Regards croisés N°6, 2016 Revue franco-allemande de recensions d histoire de l art et d'esthétique Le dossier du sixième numéro de Regards croisés est consacré à l'étude de la mode. Barbara Vinken revient sur les raisons de sa condamnation dans la modernité, corrélative de sa marginalité dans le champ des savoirs. Jean-Pierre Lethuillier examine l'évolution disciplinaire et méthodologique des études sur la mode d'Ancien régime depuis les années 1980, entre histoire sociale, cultural studies et culture matérielle. Philipp Zitzlsperger et Änne Söll envisagent les interactions entre le visuel, le social et l'identitaire dans l'image du vêtement, pour l'un à l'époque de Rubens, pour l'autre dans la Nouvelle Objectivité. Damien Delille mesure les enjeux institutionnels et conceptuels des débats du IIe Empire sur la mode comme art décoratif. Les dialogues franco-allemands fondateurs de la revue se manifestent encore dans le compte rendu par Maude Bass-Krueger et Sophie Kurkdjian du colloque Regards croisés franco-allemands sur la mode, qui s'est tenu en 2016 à Paris et Berlin, ainsi que dans la rubrique projets croisés consacrée au projet photographique sur l'histoire industrielle franco- allemande deLaurent Bellec et Mathieu Le Barzic. Ils se prolongent de nouveau dans de nombreuses recensions d'ouvrages récents de langue allemande et française.
Claudia Blümle Livres






Blickzähmung und Augentäuschung
- 469pages
- 17 heures de lecture
»Weil das Bild jener Schein ist, der behauptet, er sei das, was den Schein gibt, steht Platon auf gegen die Malerei als eine Aktivität, die mit der seinen rivalisiert. Dieses andere ist das ›klein a‹, um das ein Kampf geführt wird, dessen Seele die Augentäuschung ist.« (Jacques Lacan) Der materialreiche Band ist dem besonderen Stellenwert des Bildes in den Schriften und Seminaren Jacques Lacans gewidmet. Die Lacan’schen Unterscheidungen von Auge und Blick, von »écran« und »image« oder auch von Imaginärem und Realem werden als Elemente einer Theorie des Bildes verstanden, die sich gegen jede Form des visuellen Realismus wendet. Indem nicht die Gestalt, sondern der Fleck das Sehfeld regiert und das Subjekt der Vorstellung spaltet, knüpft sich das Bild an ein tychisches Begehren, das sich darin seiner Ursache gegenübersieht.
Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes gehen auf die AVXVIII. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine undVergleichende Literaturwissenschaft (DGAVL) in Innsbruckim Mai 2021 zurück und untersuchen ein breites Spektrumvon Verblendungsphänomenen. Die Analysen beschäftigensich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit Literatur,Film, bildender Kunst, Theater, Musik und digitalen Medien,(Literatur-)Wissenschaft und Philosophie, Alltagswelten undPopulärkulturen. Sie widmen sich Phänomenen wie (Sinnes-)Täuschungen, Lügen, Trugbildern und -reden, Kaschierungen,Verkleidungen, Ver- und Enthüllungen, Gespenstern,Geheimnissen, Buchfassaden, Überschreibungen, Wahn undTräumen, Maskierungen, Intrigen, Mimikry, Metamorphosen,Pseudonymen, Entgrenzungen, dem Grotesken ... Inhaltsverzeichnis Sebastian Donat, Alena Heinritz, Magdalena Leichter und Martin Sexl »Einleitung« Claudia Blümle »Nach Tische wird die Aldobrandinische Hochzeit [ ] aufgezogen.