Die Indus- oder Harappakultur, um 2800 v. Chr. entstanden und auf mysteriöse Weise ca. 1900 v. Chr. wieder verschwunden, stellt die Ausgräber auch heute noch vor ungelöste Rätsel. Ihr Einzugsgebiet erstreckte sich über weite Teile der heutigen Gebiete Westindiens, Pakistans und Afghanistans und hatte eine größere flächenmäßige Ausdehnung als das frühere Mesopotamien und Ägypten zusammen. Zeitgleich mit diesen Kulturen wurden keine Monumentalbauten, Schriften, ein prunkvolles Königreich oder waffenstrotzende Militäranlagen gefunden. Erst 1920, zufällig entdeckt, wurden in mehr als 1000 Fundorten hochentwickelte, schachbrettartig angelegte Städte, ähnlich New York, mit intensiver Wasserversorgung, Toiletten und öffentlicher Kanalisation ausgegraben. Der geheimnisvolle Fluss Sarasvati, dessen Existenz in früheren Zeiten ins Reich der Fantasie verwiesen wurde, konnte nach dem Erdbeben 2001 auf Satellitenbildern ebenso nachgewiesen werden wie die versunkenen Städte vor der Küste von Gujarat. Wer waren die Indusleute? Phantastische Keramik, Ziegel, gebrannt oder luftgetrocknet, edler Schmuck aus Muscheln, Karneol, Lapislazuli, anderen Edelsteinen und Metall, Maße, Gewichte, Figuren, Werkzeuge, Siegel und vieles mehr bezeugen das materielle Erbe. Die Befundlage ist dennoch dürftig. Der Roman Human versucht, aufgrund der Ausgrabungsbefunde, den Indusleuten „ein Gesicht“ zu geben, sie mit einem konstruierten Beziehungsgefüge „auferstehen“ zu lassen. Die Geschichte handelt von Agni, einem jungen begabten Perlenschleifer, der mit seiner Familie eine Perlenfabrik aufbauen möchte. Zwei Morde geschehen. Zudem entgehen sie mit knapper Not der riesigen Flutwelle nach einem verheerenden Erdbeben. Agni zieht nach Harappa, um das Siegelschneiden zu erlernen und verliebt sich unsterblich in Ushas, die Tochter seines Meisters. Ushas wird von ihrem Mann als Spielschuld an einen Ägypter verkauft und Agni setzt sein Leben aufs Spiel, sie zu retten. Die Dinge entwickeln sich anders und Agni erfährt Verzweiflung, Resignation, aber auch Hoffnung und die Aussicht auf die große Liebe. Mohenjo-Daro, Harappa und viele Städte dieser Hochkultur aus der Bronzezeit, Weltkulturerbe der Unesco, sind aufgrund mangelndem Interesse, kaum jemand kennt die Induskultur, sowie der politischen Lage, dem Untergang geweiht. Im Anhang des Romans befindet sich eine repräsentative Sammlung von Fotos ausgewählter Artefakte aus Privatbesitz.
Hilde Christine Schmitz Livres
