Der Schein der Normalität
- 456pages
- 16 heures de lecture






Bereits 1964/65 mit einem Berufs- und Publikationsverbot belegt, zählte Robert Havemann bis zu seinem Tod im April 1982 zu den prominentesten Kritikern des SED-Regimes. Der unbeugsame Sozialist wurde zum 'Staatsfeind', den es mit allen Mitteln zu bekämpfen galt. Nach der Ausbürgerung seines Freundes Wolf Biermann wurde der Regimekritiker im November 1976 vom Kreisgericht Fürstenwalde in einer Blitzaktion zu einer Aufenthaltsbeschränkung verurteilt, der eine jahrelange Isolierung Havemanns in Grünheide folgte. 1979 verurteilte ihn dasselbe Gericht unter dem Vorwand eines Devisenvergehens zu einer Geldstrafe. Die Gerichtsverfahren gegen Robert Havemann sind ein Lehrstück für die Inszenierung eines politischen Prozesses, die vom Autor minutiös rekonstruiert werden.
In der Reihe werden fast ausschließlich Manuskripte veröffentlicht, die dem Institut von außerhalb angeboten werden. Eine Veröffentlichung erfolgt erst nach einem mehrstufigen – positiv verlaufenen – Begutachtungsverfahren. Zumeist werden pro Jahr zwei Monographien publiziert, deren Umfang 500 Seiten nicht überschreiten sollte. Die bisher erschienenen Arbeiten weisen ein breites Themenspektrum auf, wobei der Schwerpunkt bisher auf der NS-Forschung lag. Die Reihe beschränkt sich nicht auf Darstellungen über die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, sondern rückt zunehmend auch geschichtliche Entwicklungen in anderen europäischen Staaten in den Blick. Für die redaktionelle Betreuung der Manuskripte ist Petra Weber zuständig.
In 20 contributions, the authors examine the reactions of the German public to significant trials against Nazi perpetrators that took place during the occupation, early Federal Republic, and East Germany before Allied and German courts. They highlight the differences and interactions in prosecution between East and West, illustrating how public perception of these trials evolved amidst contradictions in the West and later in the Federal Republic. Initially, there was some leeway in the Soviet Occupation Zone, but soon justice and public opinion served SED propaganda. The volume does not provide a comprehensive overview but fills gaps in research on the prosecution of Nazi violence, revealing issues that still require attention, particularly in the SBZ/DDR, where early legal efforts were largely reversed due to political expediency by the mid-1950s. Through significant Nazi trials, such as the Eichmann trial (1961) and the first Auschwitz trial (1963-1965), the authors effectively demonstrate the development of public perception in the West. The editors conclude that it was a long and painful journey before the prevalent "finality mentality" was overcome, leading to a broader acknowledgment that moral condemnation of Nazi crimes must be accompanied by concrete prosecution of the perpetrators. This volume is a valuable and necessary addition to the ongoing research in this area.
Friedliche Revolution in der DDR und Transition in Ostmitteleuropa
Der Zerfall des sowjetischen Imperiums führte seit den späten 80er Jahren in den Ostblockstaaten zu recht unterschiedlichen Transformationspfaden. Trotz aller Unterschiede gab es aber auch zahlreiche wechselseitige Beeinflussungen. Sie zeigen, dass die Entwicklungen in den einzelnen Staaten nicht isoliert betrachtet werden können.Führende Experten aus den betreffenden Ländern beschreiben in ihren Beiträgen Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Entwicklungen in der DDR und in den Nachbarstaaten Polen, CSSR und Ungarn.
Vier Beiträge zum nationalsozialistischen Weltanschauungskrieg
„Alle Mitglieder der nazistischen Partei, welche mehr als nominell an ihrer Tätigkeit teilgenommen haben, … sind aus den öffentlichen oder halböffentlichen Ämtern und von den verantwortlichen Posten in wichtigen Privatunternehmen zu entfernen.“ Darauf einigten sich 1945 die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs. Der Rehabilitierung Deutschlands sollte eine umfassende politische Säuberung der deutschen Gesellschaft vorangehen. Durchgeführt wurde diese Entnazifizierung von den vier Besatzungsmichten jedoch ganz unterschiedlich. Der vorliegende Band bringt erstmals Dokumente aus allen vier Besatzungszonen und Statistiken, die diese Unterschiede deutlich machen. Es werden aber auch die Pline für eine politische Säuberung vorgestellt, die im Widerstand und in der Emigration entstanden. Berichte aus den Lagern, in denen ehemalige Nationalsozialisten interniert waren, sowie die Reaktion der Bevölkerung auf die als ungerecht empfundene Entnazifizierung, die ab 1946 den mit deutschen Laienrichtern besetzten Spruchkammern übertragen wurde, dokumentieren das „gescheiterte Experiment“ einer Massenentnazifizierung: Sie war zwar, so der Herausgeber in der Einleitung, insgesamt gesehen erfolglos, aber keineswegs folgenlos für die deutsche Nachkriegsgesellschaft.
Eine Zwischenbilanz
Neben der offiziellen Kirchenpolitik von SED und Staat gab es in der DDR stets auch eine inoffizielle. Für sie war vor allem das Ministerium für Staatssicherheit zuständig. Dem Zusammenwirken der unterschiedlichen kirchenpolitischen Institutionen widmen sich im vorliegenden Sammelband 18 ausgewiesene Wissenschaftler und Kirchenpraktiker. Sie analysieren die einzelnen Einrichtungen und ihre spezifischen Aufgaben innerhalb der Machtstrukturen. Zugleich werden die Methoden der 'Bearbeitung' von evangelischer und katholischer Kirche durch das MfS behandelt sowie Möglichkeiten und Grenzen der innerkirchlichen Aufarbeitung erörtert.