« Inszenierte Seherlebnisse vor Goethes Bildvorhang 1. Von Verblendungen und (Sinnes-)Täuschungen in der Literatur Elena Fabietti »A Dioptrical bee-hive«. Die Repräsentation von Innerlichkeit zwischen Sichtbarkeit und Verblendung in Laurence Sternes Tristam Shandy Waltraud Fritsch-Rößler Die Liebe, die Sonne, die Jagd. Zur Überblendung von Verblenden und Blenden in Gottfrieds von Straßburg Tristan Helmut Grugger Zum literarischen Diskurs des (Un-)Eigentlichen am Beispiel der Erschütterung des Erzählens in Franz Kafkas Romanfragment Das Schloß Joachim Harst Verblendung oder Erleuchtung? Lesen bei Cervantes und Coetzee Viktoria Müller »Ich war ein Wunderkind! Ein blindes Wunderkind! War das herrlich!« Die erblindete Musikerfigur in Petra Morsbachs Roman Der Cembalospieler Claudia Schmitt Verblendung(en) in Zeiten des Krieges in Romanen von William Boyd und Alex Capus Caroline Scholzen »Augenruhe« trotz »gestörter Meridiane«. Zu Ingeborg Bachmanns Erzählung Ihr glücklichen Augen Oliver Völker »What do you see?« Verblendung, Blindheit und Sichtbarkeit in Melvilles Moby-Dick; or, The Whale 2. Von Philosophie, (Welt-)Literatur und (Literatur-)Wissenschaft Peter Brandes »Abdruck des universalen Verblendungszusammenhangs«. Zur rhetorischen und narrativen Funktion der Verblendungsthese in Adornos Homer-Lektüre Kyung-Ho Cha »Like a small volume of Shakespeare lying open in the dust of a boundless desert.« Zur Evolutionstheorie und naturhistorischen Epistemologie in Vladimir Nabokovs Dar Corinna Dziudzia Nationalliterarische Wissenstradierungen als Verblendungen? Über das Ausblenden heterogenen Wissens Peter von Möllendorff Trugreden oder Selbsterfindungen. Camouflierendes Erzählen in der Odyssee Stavros Patoussis »Es will Täuschung, es lebt von der Täuschung «. Zur systematischen Stellung der Täuschung in Nietzsches Vorreden von 1886 Philipp Sperner Das Erbe des Eurozentrismus oder: Literaturwissenschaft im Rausch der Weltliteratur 3. Von Buchkünsten, Alltagswelten und Populärkulturen Martin Fritz Drag als literarische Kategorie? Alena Heinritz Literatur »von Wohnung zu Wohnung«. Der private Wohnraum in der Entropie der Corona-Pandemie Alexandra Müller Überschreibungen, Kaschierungen und Schwärzungen. Traumatische Schrift-Fassaden in Text-Bild-Installationen von Jenny Holzer und Alfredo Jaar Julia Nantke Zwischen Fassade und Verkleidung. Der Paratext in literarischen Texten um 1800 Jonas Nesselhauf Die Unschärfe der Pornographie. Darstellungen des Sexuellen bei Benoîte Groult und Thomas Ruff Stephan Packard Nur ein Athen gewesen? Zu einem Motiv des aufklärerischen Misstrauens gegen das Publikum populärer Fiktionen nach Lessing Monika Schmitz-Emans Buchfassaden Rebecca Erika Seewald Whitening of History. Samba und Brasiliens Mythos der »Rassendemokratie« 4. Von Theater, Film und digitalen Medien Kathrin Ackermann-Pojtinger Fälschung im Film. Fiktive Werkgenesen im Subgenre des Kunstfälscherfilms Ingeborg Jandl Realitätsverluste zwischen Liebesbegehren und religiösem Wahn. Literatur und Film aus Kroatien, Russland und dem Iran Magdalena Leichter Trugbild, Traum und Täuschung. Rotoskopie und Verblendung in Robert Linklaters A Scanner Darkly und Raphael Bob-Wakspergs und Kate Purdys Undone Dejan Lukovic »You must always make more than just the part you want them to see«. Täuschung als ästhetische Praxis in der Raumkonstruktion von Videospielen Koku G. Nonoa Zur Verblendung und der Anagnorisis als Geste im Theater Julia Prager Theater-Texte und die Intrige medialer Verblendung (Schwarzwasser) Annette Simonis Mimikry und Metamorphose. Mensch-Tier-Transformationen in Les Métamorphoses du Serpent Blanc im ost-westlichen Kulturtransfer 5. Von Geheimnissen, Heimsuchungen und Geistern Ángela Calderón Villarino Ningunear maskiertes Schreiben in Formen und Formeln. Poetiken des Mexikanischen bei Octavio Paz und Antonin