Eine neue Dimension der Gewalt hat Deutschland erschüttert - unbegreifliche Ereignisse, die bislang vorwiegend aus Amerika bekannt waren: Amokläufe. Deren schreckliche Häufung in der jüngsten Vergangenheit ist leider kein Zufall. Ungerichteter Haß und ungebundene Wut, die sich in scheinbar motivlosen Taten entäußern, haben benennbare Ursachen. Der Autor legt die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Wurzeln dieser Gewalt frei.
Götz Eisenberg Livres






Zwischen Amok und Alzheimer
Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus
- 289pages
- 11 heures de lecture
Der im Namen des Neoliberalismus von der Leine gelassene Kapitalismus hat ein gesellschaftliches Klima der Kälte und Feindseligkeit entstehen lassen, das sich in den Menschen als psychische Frigidität, Rücksichtslosigkeit und Indifferenz reproduziert. Selbst auf die Kindheit fällt ein Kälteschatten: Die Gesellschaft des entfesselten Marktes bemächtigt sich der Kinder mittels elektronischer Medien. Eine derartige Form der Sozialisation fördert die Produktion von Psychopathen. So wächst ein Menschentyp heran, der in seiner Bindungs-, Skrupel- und Gefühllosigkeit der Funktionsweise der Gesellschaft des entfesselten Marktes entspricht und sie am Leben erhält. Doch Götz Eisenberg belässt es nicht bei dieser von ihm an vielen Beispielen konkretisierten Feststellung. Er sucht nach Auswegen. 'Eisenberg macht eine alltägliche Beobachtung und knüpft einen so frappierenden Gedanken daran, dass uns ein einziger Satz den medialen Schleier von den Augen nimmt.' (Matthias Altenburg, alias Jan Seghers, Frankfurter Rundschau)
... damit mich kein Mensch mehr vergisst!
- 303pages
- 11 heures de lecture
Wenn ein Mensch Amok läuft, beschwören die Interpreten schnell das Außergewöhnliche des Ereignisses, als wäre es schicksalhaft vom Himmel gefallen. Götz Eisenberg hat seit über einem Jahrzehnt die Zusammenhänge von Amok und Gewalt erforscht und hält vehement dagegen. Für ihn verrät Amok weniger über die verzweifelten Täter als über die latente Gewaltbereitschaft unserer Gesellschaft. »Amok«, sagt Eisenberg, »droht zur kriminellen Physiognomie des globalen Zeitalters« zu werden.
Zwischen Anarchismus und Populismus
Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus Band 3
Dem Anarchismus begegnen wir in diesem Band im Kontext des Spanischen Bürgerkriegs, der Bayerischen Räterepublik, der Russischen Revolution, der 68er Revolte und in Gestalt zeitgenössischer Bestrebungen zum Aufbau einer solidarischen Ökonomie. Der Bruch zwischen Marxismus und Anarchismus, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts vollzogen wurde, ging für beide Seiten mit Verlusten einher und fügte der sich formierenden Arbeiterbewegung schweren Schaden zu. Der in der Folge dominant werdende Arbeiterbewegungsmarxismus geriet in den Bann des » Kältestroms «, der von der kapitalistischen Ökonomie ausgeht, und vernachlässigte den » Wärmestrom «, der das ist, was in die Phantasie greift und die Menschen berührt und antreibt. Der Triumph des Nationalsozialismus resultierte Ernst Bloch zufolge auch aus der Unfähigkeit der sozialistisch-kommunistischen Linken, die hungrigen, unglücklichen, ohne Ziel umherirrenden Menschen satt zu machen. Bis heute hat sich daran wenig geändert.
Zwischen Arbeitswut und Überfremdungsangst
Zur Sozialpsychologie des entfesselten Kapitalismus Band 2
Die in diesem Band versammelten Texte schlagen einen Bogen vom Attentat von Sarajevo, dessen Geschichte erstaunliche Parallelen zu gegenwärtigen Formen des Terrorismus aufweist, über das Pegida- und AfD-Unwesen, den Flugzeug-Amok in den französischen Alpen, den Umgang der Europäischen Union mit Griechenland, bis hin zu dem, was man als »islamistischen Terror« und »Flüchtlingskrise« bezeichnet. Die zwischen die größeren Essays montierten Alltagsminiaturen kreisen um das, was man »freiwillige, digitale Knechtschaft« nennen kann. Digitale Parallelwelten breiten sich neben den herkömmlichen Formen der Wirklichkeit aus, überwuchern sie und zehren sie aus. Heutige Kinder wachsen zwischen Smartphones und Tablets heran, die die Aufmerksamkeit der Erwachsenen beanspruchen. Kinder leiden unter neuartigen Entbehrungen, die Eisenberg »digitale Verlassenheit« nennt. Die traurigen Augen vieler Kinder zeugen davon.
Das Massaker von Erfurt markiert den vorläufigen Schlusspunkt einer Blutspur, die Amokläufe in jüngster Zeit durch Europa gezogen haben. Doch was bedeutet Amok, woher stammt dieses rätselhafte Phänomen, warum breitet es sich aus? Unter dem Eindruck der Erfurter Ereignisse analysiert Götz Eisenberg, warum die jüngsten Gewaltausbrüche kein Zufall sind. Sie erschließen sich dem Lesenden als 'Innenseite' einer Globalisierung, die über die Köpfe und Bedürfnisse der Menschen rabiat hinweggeht und sie gleichzeitig bis in ihr Innerstes erschüttert und verängstigt. Aus diesem Zustand schlagen letzlich auch Populisten wie Schill ihr politisches Kapital.
Die Autoren gehen den Ursachen der Gewalt unter Jugendlichen nach, die in ihrer Sicht keine Modeerscheinung ist, sondern das Resultat "niedergebrannter sozialer Einrichtungen ", die bislang Aggressionen gebändigt haben: Familie, Schule und Beruf. (Quelle: Vontobel, J. Und bist du nicht willig ... [VIII C 5061])
Der Militärputsch von General Francisco Franco im Juli 1936 gegen die spanische Republik führte zu einem dreijährigen Bürgerkrieg, der fast eine Million Menschenleben forderte und Hunderttausende zur Flucht zwang. Die Niederlage der republikanischen Kräfte war auch auf interne Konflikte zurückzuführen. Die Spannungen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten auf der einen Seite und dissidenten Kommunisten sowie Anarchisten auf der anderen eskalierten zu einem blutigen »Bürgerkrieg im Bürgerkrieg« im Frühjahr 1937. Die »große Säuberung« in der Sowjetunion fand ihre Entsprechung in Spanien, wo die KPE und NKWD Jagd auf Trotzkisten und Anarchisten machten. Mit dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs verschwand der Anarchismus als Massenbewegung, die es nur in Spanien gegeben hatte. Dennoch, wie Hegel bemerkte, haben große Ideen ein »Sousterre« und wirken unterirdisch weiter. Götz Eisenberg argumentiert, dass die Auflösungserscheinungen des kapitalistischen Modells der Industrialisierung und Modernisierung zu einer Wiederbelebung solidarischer Ökonomie und Selbstverwaltung führen könnten. Dazu sei es notwendig, alte Bilder der Revolution abzulegen und verschiedene Widerstandsstränge sowie alltägliche Subversionen zu bündeln. Ein Personenregister und eine Literaturliste machen diese Collage zu einem »Türöffner« für ein oft vernachlässigtes Kapitel der europäischen Geschichte im zwanzigsten Jahrhundert.