Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die Zweigeschlechtlichkeit wird in westlichen Gesellschaften oft als selbstverständlich hingenommen und als naturgegebene Richtlinie für soziale Differenz und soziales Handeln angenommen. Vorherrschend ist die Meinung, dass ein Mensch mit einem Geschlecht geboren wird, dieses durch körperliche Merkmale klar erkennbar ist und es sich nicht verändert. Somit wäre das Geschlecht eine biologische Tatsache, auf die kein Einfluss genommen werden kann. Doch das Wesen eines Menschen stimmt nicht zwangsläufig mit seinem biologischen Geschlecht überein. Auch die Dualität der Geschlechter kann nicht als notwendig naturgegeben verstanden werden. Denn es existieren in verschiedene Kulturen entsprechend unterschiedliche Konstruktionen von Geschlecht. So leben in Indien zum Beispiel die Hijras ein alternatives Geschlechtermodell und lösen sich somit vom binären Geschlechtsmodell. Wie die Geschlechtsidentität der Hijras verstanden werden kann, versuche ich in meiner Arbeit zu beleuchten, indem ich auf den mythologischen Hintergrund, ihr Auftreten und Verhalten sowie ihre Stellung in der Gesellschaft eingehen werde. Zu Beginn meiner Arbeit möchte ich einen kurzen Abriss über die feministischen Debatten des 20. Jahrhunderts geben und dabei auf die Denkweise von Judith Butler eingehen, die die These vertritt, dass der Körper, auch wenn er naturgegeben scheint, nicht unabhängig von kulturellen Ordnungen vorkommen kann. Da sie Zuweisungen von Geschlecht ständigen Veränderungen unterworfen sind, ist die Unterscheidung von Geschlechtskategorien problematisch. Es gibt Menschen, deren biologischer Körper nicht eindeutig einem Gechlecht zugeordnet werden kann. Welche Klassifizierungen die Biologie dafür vornimmt, werde ich beleuchten. Es existieren aber auch Gruppen, die der Zuordnung bewusst entgehen wollen. So zum Beispiel die Hijras. Biologische Männer, die sich wie Frauen kleiden, aber keinem dieser beiden Geschlechter zugeordnet werden wollen. In der südasiatischen Gesellschaft werden sie in dem ihnen zugedachten Rahmen akzeptiert. Zum Teil aufgrund von Respekt, weil ihnen besondere Fähigkeiten zugeschrieben werden, die in der Mythologie Begründung finden und welche die Hijras nutzen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Andererseits leben sie am Rande der Gesellschaft, organisieren sich in einem eigenen kastenartigem System und sind häufig Gewalt und Diskriminierungen ausgesetzt.
Mirjam Gründer Livres


Kulturelle Entwicklungen in Indien. Von religiösen Minderheiten zu alternativen Geschlechterkonstrukten
Ein GRIN-Sammelband
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Sammelband aus dem Jahr 2024 im Fachbereich Indologie, , Sprache: Deutsch, Abstract: Religionen prägen das Leben eines großen Teils der Weltbevölkerung und eines beachtlichen Teils der Menschen in Indien. Sie gehören zur Geschichte der Menschheit und formten nicht nur das Weltbild der Vergangenheit, sondern werden dies noch lange tun. Religion ist heute in unvergleichlich vielfältiger Weise präsent. Mittelpunkt bildet stets die Grundfrage des Daseins. Jedoch haben sich weltweit zahlreiche Menschen von den fünf Weltreligionen - Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus und Judentum - über viele Jahrhunderte aus den unterschiedlichsten Gründen entfernt und ausgegliedert. Eine Ausgliederung bedeutet im wissenschaftlichen Kontext immer die Annäherung an andere Religionsgruppen oder die Entstehung neuer Abstammungen im Sinne von religiösen Minderheiten. In der vorliegenden Arbeit wird die Rolle der Frauen hinsichtlich ihrer Funktion für die indische Reformbewegung, sowie den indischen Nationalismus untersucht, um zu einer Einschätzung zu gelangen, ob die zu beschreibenden historischen Prozesse bzw. deren Ergebnisse für die indischen Frauen als emanzipatorisch bezeichnen werden können. Das späte neunzehnte Jahrhundert war ein Zeitraum in dem tiefgreifende gesellschaftliche Transformationen stattfanden. Angefangen bei der Abschaffung der Sklaverei in beinahe allen Teilen der Welt, über die (erzwungene) Öffnung vieler asiatischer Märkte für den westlichen Handel bis hin zur Einführung des allgemeinen Wahlrechts (für Männer) in den meisten europäischen Ländern. Auch im kolonialen Indien formierten sich Gruppierungen, die für gesellschaftliche Neuerungen eintraten und mehr Partizipationsmöglichkeiten einforderten. Die Zweigeschlechtlichkeit wird in westlichen Gesellschaften oft als selbstverständlich hingenommen und als naturgegebene Richtlinie für soziale Differenz und soziales Handeln angenommen. Vorherrschend ist die Meinung, dass ein Mensch mit einem Geschlecht geboren wird, dieses durch körperliche Merkmale klar erkennbar ist und es sich nicht verändert. Somit wäre das Geschlecht eine biologische Tatsache, auf die kein Einfluss genommen werden kann. Doch das Wesen eines Menschen stimmt nicht zwangsläufig mit seinem biologischen Geschlecht überein. Auch die Dualität der Geschlechter kann nicht als notwendig naturgegeben verstanden werden. Denn es existieren in verschiedene Kulturen entsprechend unterschiedliche Konstruktionen von Geschlecht. Inhaltsverzeichnis Entstehung und Bedeutung der religiösen Minderheiten in Indien 1. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 2. Definition: Religiöse Minderheit 3. Verteilung: Religiöse Minderheiten in Indien und im Exkursionsraum 4. Einzelne Religionen 4.1. Sikhismus 4.2. Jainismus 4.3. Buddhismus 4.4. Islam 4.5. Christentum 4.6. Parsismus, Bahaismus, Judentum, Adivasi 5. Sekten in Indien 5.1. Konfliktpotenzial 6. Literaturverzeichnis Die Rolle der Frau in der indischen Reformbewegung 1. Einleitung 2. Fraktionen und Ziele der Reformbewegung 2.1. Die Frauenrechtsbewegung 2.2. Die Nationalbewegung 3. Die Sarda Act-Debatte 4. Literaturverzeichnis Alternative Geschlechterkonstrukte am Beispiel der Hijras in Indien 1. Einleitung 2. Der Diskurs um Sex und Gender 3. Differenzierungen von Geschlecht in der Biologie 4. Beispiele von Normalisierungsdiskursen 5. Die indische Sicht über das Wesen des Menschen 6. Das Dritte Geschlecht Indiens 6.1. Mythologie 6.2. Die Hijras 6.3. Rituelle Dienste 6.4. Geburten 6.5. Hochzeiten 7. Gesellschaftliche Akzeptanz der Hijras 8. Schluss 9. Literaturverzeichnis 9.1. Monographien 9.2. Zeitschrift 9.3. Internetquellen