Artaud Raul Calzoni Der verblendende Vampir »en masque«. Bram Stoker, E. T. A. Hoffmann und Théophile Gautier Katharina Fürholzer Im Namen des Maskenspiels. Pseudonyme zwischen Gesichtsverlust und Ehrerhalt Yuuki Kazaoka Zur Rolle des Pseudonyms Adam in Hans Leybolds literarischem Programm Gegen Zuständliches Isabel Kranz Von den entdeckten Geheimnissen der Pflanzenwelt. Aspekte einer »Theorie der Blumen« Beatrice Nickel Verblendung und ihre Folgen. Zum religiösen Fanatismus bei Voltaire und Kesten Mariam Popal Verblendung Unverborgenheit, Geheimnis, Marranität. Verblendung als (intersektionaler) BeDeutungsprozess in Gertrud Kolmars Die jüdische Mutter und Toni Morrisons Beloved Alexandra Rassidakis Spielarten des Wunderbaren in der Neophantastik. Die »angereicherte« Realität zwischen Gewinn und Verblendung Christiane Solte-Gresser Verblendung, Verdrängung, Heimsuchung. Träume in Täterromanen von Edgar Hilsenrath und Marcel Beyer Kirsten Von Hagen Der Vampir als Figur der Verblendung. Reflexionen zu Gautiers La morte amoureuse Biobibliografische Notizen
Das Dossier der vierten Ausgabe der Regards croisés widmet sich den Kunstakademien als Ursprung eines reflexiven Diskurses über die Kunst, aber auch als Reibungsfolie für die Entstehung einer außerakademischen Kunstkritik und zahlreicher Modernismen, seitdem in der Mitte des 17. Jahrhunderts die Pariser Académie Royale de Peinture et de Sculpture gegründet wurde. Die Beiträge von Markus A. Castor, Ekkehard Mai, Axelle Fariat und Christian Michel skizzieren verschiedene Ausprägungen von Akademie-Modellen in Frankreich und Deutschland bis in das 20. Jahrhundert. Sie werden in der Rubrik Projets croisés um eine Diskussion mit Künstlern und Lehrenden an deutschen und französischen Kunstakademien ergänzt. Das Heft schließt mit zahlreichen Rezensionen aktueller deutsch- und französischsprachiger Rezensionen
Schauspiele des Halbversteckten
Eine Bildgeschichte des gemalten Vorhangs
Im Akt der Enthüllung lässt ein beiseite geschobener Vorhang etwas zum Vorschein kommen, das zuvor verborgen war, und löst dadurch nicht nur das Interesse aus, dieses weiter zu ergründen, sondern lenkt auch unser Sehen. Dabei wird ersichtlich, mit welchen Mitteln ein Betrachter verführt wird, sich ein Bild anzusehen und wann welche Praktiken bestimmen, ob etwas in einem Bild zu sehen gegeben wird oder nicht gezeigt werden darf. Das vorliegende Buch fragt danach, auf welche Weise ein Vorhang im oder vor dem Bild die Begegnung mit dem Bild provoziert. Denn im Gegensatz zu einem distanzierten Sehen fordern die Vorhänge in den hier behandelten Kunstwerken vom 15. bis zum 19. Jahrhundert (u. a. Vermeer, Tizian, Velázquez, Manet, Cézanne) den Betrachter dazu auf, sich auf das im Bild Gezeigte einzulassen. Es ist ein Sehen, das zwischen dem Davor-Stehen und Sich-im-Bild-Bewegen zu pendeln beginnt. Ein Bild besteht somit weniger darin, Bedeutungsträger zu sein, sondern vielmehr darin, ein Zusammenspiel mit dem Betrachter und ein Sehen im Bild zu entfachen, dessen Reiz im Schauspiel des Halbversteckten liegt.
Visuelle Zeitgestaltung
- 140pages
- 5 heures de lecture
Zeit selbst ist nicht anschaulich, daher sind wir zu ihrer Vergegenwärtigung auf Bilder und Modelle angewiesen. Folglich bestimmen visuelle Simulationen dynamischer Prozesse ebenso wie die Gestaltungen zeitbasierter Medien unsere Wahrnehmungen und Lebensweisen. Visuelle Zeitgestaltungen widmet sich historisch und systematisch einer Auswahl von Zeitmodellen, die in Design, Kunst und Wissenschaften durch Bildtechniken konstituiert werden.
