichtet. Doch schon tags darauf soll sie ihren ersten, wenngleich unlösbar scheinenden Auftrag übernehmen: Oskar Lafontaine sucht ihr Büro auf. Seine Frau sei entführt worden, von Außerirdischen, er wolle sie zurück, Geld spiele keine Rolle. Die Suche nach der entführten Sahra Wagenknecht entpuppt sich bald als Reise in ein verdrängtes Bewusstsein, zu Teilen einer Identität, die Emma Erdling zu Beginn der Geschichte so fern war wie eine Galaxie jenseits der Milchstraße. Zugleich nimmt uns der Roman mit auf eine Odyssee zu den hellen und dunklen Mächten deutscher Geschichte, bis hinaus ins Weltall, alle Grenzen von Zeit und Raum mühelos überschreitend.
