"Souveränität ist Unterwanderung, nicht Ausübung von Macht. Sofern man sie mit einer Machtausübung assoziiert hat, geschah dies auf Grund eines Mißverständnisses, das aus der Verwechslung zweier, einander inkompatibler Aspirationen der Menschheit entsprang. Diesem Mißverständnis haben wir unsere Geschichte zu verdanken, und wer wollte im Ernst behaupten, daß es sich hierbei um ein produktives Mißverständnis handelt?"
Rita Bischof Livres





Nadja revisited
André Bretons Nadja und Briefe und Zeichnungen von Léona Nadja Delcourt
- 315pages
- 12 heures de lecture
Tragisches Lachen
- 365pages
- 13 heures de lecture
Der von Georges Bataille am Vorabend des Zweiten Weltkriegs entworfene Mythos des »Acéphale« und die gleichnamige, auf ihm begründete Geheimgesellschaft , um die es in diesem Buch geht, reden nicht der Kopfl osigkeit das Wort; sie fordern die Abschaff ung aller sozialen Strukturen, die von einem einzigen Kopf, sei es ein Gott, traditioneller Souverän oder faschistischer Führer, beherrscht werden. »Acéphale«, der Mythos einer »führerlosen Gemeinschaft «, ist als ein leidenschaft liches Plädoyer für den Pluralismus, die Vielköpfi g- und Vielstimmigkeit zu verstehen. Rita Bischof rekonstruiert einen Ausschnitt aus der Geschichte der französischen Intellektuellen der Zwischenkriegszeit, über die bislang nur die wildesten Spekulationen in Umlauf waren. Dabei tritt ein dichtes Netz ans Licht, das die französische mit der deutschen Philosophie eng verknüpft .
Teleskopagen, wahlweise
Der literarische Surrealismus und das Bild
Die These, die diese Arbeit zu erweisen sucht, ist, dass der Surrealismus wie auch die anderen europäischen Avantgarden ihren Ursprung im Geist der modernen Lyrik finden. Die Emphase, die sie auf den Bildbegriff legten, widerspricht dem nicht, wird damit doch in erster Linie das Wortbild oder die verbale Anschauung akzentuiert: es geht um ein Bild, das zunächst nicht gesehen, sondern gehört und gelesen sein will. In diesem Buch wird mit der herrschenden Praxis, sich den Avantgarden von außen zu nähern und die Erkenntnismittel anderen bereits geprägten Zusammenhängen zu entlehnen, gebrochen. Vielmehr werden die von den Werken selbst angebotenen Kategorien analysiert und auf ihre Tauglichkeit für eine Erkenntnis des in Frage stehenden Phänomens geprüft. Einige der hier vereinigten Studien sind eher theoretischer Natur: sie skizzieren das intellektuelle Kräftefeld, innerhalb dessen die Avantgarden in Erscheinung getreten sind. Andere analysieren dagegen sehr genau konkrete ästhetische Einzelphänomene wie acte gratuit, écriture automatique, hasard objectif, humour noir, jeux de mots, machine celibataire, méthode paranoiaque-critique, objet trouvé etc., die sowohl in ihrer Genese, Struktur und Bedeutung erfasst als auch so miteinander konfiguriert werden, dass sie darin zugleich das kategoriale Fundament für ein Verstehen der europäischen Avantgarden bilden.
Zwischen tschechischer Avantgarde und französischem Surrealismus ist Leben und Werk der hierzulande kaum bekannten Malerin Toyen (1902-1980) anzusiedeln. 1927 proklamiert sie zusammen mit Jindrich Styrsky den Artifizialismus, eine Verschmelzung von Poesie und Malerei. 1934 gehört sie zu den Gründungsmitgliedern der Prager Surrealisten. Nach jahrelangem Publikationsverbot während der Okkupation siedelte sie 1947 nach Paris über. Mit einem ausführlichen Essay von Rita Bischof und Texten von Andre Breton, Jindrich Heisler, Vitezslav Nezval, Benjamin Peret, Frantisek Smejkal, Philippe Soupault, Jindrich Styrsky und Karel Teige.