Ein aufsehenerregendes Romandebüt: Alfred-Döblin-Preis 2005 für SchornsteinHier gelingt ein seltenes Kunststück: Ein Gegenwartsroman, »der auf rätselhafte Weise aus den Themen Krankheit und Depression Heiterkeit und gute Laune hervorzaubert« (Jörg Magenau). In seinem ersten Roman begegnet Jan Faktor todernsten Dingen mit subversivem Witz: Schornstein, der unverdrossene Ich-Erzähler, hat seinen Herzinfarkt verdrängt und sich mit einer seltenen Stoffwechselkrankheit abgefunden. Nicht abfinden kann er sich damit, dass man ihm plötzlich die Bezahlung der Therapie verweigert. Es beginnt Schornsteins Mission für sein Recht und die Gerechtigkeit, in deren Verlauf er in die Mühlen der Wissenschafts- und Gesundheitsbürokratie gerät. Mit detektivischem Spürsinn horcht er Ärzte aus, sammelt Informationen und ermittelt Betroffene. Und mit beängstigender Rasanz gerät sein Alltag aus den Fugen, seine geliebte Frau an den Rand der Verzweiflung und seine Identität ins Wanken. In grotesk-komischen Szenen besinnt sich Schornstein auf seine jüdische Herkunft, belächelt sein Selbstmitleid, kümmert sich um die Penner im Park und die verwahrloste Frau Schwan im Erdgeschoss – und schließlich ist es die Liebe, die ihn rettet. Lakonische Genauigkeit, ein entromantisierender Ton und überraschender Wortwitz in bester tschechischer Erzähltradition prägen diesen Roman und verhelfen selbst körperlichen Entgleisungen zu literarischem Glanz. Indem sich Schornstein dem stetig wachsenden Milieu der sozialen Absteiger zuwendet, wird er zu einem richtungsweisenden Werk: Literatur vom brüchigen Rand der Gesellschaft.
Jan Faktor Livres







Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag
Roman
- 636pages
- 23 heures de lecture
Ein ödipales Vergnügen – Faktors erotischer Entwicklungsroman über Widerstände, Schmutz und Schönheit Georg wächst in der schönsten Wohngegend Prags in einem summenden Frauenhaushalt auf. Leider zur Zeit des politischen Terrors, der überirdischen Atomversuche und später des Reformversuchs von ‘68. Zwischen Tanten mit Kriegstraumata, dem tyrannischen Onkel ONKEL und der überstrahlend-schönen Mutter bleibt ihm nur die Flucht nach vorn. Das sozialistische Prag hat in den Jahren von Georgs Jugend seinen Glanz verloren. In einer Stadt voller gewalttätiger Müllmänner, 50-ccm-Motorradcowboys, sexbesessener Fremdgänger und vieler anderer unsozialistischer Elemente nutzt Georg alle sich bietenden Freiräume, um auszubrechen: Er experimentiert mit hochexplosiven Substanzen, verbringt die Nachmittage mit wilden Jugendcliquen und findet im Kreis der Familie schließlich auch eine Geliebte. In einer Gesellschaft, die von den Rändern her vergammelt und sich von innen auflöst, bekommt das Körperliche eine befreiend-subversive Bedeutung. Georg mobilisiert alle Kräfte, um neben der Mutter auch dem stickig-klebrigen Vaterhaushalt zu entkommen, in dem er seine verhassten Wochenenden verbringen muss. Als er nach der Okkupation des Landes den kulturellen Niedergang miterlebt und sich der Prager Dissidentenszene nähert, wird ein geschasster Intellektueller, der sich trotz seiner Blindheit wie ein Sehender in der Stadt bewegt, zu seinem Wunschvater. Georg macht sich seit seiner frühen Kindheit Sorgen um seine Vergangenheit, seiner hellen glücklichen Zukunft ist er sich aber völlig sicher. Die Frage, ob er wirklich glücklich werden wird, beantwortet sich bei einer zufälligen, aber nicht wirklich vermeidbaren Begegnung auf der Straße. Indem Jan Faktor Georg selbst erzählen lässt, macht er das Erzählen zu einem zweiten subversiven Akt – und führt damit den Entwicklungs- und den Gesellschaftsroman zusammen. So entstehen ein vor Witz strotzendes Psychogramm einer Familie und ein hellsichtiges Porträt einer Stadt.
Jiříkovy starosti o minulost
- 496pages
- 18 heures de lecture
Román o dospívání v divoké době. Hlavní hrdina Jiřík, alter ego autora, vyrůstá v Praze padesátých a sedmdesátých let v domácnosti, které vládnou ženy. V příběhu hraje velkou roli nejen politika a osud Jiříkovy židovské rodiny, ale i jeho bouřlivé dospívání. Realita románu má silně autobiografické rysy. Kniha však nabízí mnohem více než jen řadu absurdních historek: díky fabulačnímu umění autora a jeho sebeironii mutují často i následky zážitků holocaustu jeho příbuzných do neobvyklých grotesek. Román vyšel původně německy a byl dokonce nominovaný na prestižní Německou knižní cenu. Pro české vydání text ve spolupráci s předkladatelem Radovanem Charvátem výrazně upravil. Generační výpověď o normalizační době je svým zpracování i v rámci české literatury naprosto ojedinělá.
Trottel
Roman
Von der Prager Vorhölle, einer schicksalhaften Ohnmacht, einem Sprung und dem seltsamen Trost von Chicorée. Mit »Trottel« ist Jan Faktor ein funkelnder, anarchischer, ein großer Roman gelungen. Im Mittelpunkt: ein eigensinniger Erzähler, Schriftsteller, Trottel – und die Erinnerung an ein Leben, in dem immer alles anders kam, als gedacht. So durchzieht diesen Rückblick auch eine dunkle Spur: die des »engelhaften« Sohnes, dessen früher Tod alles aus den Angeln heben wird. Ihren Anfang nimmt die Geschichte des Trottels in Prag, nach dem sowjetischen Einmarsch. Auf den Rat einer Tante hin studiert der Jungtrottel Informatik, hält aber nicht lange durch. Dafür macht er groteske Erfahrungen mit der Liebe und übersiedelt nach einer Begegnung mit der »Teutonenhorde«, zu der auch seine spätere Frau gehört, nach Ostberlin, taucht ein in die Undergroundszene vom Prenzlauer Berg, wundert sich über die »ideologisch morphinisierte« DDR und wird später auch noch vom Mauerfall überrascht.