Werden Stoffe beiseite geschoben, lenken sie die Aufmerksamkeit auf das Enthüllte und schüren die Neugier, noch Verstecktes zu entdecken. Das künstlerische Wechselspiel zwischen Verbergen und Zeigen steht im Fokus von Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen und Installationen, die den Bogen von Renaissance und Barock über die Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst spannen. 0Den antiken Maler-Wettstreit konnte Parrhasios für sich entscheiden, indem er einen leinenen Vorhang so täuschend echt malte, dass sein Kontrahent Zeuxis diesen für real hielt. Um die Rolle des Vorhangs in der künstlerischen Augentäuschung, in göttlichen Mysterien, Machtrepräsentationen, Enthüllung verführerischen wie brutalen Geschehens, Innen und Außen wie für die artistische Kunstfertigkeit kreisen fundierte Texte hochkarätiger Autoren sowie exquisite Meisterwerke: Neben Tizians 'Porträt des Kardinals Filippo Archinto' sind Arbeiten von Holbein, El Greco, Rembrandt und Delacroix bis zu Beckmann, Christo oder Gerhard Richter u. a. versammelt. 0Exhibition: Museum Kunstpalast, Düsseldorf, Germany (01.10.2016-22.01.2017)
Ruinierte Öffentlichkeit
- 278pages
- 10 heures de lecture
Der Band richtet den Blick auf die 1950er Jahre als eine Zeit, in der der öffentliche Raum angesichts der materiellen wie immateriellen Zerstörungen des Krieges ein gleichsam neu zu definierendes Terrain darstellt – und vielfach in Theater, Architektur und Kunst eine ästhetische Neubestimmung erfährt. Während zahlreiche Theater und Konzertgebäude in dieser Zeit restauriert, modernisiert und neu errichtet werden, erlebt die bildende Kunst im öffentlichen Raum einen Aufschwung durch die neue Kunst-am-Bau-Regelung. Dabei wird in Theaterbau, Baukunst und Kunst am Bau ein – oftmals widerspruchsvoller – Wille zum Aufbau der Gesellschaft sichtbar. Im historischen Rückblick beleuchtet der Band diese architektonischen und künstlerischen Strategien und Praktiken in den 1950er Jahren, die maßgeblich an der (Wieder-)Herstellung von Öffentlichkeit beteiligt waren. Inklusive DVD mit Ton- und Bildbeiträgen u. a. des 5. Darmstädter Gesprächs von 1955, einem Dokumentarfilm zur documenta II sowie diversen aktuellen Zeugnissen.
Der Zeuge im Bild. Dieric Bouts und die Konstitution des modernen Rechtsraumes
- 397pages
- 14 heures de lecture
Im Zentrum der Studie stehen zwei für das Rathaus von Löwen entstandene Gemälde von Dieric Bouts, die mit der Darstellung der Feuerprobe eine alte Rechtspraxis illustrieren. In den Rathausgemälden wird die Feuerprobe, die in Löwen seit dem 14. Jahrhundert verboten war, visuell vergegenwärtigt, ohne dass dabei ihr Vergangenheitscharakter aufgehoben ist. Der zeitliche Riss, der somit die Bilder durchzieht, legt es nahe, in ihnen eine ikonische Reflexion der rhetorischen Figur des Exemplums zu erkennen. Diese Reflexionsebene selbst entspricht, wie die Untersuchung offen legt, der Struktur des neuen säkularisierten Rechtsraumes juridischer Wahrheitsfindung: Erst durch die Einführung eines urteilenden Dritten kann eine Beobachterposition zweiter Ordnung und damit eine distanzierte Reflexion entstehen, die es ermöglicht, vergangene Tatbestände zu untersuchen und auszulegen.
Angesichts eines Begriffs vom Leben, wie er sich im 19. und 20. Jahrhundert herausbildet, büßen Darstellungen, die in einer traditionellen Weise der Mimesis folgen, ihre Selbstverständlichkeit ein. Zeitgleich lässt sich in Malerei und Graphik eine Krise der Repräsentation beobachten, indem die Bilder mit den perspektivischen und anatomischen Regeln der Raum- und Körperdarstellung brechen. Sowohl in den Lebenswissenschaften als auch in der Kunst entstehen neue abstrahierende Bildkonzepte, die generativ, konstruktiv und konkret operieren, um die systemische Funktionsweise des Organismus zu visualisieren. Wie verfahren Wissenschaften, Künste und Theorien mit dem Leben, das von »Virtualitäten, Singularitäten und Ereignissen« geprägt ist? Der Sammelband widmet sich diesen philosophischen, kunst- und wissenschaftshistorischen Konstellationen, wobei das Werk von Gilles Deleuze mit seinem Konzept der »anorganischen Vitalität« einen wichtigen Leitfaden bildet. Dabei geht es um Strukturen, die Lebendiges bezeugen, um die Freisetzung einer Linie, die keine Kontur mehr ist, und um die Schaffung einer Figur jenseits der Figuration.
