Höller, a successful manufacturer and Schubert enthusiast in his fifties, has been diagnosed with a terminal brain tumor. Without telling his wife and family of the diagnosis he resolves to sell his business to the Russians and use the proceeds to fulfill his dream of creating the perfect conditions for Alfred Brendel to record the definitive performance of Schubert's 'Wanderer Fantasy'.
Ein Paar, wie es unterschiedlicher kaum sein könnte: ein Maler, der nicht länger malt, weil seine Bilder wie Francis-Bacon-Kopien wirken, und eine junge Bankerin am Anfang ihrer Laufbahn. »Wie sollte ich einer karrieresüchtigen Fondsmanagerin klarmachen, dass ich nicht malte, weil mir nach wenigen Pinselstrichen Bacon in die Quere kam. Dann kroch er in meinen Kopf und führte die Hand«. Zwei Lebensentwürfe treffen aufeinander, denen jede Schnittmenge fehlt. Erzählt wird die Anatomie einer Trennung, auch von erfolglosen Versuchen, den Bruch wenn schon nicht zu verhindern, so doch hinauszuzögern, ist die Rede. Während Marie von einem raschen Aufstieg träumt, schwankt das Roman-Ich im Kreis skurriler Figuren zwischen Apathie und Selbstmitleid. Ob die alte Klavierlehrerin, die bis zu ihrem Unfall als Wunderkind galt und trotz ihrer »Krüppelhand« die »Revolutionsetüde« perfekt spielt, den Anstoß zu einem Neubeginn gibt?
Oskar, der im Süden Europas eine Autobahnbaustelle leitet, kämpft in einer fremden Welt aus unbekannten Regeln und mafiösen Verstrickungen gegen drohende Rückschläge. Nur schwer findet er sich in dieser Auseinandersetzung zurecht, nicht zuletzt deshalb, weil sich das Jugendstilhotel in einem Alpental, Kindheitsgefängnis für den Bruder und ihn, nicht abschütteln lässt. Der autoritäre Großvater drängt sich über seinen Tod hinaus in die Köpfe jener, die er zu Lebzeiten tyrannisch unterworfen hat. Wie in einem Wimmelbuch erscheinen, jede Chronologie missachtend, Figuren auf der Bühne des Grandhotels und im Alltag des Erzählers, verbunden durch seine Erinnerungen und Gedanken. Welche der Geschichten sind erlebt und welche Einbildung? Hat sich Rudolf Buchbinder im Talschluss auf eine Konzertreise vorbereitet und Camilla Nylund in der Abgeschiedenheit ihre Stimme kuriert? Und zu welchem Ergebnis gelangen die soziometeorologischen Studien eines Schweizer Linguisten, falls diese tatsächlich jemals durchgeführt wurden?
Konrad bricht wegen dieser Anfälle, für die es keine medizinische Erklärung gibt, ein Klavierstudium ab und will die Dirigentenlaufbahn einschlagen. Als schwarzes Schaf der Familie vertieft er sich mit der Besessenheit des Außenseiters in die Sinfonien Gustav Mahlers und scheitert, weil er sich immer stärker aus der Realität in eine Scheinwelt zurückzieht, sowohl in Wien als auch in Berlin. Das können weder seine Tante, vom Vater als Häkelkünstlerin verspottet, noch ein entlassener Hauswart der Musikhochschule verhindern, der ihm jenen Taktstock Gustav Mahlers besorgen will, den Alban Berg aus dem Künstlerzimmer des Dirigenten entwendet hat. Als er wegen seines Niesens alle Klavierschüler verliert, muss er sich nach einer Beschäftigung abseits der Musik umsehen.
