Eremias flieht vor seinen Verfolgern und sucht in der Savanne Zuflucht. Er kämpft mit Schmerzen und existenziellen Fragen, während er mit der Natur kommuniziert. Der Tod verfolgt ihn, und er erkennt, dass das Bewusstsein und die Triebe das menschliche Handeln bestimmen, ähnlich wie bei Tieren.
Jürgen Timm Livres






In "In der Nähe des Wahnsinns" kämpft Eremias mit seinen überreizten Gedanken und der Dunkelheit der Savanne. Er ist krank und beschuldigt seine Frau Dida, die es versäumte, Holz zu sammeln. Die Gefahren der Nacht drohen, während Eremias verzweifelt um Feuer und Sicherheit bittet.
Bilder einer langen Reise Auf ihren Wanderungen durchstrichen die beiden, Eremias und Babuun, Naheliegendes und Fernliegendes, Länder und Welten, Savannenland, Himmel und Erde, und den Sternenraum. Sie gelangten in verschiedene Zeiten auch. Sie gelangten in die Vergangenheit, und in die Vorvergangenheit. Bis an den Anfang gelangten sie, bis an den Anfang aller Dinge. Und in die Zukunft gelangten sie, weit in die Zukunft, sehr weit, bis an das Ende aller Dinge gelangten sie. Eines Tages wird es soweit sein. Aber immer gab es eine Verbindung. Es war, als ob die Vergangenheit in die Gegenwart hineinsickerte, in Schüben zuweilen hineinschwappte. Mit der Zukunft war es ähnlich. In den Momenten lichteten sich die Nebel. Künftige Strukturen wurden sichtbar, und greifbar. Immer und immer wieder tauchten künftige Welten auf. Nur kurz, die Nebel des Vergessens kamen schnell zurück, und verhüllten das Kommende. Nicht für immer, natürlich nicht. Niemand und nichts kann sich seiner Zukunft entziehen, deshalb. Die Zukunft nähert sich, unaufhaltsam, unausweichlich. Künftige Strukturen werden sichtbar, Anfang und Ende werden real. Die Bilder einer langen Reise. Sie weisen den Weg in die Zukunft, bis hin zu jenen Momenten, in denen Anfang und Ende miteinander verschmelzen, bis hin zu jenen Momenten, in denen Anfang und Ende ununterscheidbar werden. Die lange Reise gelangte ans Ziel. Eines Tages wird es soweit sein.
Das Leben zwischen Tod und Tod Eremias, allein am nachtlichen Lagerfeuer. Eremias summsingsang ein monotones Liedlein, eine Art Sprechliedlein, eine Art Anflugliedlein, wenn du weit, was ich meine. Eremias summsingsang ein kleines Liedlein: Es ist der Tod, der dich in seinen Handen halt! Nichts bist du, als eine Handvoll Staub! Ein Windsto, Wind und Staub verwirbeln. Wind und Staub wirbeln und treiben davon. Eremias, einsam und verloren: Du entstammst der unbelebten Materie. Und zuruck geht die Reise, zuruck zu einem Stuck unbelebter Materie. Das Leben verknupft diese Pole, das Leblos und das Leblos. Das ist alles. Eigenartig, findest du nicht auch? Ich meine, was soll dieses Lebendige, diese Winzigkeit, umgeben und bedruckt von all den leblosen Teilen des Seins. Was soll dieses Lebendige, eingezwangt zwischen all den leblosen Teilen des Seins. Eremias, irgendwie einsam und irgendwie verloren: Die Situation der Menschen ist eigenartig gespalten. irgendwie schizophren. Findest du nicht auch? Der konkrete Tod wird bekampft, auf Biegen und auf Brechen. Der Tod als Prinzip hingegen wird akzeptiert. Weshalb ist das so? Weil der Tod den Menschen unabanderlich erscheint? Aber ist es auch so? Ist der Tod unabanderlich? ist der Tod ein unabanderliches, und deshalb ein immer und ewig zu akzeptierendes Prinzip? Moglicherweise werden Prinzip und simples Unvermogen miteinander verwechselt.
Die Löwen sind nah! Unruhige Zebras ahnen die Gefahr! Gewieher, gezogen und gestoßen, unruhiges Gescharre und Geschnaufe, unruhiges Gebaren! Panisches Gewieher, hochgezogen und ausgestoßen! Die Löwen sind nah!Die Zebras ahnen, wittern die tödliche Gefahr! Die Zebras kennen die tödliche Gefahr!Die Löwen umschleichen die Zebras. Ohrenspiel, Ohrenzucken, gespannte Muskeln! Die Löwen umzingeln die Zebras! Kräfte ballen sich zusammen! Kraft gegen Kraft, Schönheit gegen Schönheit! Die Absicht zu töten gegen die Absicht, nicht getötet zu werden! Das Muss zum Töten gegen das Muss zum Leben!Angreifen und FliehenVerfolgen und verfolgt werden, Töten und getötet werden, Beute schlagen und Beute sein!Donnernde Hufe, Staub und Wirbel, Aufwallungen, Vibrationen von Licht und Luft und Staub und Erde. Warnschreie und Angstschreie.Lange und kurze, hochgezogene Schreie, hoch- und runtergestoßenes Schreien! Ein Zebra fällt, die Löwin an seiner Kehle würgt es. Die Löwin an seiner Kehle erwürgt es!Bald ist es still.Nach- und Nachtgedanken vom Tod.Der Tod: Das Leben eines Zebras wurde beendet! Die Löwen brachten den Tod.Der Tod: Das spektakuläre Ende einer komplexen, hochentwickelten Struktur! Der Tod: Der Zusammenbruch einer komplexen, hochentwickelten Form des Lebens! Eremias, spät in der Nacht, unter den Sternen, sah er zu den Sternen hoch. Eremias, am Rande des großen Meeres, bestürzt, betroffen, beinahe fassungslos, sah Eremias zu den Sternen hoch: