Das Buch entwickelt zunächst einige theoretische Perspektiven, um dann konkret Formen und Funktionen des Politainment zu untersuchen: vom inszenierten Wahlkampfauftritt bis zur Vorabendserie, von der Talk-Show bis zum Polit-Krimi. Zugleich werden in anschaulicher Weise Modelle des Bürgersinns, der Gemeinschaft und des politischen Engagements vorgeführt.
Mythen sind ein wichtiges Medium der politischen Sinnkonstruktion. Um dies zu belegen, wird zunächst in Auseinandersetzung mit diversen kulturwissenschaftlichen Mythos-Konzepten ein Analyseinstrument entwickelt. Die empirische Anwendung erfolgt dann in einer ausführlichen Fallstudie zum Hermanns-Mythos in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen dabei die politischen Funktionen der Mobilisierung in den Befreiungskriegen, der Vergemeinschaftung im Kaiserreich, der Waffe im „symbolischen Bürgerkrieg“ der Weimarer Republik und schließlich der Reflexion nach 1945. Der Schwerpunkt der Analyse liegt bei Heinrich von Kleists Drama „Die Hermannsschlacht“ und beim Detmolder Hermannsdenkmal. Die Analyse dieser Mytheninszenierungen und ihrer Rezeption vermittelt spannende Einblicke in die politische Kulturgeschichte der deutschen Nation.„(...) Dörners Fallstudie ist ein wichtiger Beitrag zur politischen Wirksamkeit nationaler Mythen, deren Aktualität angesichts der Renationalisierung europäischer Politik nach dem Zusammenbruch des Kommunismus kaum zu unterschätzen ist. (...)“Das Parlament 25-26/95
Die Massenmedien prägen als zentrale Plattform der politischen Kommunikation die Wahrnehmung und Identität in der modernen Gesellschaft. Der Autor analysiert Unterhaltungsöffentlichkeiten durch verschiedene theoretische Ansätze und untersucht, wie erfolgreiche Filme und die Serie "The Simpsons" politische Kultur in den USA reflektieren und transformieren, bevor er einen Vergleich zur deutschen Situation zieht.
Krisenkommunikation in Sondersendungen des deutschen Fernsehens
372pages
14 heures de lecture
Sondersendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sind eine zentrale Institution der politischen Medienöffentlichkeit in Deutschland. Sie werden unter hohem Zeitdruck und mit Aufbietung geballter journalistischer Kompetenz produziert. Die Medienakteure sehen sie voller Stolz als imagebildende ‚Premiumprodukte‘ an. Für das Publikum markieren die Formate relevante Störungen gesellschaftlicher Normalität. Sie bieten zudem Einordnungen, Lösungsperspektiven sowie Vergemeinschaftung und Trost. Für politische Akteure sind die Sendungen eine relevante Bühne politischer Krisenkommunikation.
Selbst- und Fremdinszenierung politischer Akteure in Satiretalks des deutschen Fernsehens
364pages
13 heures de lecture
Waren politische Akteure früher primär das Objekt kritischer Spitzen in Satire und Komik, so sind sie gegenwärtig zunehmend als aktive Subjekte daran beteiligt. In den USA ist das schon länger der Fall und der Präsidentschaftswahlkampf 2016 zeigte, dass satirische Interviews dort zum festen Bestandteil der kommunikativen Infrastruktur geworden sind. In Deutschland agiert man noch etwas zurückhaltender, wobei der Bundestagswahlkampf 2013 einen ersten Höhepunkt der Beteiligung bildete. Politische Akteure suchen vor allem die Chance, in komischer Modulation das positive Image eines humorvollen Menschen aufzubauen, der unterhaltsam ist und über sich selbst lachen kann. Gleichzeitig setzen sie sich dabei jedoch einem hohen Risiko aus. Sie treten in Interaktion mit erfahrenen und oft kritisch ausgerichteten Medienakteuren, deren Komikgebrauch einer eigenen Unterhaltungslogik folgt. Dies birgt für Politiker die Gefahr von Unberechenbarkeit, im Fall ungeschickten Agierens sogar die Gefahr, albern, lächerlich und unseriös zu wirken. Der Band präsentiert die Ergebnisse eines empirischen Forschungsprojektes, das den Einsatz von Komik durch politische und mediale Akteure vor der Kamera thematisiert. Ein Schwerpunkt der Untersuchung gilt auch der Aneignung solcher Präsentationen durch die Fernsehzuschauer: Haben die Auftritte tatsächlich einen Einfluss auf die Wähler?
Politiker können sich in Personality-Talkshows als umgängliche Menschen präsentieren und ein breites, auch politik- und bildungsfernes Publikum ansprechen. Allerdings bergen solche Medienauftritte auch Risiken. In den Interaktionen zwischen Moderation, Redaktion, Gästen und Studiopublikum können sich unvorhersehbare Situationen entwickeln und die mediale Inszenierung durch Kameraarbeit, Bildregie und Einspielfilme schreibt dem Geschehen ganz eigene Bedeutungen zu. Die Studie rekonstruiert diese komplexe Logik über Sendungsanalysen und empirische Feldforschung, inklusive sozialwissenschaftlicher Interviews mit Politikern, Medienakteuren und Beratern.
Die Jahrtausendwende war ein Höhepunkt der Diskussion über Bürger- und Zivilgesellschaft sowie ehrenamtliches Engagement in Deutschland. Diese Themen wurden aus zwei Gründen von der Politik aufgegriffen. Erstens wurden die Grenzen der staatlichen Finanzierbarkeit in einer Gesellschaft sichtbar, die trotz einer florierenden Wirtschaft mit einer hohen Zahl von Dauerarbeitslosen leben musste. Zweitens suchte man nach Wegen, der weit verbreiteten Politikverdrossenheit entgegenzuwirken, die potenzielle Gefahren politischer Desintegration aufzeigte. Die Konzepte „Bürgergesellschaft“ und „Zivilgesellschaft“ versprachen Lösungen: Wenn Bürger selbstständig sozialpolitische Herausforderungen angehen, könnten sie einen Teil des teuren staatlichen Handelns ersetzen und gleichzeitig politisch aktiv werden, was ihre Integration in die Gesellschaft fördert. 1999 wurde auf Antrag aller Fraktionen eine Enquete-Kommission „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ eingesetzt, um Strategien zur Förderung ehrenamtlicher Arbeit zu entwickeln. Ein Jahr später präsentierte der Bundeskanzler ein Papier zur „zivilen Bürgergesellschaft“, in dem er eine Rückkehr des Politischen forderte und den Glauben an „mehr Staat“ als Lösung in Frage stellte. Er warnte, dass ein wachsender „Verantwortungs-Imperialismus“ des Staates die politische Sphäre gefährden könnte.