Eine Frau zwischen zwei Männern, und doch keine Dreiecksgeschichte im herkömmlichen Sinn. Dora und Edwin, Billeteure im linken Parkett des Burgtheaters, in dem ihrer Meinung nach die wahren Kenner sitzen, sehen ihre Aufgabe nicht darin, die Besucher zu ihren Plätzen zu geleiten, sondern ihnen die Stücke zu erläutern. Während Edwin sich ausschließlich auf die Kunst konzentriert und nur durch seine Mutter mit ihrem neurotischen Papagei gestört wird, führt Dora mit dem Versicherungsagenten Viktor ein Leben neben dem Theater. Die beiden Männer ahnen nichts voneinander; was die Protagonisten verbindet, ist ihre problematische Jugend, geprägt durch Vaterfiguren, autoritär und lächerlich zugleich. Befreit die Kunst sie von ihren Erinnerungen, oder bleibt sie eine Illusion wie die Auftritte der gescheiterten Opernsängerin, der bei ihrem Debüt die Stimme versagte, und die Bemühungen des Bildhauers, dessen Skulptur „Weltdummheit“ von der Realität überholt wird? Ist die Kunst vielleicht nur eine Täuschung, wie für den Juwelier, dem von seinem Vater verboten wurde, sich am Reinhardt-Seminar zu bewerben?
Die Mutter des Icherzählers ist eine erfolgreiche Anwältin, die ihren Sohn unterdrückt. Sie führt die medienwirksamen Prozesse, er darf sich mit obskuren Klienten abmühen. Ohne Vater aufgewachsen, in Internaten erzogen, spielt er in der Kanzlei seiner Mutter eine inferiore Rolle. Erst als er sich ebenfalls auf die Welt der opernbesessenen Mutter einlässt, gelingt ihm ein Befreiungsschlag. Er verliebt sich in eine Choristin, verehrt Anna Netrebko und setzt der Tenorverehrung der Mutter einen grandiosen Sopran entgegen.
Nach dem Roman „Brendels Fantasie“, mit dem Elke Heidenreich ihre Musikbücher-Edition bei C. Bertelsmann begann, versammelt Günther Freitags Prosaband „Café Olympia“ Texte und Fotos zur aktuellen Lage Griechenlands. Im Zentrum der Miniaturen stehen reale Figuren, die unter dem Einfluss der allgegenwärtigen Krise rasch eine absurde Wandlung erfahren, welche als Spiegelbild des für weite Bevölkerungsschichten unheilvollen Zusammenspiels von rücksichtslosen Finanzmärkten, korrupter Politik und der Verantwortungslosigkeit des Einzelnen fungiert.
SEIT DER GROSSEN VERÄNDERUNG ist auch die Landschaft eine andere geworden. Hat ihr Gesicht gewechselt. Wie ein Schauspieler. Der Landstrich am Fluss, früher die fruchtbare Au und geschützt, entvölkert sich von Woche zu Woche mehr. Ohne Aufsehen verschwinden Men-schen. Bleiben untergetaucht ohne Nachricht für die Zurückgebliebenen. Und schüren die Ver-mutungen. Die sich im dichten Nebel verlaufen. Gerüchte, halblaut ausgesprochen an Wirts-haustischen. Tonlos beinahe und hinter vorgehaltener Hand. Nebelsätze. Gegen die Angst. Dann sprechen die Menschen von anderen Dingen und trinken ein paar Gläser von dem sauren Wein, der auf den Hügeln wächst, die den Landstrich am Fluss vom Hinterland trennen. Janak, reden wir vom Wetter, dem unzuverlässigen, sagen sie zu mir. Das sich hier gegen allgemein bekannte Entwicklungen verändert hat. Sie wissen, dass ich die Wettererscheinungen genau beobachte. Als Mesner kümmere ich mich um die Kirche. Halte sie instand, obwohl der Pfarrer schon vor Monaten ins Hinterland gezogen ist. Die Arbeit kann ich mir selbst einteilen, nachdem der Pfarrer weggegangen ist. Unfreiwillig, von einem Tag auf den anderen. Niemand kontrolliert meine Arbeit. So bleibt genügend Zeit für die Wetterkunde. Man weiß, dass die Erde sich erwärmt. Die durchschnittlichen Temperaturen steigen. An ihrer Oberfläche schmilzt das Eis, in ihrem Inneren beginnt die Erde überzukochen. In den Zonen ohne Vulkane, durch die der Überdruck aus dem Erdkern abgeleitet werden kann, können in wenigen Jahren schon riesige Explosionskrater entstehen. Kilometerlange Durchmesser werden keine Seltenheit bedeuten. Dörfer können so von der Erde verschluckt werden. Ganze Dörfer und Städte, bis ein Bezirk nach dem anderen unter der Erdkruste verschwindet. Zerkocht wird! Ich bestelle einen Doppelliter für mich und meine Zuhörer.