Sylvin Rubinstein lebt heute zurückgezogen in Hamburg-St. Pauli. In langen Nächten erzählt der 87-Jährige dem Journalisten Kuno Kruse von seiner Zwillingsschwester Maria. Sie verschwand 1941 in Ostgalizien zusammen mit seiner Mutter. Die unehelichen Kinder einer jüdischen Tänzerin und eines russischen Fürsten wuchsen im galizischen Brody auf. Rubinstein lässt die Tanzschule der strengen Madame Litwinowa in Riga und die großen Varietebühnen Europas wiedererstehen, auf denen Maria und Sylvin ein gefeiertes Tanzpaar waren, umgeben von Luxus und Glamour. Mit Ausbruch des Weltkriegs begann für ihn ein Leben zwischen Versteck und Gefängnis. Rubinstein überlebte, weil ihn der deutsche Wehrmachtsoffizier Kurt Werner schützte. Ausgestattet mit falschen Papieren schickte Werner den jüdischen Tänzer 1942 als Zwangsarbeiter nach Berlin. Dort gab es Wunder - den Bäcker, der ihm Brot schenkte; die Nonnen, die ihn in einem Krankenhaus versteckten. Nach 1945 begann sein drittes Leben - ohne s eine geliebte Schwester. Doch wenn der alte Mann in seiner Küche erzählt, dann tanzt Dolores, und Maria lebt für immer. §
Kuno Kruse Livres




Zohre ist dreizehn, als ihre Familie vor der Schreckensherrschaft der Taliban aus Afghanistan flieht. Der Weg ist lang, es erwarten sie Hunger, Gewalt und Todesangst. Endlich in Deutschland, ist sie doch nicht frei. Ihre Eltern erlauben ihr kein Internet, kein Ausgehen, nicht einmal Schwimmen oder Fahrradfahren. Zohre ist fast 17, als sie beim Shoppen angesprochen wird: Ob sie nicht modeln wolle? Doch es gilt: „Ein afghanisches Mädchen lässt sich nicht fotografieren“. Wieder muss Zohre fliehen, diesmal vor den Drohungen der eigenen Brüder... Heute ist Zohre Esmaeli das einzige afghanische Topmodel der Welt. Ihr Leben vereint die größten Gegensätze, die Liebe zur Freiheit und den Respekt vor der Tradition.
Er saß alleine auf einer Bank in Hamburg und wusste nicht mehr, wer er war. Jonathan Overfeld hatte sein Leben vergessen, wie andere eine Telefonnummer. Als er sich im Krankenhaus ans Klavier setzte und zu seiner Überraschung das „Ave Maria“ von Johann Sebastian Bach perfekt spielte, kamen plötzlich die ersten Bilder zurück. Schreckliche Bilder aus der Vergangenheit. Gute Gründe, ein ganzes Leben zu vergessen. Fugue ist eine Form der Amnesie. Ausgelöst durch Furcht. Der STERN-Redakteur Kuno Kruse hat Jonathan Overfeld - den Mann, der sein Gedächtnis verlor - auf der erschütternden Suche nach seiner Vergangenheit begleitet und diese unglaubliche Reise zurück in die Angst dokumentiert.