Der Fokus des Jahrbuchs liegt auf den Widersprüchen in der polnischen Gesellschaft seit der Machtübernahme der nationalkonservativen Partei im Jahr 2015. Es untersucht den Konflikt zwischen Konservatismus und Liberalismus sowie die unterschiedlichen Lebensentwürfe, die in Polen aufeinanderprallen. Themen wie Geschlechterverhältnisse, Mobilitätserfahrungen im multikulturellen Westen und die Herausforderungen der katholischen Kirche werden beleuchtet. Zudem werden ästhetische Entwicklungen in Architektur und Stadtplanung thematisiert, die im Kontrast zum Chaos im öffentlichen Raum stehen.
Deutsches Polen-Institut Livres



Das Jahrbuch Polen wird vom Deutschen Polen-Institut Darmstadt herausgegeben. Die Bande 1 bis 6 erschienen unter dem Titel Deutsch-polnische Ansichten zur Literatur und Kultur; die Bande 7 bis 16 als Ansichten. Das Jahrbuch erscheint nun jedes Fruhjahr mit einem Schwerpunktthema - unter den bisherigen Themen waren Umwelt, Manner, Arbeitswelt, Regionen, Kultur, Migration, Religion, Jugend, Stadt und Frauen.
Auch wenn heute davon ausgegangen wird, dass Nationen narrative Konstrukte sind, spielt der Begriff von Völkern und Nationen eine entscheidende Rolle in Geschichte und Gegenwart. Historiker, Kulturtragende und Politiker appellieren an ihre Nation und um dem Volk ihre Ansprachen verständlich zu machen, wurden immer wieder historische Erzählungen verwendet, die der Nation eine glorreiche Geschichte zurückgeben und sie dadurch zusammenschweißen sollten. So spielten in Polen z. B. die Geschichten um den legendären Staatsgründer Piast, von siegreichen Schlachten, von der Treue zur katholischen Kirche und von der ewigen deutsch-polnischen wie polnisch-russischen Feindschaft eine wichtige Rolle. Auch das 20. Jahrhundert produzierte nationale Mythen, etwa von der heldenhaften Wiedergeburt des polnischen Staates 1918, vom Wunder an der Weichsel 1920, von dem unbeugsamen, aber erfolglosen Kampf gegen Totalitarismen von links und rechts und von der gesellschaftlichen wie politischen Solidarität, die zur politischen Befreiung vom Kommunismus führte. Auch wenn diese Solidarität schon lange zerfallen ist, entstehen gleichzeitig neue politische Mythen, die es möglich machen, alte zu zerstören oder so zu verändern, dass sie Polen im Sinne eines guten Wandels durch die PiS-Regierung nach 2015 legitimieren. Das Jahrbuch Polen 2018 führt die Leserinnen und Leser kompetent und ausführlich durch die Mäander polnischer Mythen und Symbole. Ziel des Jahrbuchs ist die vertiefende Erklärung einiger gegenwärtiger polnischer Mythen im Spiegel der Geschichte.