Die Truppe - Logbuch eines Tagediebs: Wie wir den Pott nach Deutschland holten Tag 0 - Los geht's! 1. Dezember 2013 Eigentlich bin ich ein ganz normaler Mann. Ein Typ, dessen Ehefrau ihm eintrichtert: Osvaldo, komm nicht so spät nach Hause, hörst Du! Meistens bin ich zu diesem Zeitpunkt aber schon weg, die Haustüre fiel unglücklicherweise schon vorher zu. Wenn ich mich in meinem Leben auf eines fest verlassen kann, neben den gut gemeinten Ratschlägen meiner Frau, versteht sich - dann ist es meine Menschenkenntnis. Ich erkenne Scheinriesen zum Beispiel schon von Weitem. Die haben mich als Kind immer schon bei der Augsburger Puppenkiste im dortigen Lummerland fasziniert: Von Weitem sehen sie riesig aus, je näher sie kommen, desto kleiner werden sie. Ich kann es quasi riechen, wenn jemand dummes Zeug redet oder etwas nicht ernst meint. Mag sein, dass ich nicht der hellste Stern am Firmament bin, aber bei der Menschenkenntnis, da macht mir keiner was vor. Kann ja nicht anders sein, ich habe schließlich auch Menschenverstand. An der Stelle muss ich jedes Mal etwas über mich selbst lachen. Aber es stimmt. Menschenkenntnis und Menschenverstand. Die gehören zu mir wie wie das Laub zur Lärche. Damit komme ich immer gut über die Runden. Übermorgen treffe ich mich mit Tom und Chris. Das sind meine besten Freunde. Und da freue ich mich schon die ganze Zeit drauf. Wir wollen uns nämlich zusammensetzen und unsere Reise zur Fußball- Weltmeisterschaft nach Brasilien konkret planen. Seit mehr als drei Jahren sprechen wir von nichts anderem. Und seit mehr als drei Jahren lege ich jede Woche zehn Euro ins Fußball-Sparschwein - heimlich versteht sich. Seit wir die WM in Südafrika und die Fans aus aller Herren Länder im Fernsehen bestaunt haben, möchten wir auch einmal dazugehören. Einfach mal dabeisein. Mittendrin. Der Tom, der Chris und ich, der Osvaldo. Ich bin schon ganz heiß, wenn ich an die vielen, tollen brasilianischen Samba- Tänzerinnen denke. Da wimmelts ja nur so von denen in Brasilien. Die sollen dort überall sein. Kein Wunder, in Brasilien gibt es ja nur Strand, Strand und nochmals Strand. Sehe ich immer im Fernsehen. Die werden mir und meinen Kumpels über den Weg laufen, zwangsläufig, da bin ich mir sicher. Eine nach der anderen. Darf bloß meine Frau nix davon erfahren. Tag 3 - Neue beste Freunde 1. Dezember 2013 Habe jetzt neue Freunde: Michel, Norberto und Werner, auch Herrmann genannt. Die sind wenigstens echte Freunde. Zwar neue Freunde, aber ok. Wie echte Freunde eben. Ohne Wenn und Aber und irgendwelches Rumgeeiere, wenn es ans Eingemachte geht. Norberto und Michel kenne ich bereits seit meiner Jugend. Mit Norberto stand ich schon als 8-jähriger gemeinsam auf dem Platz. Norberto im Tor, ich im Sturm. Angeblich, weil ich da am wenigsten kaputt machen konnte. Heute ist eher neben dem Platz unsere Stärke. Muss ich unumwunden eingestehen. Aber bei der dritten Halbzeit macht mir keiner was vor. Es kam schon vor, dass das Spiel seit einer halben Stunde beendet war, ehe ich es merkte, weil ich mich an der Currywurstbude bei ein paar Bierchen festgequatscht hatte. Und Norberto kann das auch. Er hatte schon als junger Torwart ein unglaubliches Stellungsspiel. Lief ein unerwarteter Konter der gegnerischen Mannschaft auf unser Tor zu, brauchten wir ihm nur kurz zuzurufen: Hey, Norberto, beweg Dich mal! Und schon fischte er den Ball aus dem Tornetz. Gut, manchmal kamen auch spektakuläre Paraden à la René Higuita aus Kolumbien, alias El Loco (Der Verrückte), dem legendären Keeper, der mit sensationellen Fallrückziehern Bälle von der Torlinie ins Feld zurückkatapultierte. Norberto war quasi dessen später geborene Vorgänger. Genie und Wahnsinn lagen auch bei ihm ganz dicht beieinander. Ich hatte jedenfalls immer höchsten Respekt vor Norberto. Und Michel? Ich würde sagen, er ist die Zuverlässigkeit in Person. Ich habe mal beobachtet, wie er ein Türschloss zugedreht hat. Zweimal
Rüdiger Göttert Livres




Fünf Freunde erleben während der Fußball-WM 2018 in Russland chaotische Abenteuer und versuchen, ihre Frauen zu Hause zu beruhigen. Aus der Sicht von Osvaldo, der oft in Streitigkeiten steckt, schildert das Buch humorvolle und lehrreiche Erlebnisse über Männerfreundschaften und kuriose Situationen. Die Gesamtausgabe bietet viele Bilder und interessante Einblicke in Russland.
Nach dem Gewinn der Fußball-WM in Brasilien sind die Tagediebe dieses Mal in Russland zugange. Osvaldo und seine Truppe wagen sich voller Tatendrang und mit besten Absichten ins Ungewisse - leider mehr schlecht als recht. Die Truppe dieses Mal? Einer, der keinem kulinarischen Angebot aus dem Wege geht (Norberto), einer, der sich unentwegt mit seiner Frau kabbelt (Osvaldo), einer, dessen Gedanken sich nur um Frauen und seine Trommel drehen (Maxim), einer, dem Frauen ständig hinterher schauen (Lew), und einer, der zwar immer den Überblick behält, dem aber ziemlich üble Fehlentscheidungen unterlaufen (Oleg, der „Capitanowitsch“). Dazu in ständiger Alarmbereitschaft eine Gattin, die erstaunliche Fußball-Thesen an den Tag legt. Geschrieben ist das Logbuch aus Sicht von Osvaldo, einem Typen, der mit viel Herz bei der Sache ist, dem aber nicht immer alles gelingt. Zusammen mit seinen Freunden gerät er von einer heiklen Situation in die nächste. Grundlage für das Buch ist der Internet-Blog, der vom 1. Dezember 2017 bis zum Ende der WM täglich auf dem russischen Nachrichtenportal www.russland.news veröffentlicht worden ist. So ganz nebenbei bringt einer der Jungs, Maxim, seinen eigenen WM-Song heraus. Ein schmissiges Reisetagebuch über das Russland zur Zeit der Fußball-WM. Und eine humorvolle Liebeserklärung an das Land und seine Menschen.