In diesem Buch wird die Rolle nationaler Währungen im Kontext mobiler Gelder und neuer Zahlungsmethoden untersucht. Mary Douglas bietet eine historische Perspektive auf Geld und Tokens, die die sozialen Anforderungen und die Identität der Menschen reflektieren. Ihre Analysen basieren auf Beobachtungen aus Westafrika und dem Nachkriegsbritannien.
Anna Echterhölter Livres






Apparate
Über Regierungsverfahren und Algorithmisierung
Regierungsapparate beruhen auf Schreibakten und Datensammlungen. Sie lassen sich nur schwer aus dem Takt bringen. Probleme werden in Formen übersetzt, die sie auffindbar, kategorisierbar, vergleichbar und entscheidbar machen - kurz in Formen, die Verwaltbarkeit erzeugen. Dieser Open Access-Band der Reihe AdminiStudies zeigt, wie die Administration durch ihre früh schon automatisierten Verfahren eine Ordnung der Realität schafft, die keine Unvorhersehbarkeiten kennt, die langfristig, erwartbar und populationsmäßig vorgeht und scheinbar immun gegen ökonomische Kalküle ist. Die Liste der Bürokratiekritik ist lang und reicht von der Trägheit über intersektionale Blindheit bis in das korrumpierbare Interesse und die persönliche Vorteilsnahme der Angestellten und neuerdings Algorithmen. Was aber, wenn Regierungsapparate von der Sicherung basaler Grundbedürfnisse her betrachtet werden? Wie verwalten NGOs in Krisensituationen, Seenotrettungsvereine in Notsituationen, was ist die Vorgeschichte der Zwangsernährung, was sind die Regeln des Umgangs mit nicht-normalen Körpern und wie sieht die Verwaltung psychischer Heilung aus?
Die Gegenwart ist datenhungrig: Unsere Alltagsgesten erzeugen digitale Spuren, das Genom ganzer Bevölkerungen kann durchsucht werden, und künstliche Intelligenzen finden selbständig Muster in großen Datenkonvoluten des Finanzmarkts. Als Wegweiser durch das Feld aktueller Forschungsansätze der Daten- und Quantifizierungsgeschichte angelegt, führt dieser Band mehrfach auf das Problem des Kolonialismus. Erstens sind es die frühneuzeitlichen Imperien, die mit den umfassenden Datensammlungen beginnen, noch bevor der bürokratische Staat seine statistischen Büros gründet. Zweitens wird das derzeit merkliche und scheinbar unumkehrbare Vorrücken der Grenze des Quantifizierbaren auch als »Datenkolonialismus« diskutiert: Von Überwachungskapitalismus ist die Rede, aber auch von der Forderung nach Indigenous Data Sovereignty und Datenfeminismus.
Metrologien
Zur Wissenschaftsgeschichte einer Infrastruktur
Messung ist niemals neutral. Äquivalenzbildungsprozesse waren jedoch Gegenstand avancierter historischer Debatten. Der unscheinbare Metallkörper des Urkilogramms in Paris entfaltete im späten 19. Jahrhundert eine fast unsichtbare Weltgeltung. Was aber bewirkt dieses imposante Gebäude einer metrischen Infrastruktur, etwa in den deutschen Kolonien im Pazifik? Entschlüsselt man den konkreten Gebrauch der Maße, so führt der Weg oft in den Bereich des Tausches. Während aber dem Geld bereits zahlreiche Studien gewidmet wurden, so steht eine Analyse der Metrologie noch aus. Dabei sind es gerade die Geistes-, Sozial- und Kolonialwissenschaften dieser Zeit, die entscheidende Bausteine für das Verständnis von Quantifizierungsregimen liefern. Die Rechtsgeschichte diskutiert beispielsweise die Bedeutung dichter und relationaler Maße in Agrargesellschaften. Die Altertumswissenschaften untersuchen die Rolle von Messung in der Haushaltung. Die kolonialen Verwaltungswissenschaften stoßen auf Naturalwährungen, die politische Prozesse quantifizieren, und verdrängen systematisch existierende Standards. Die Wirtschaftswissenschaften hingegen verhandeln Naturaltausch während der Kriege neu, während die Versorgung in Europa fast flächendeckend den Metriken der Rationierung anvertraut worden war.
Schattengefechte
Genealogische Praktiken in Nachrufen auf Naturwissenschaftler (1710-1860)
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Erinnerungs- und Wertungstechniken der Naturwissenschaft als Elemente der sozialen Praxis. Beschönigende Worte und gravitätische Mimik - die öffentliche Ehrung eines verstorbenen Wissenschaftlers durch akademische Institutionen ist stark ritualisiert. Die vorliegende Untersuchung zeigt, wie die verschiedensten Wertungs- und Hierarchisierungsformen - die durch Orden, Widmungen, Stammbücher, Gedenkmedaillen, Portraitwerke, Mitgliedschaftserklärungen und vor allem die Nachrufe auf Naturwissenschaftler bezeugt sind – immer wieder eine Grundstruktur aufweisen: In ihnen überlagern sich gesellschaftliche Ordnungen und Zukunftsperspektiven mit methodischen Positionen. In Detailanalysen weist Anna Echterhölter ein Spektrum sozialer Praktiken nach, das für die epistemische Orientierung ebenso von Einfluss ist, wie der Umgang mit Instrumenten, Geräten und Materialien. Die Autorität der heutigen naturwissenschaftlichen Methode wird so auf die sozialen Vermittlungspraktiken des 18. Jahrhunderts zurückgeführt.
Nahräume der Interaktion wie das Vorzimmer, das Haus und die Straße; Zwischenräume wie das Asyl, die Stadtgrenze, das Schiff und die Peripherie; Fernräume schließlich wie der Datenraum und der Ozean sind die Themen dieses Bandes. Dabei bilden die verschiedenen kulturellen Praktiken und Gebrauchsweisen des Raumes das Scharnier zwischen den spezifischen Raumregimen auf der einen Seite und den menschlichen wie nicht-menschlichen Handlungsträgern auf der anderen Seite: Kulturelle Praktiken konfigurieren gleichermaßen Raumordnungen wie die in ihrem Rahmen jeweils handelnden und exponierten Akteure. Die hier vorgelegten Konfigurationsanalysen des Raumes erproben eine Kulturtheorie der Praxis, der Befehlsketten, Gerichtspraktiken, Prozeduren der Macht und rituellen Inszenierungen, ohne den Sozialbeziehungen und Sozialstrukturen als letzten Instanzen zu vertrauen.