Martin Dröge Livres



Karl Friedrich Kolbow – Mitglied der NSDAP seit 1921 – war von 1933 bis 1944 Landeshauptmann der Provinz Westfalen. Der überzeugte Nationalsozialist verfolgte das Ziel, die ‚Volksgemeinschaft‘ durch die „Erneuerung des Volkstums“ zu stärken, um im ideologisch überhöhten „Kampf ums Dasein“ bestehen zu können. Zugleich verkörperte er den Typ des idealistischen ‚Alten Kämpfers‘, der einige parteiinterne Entwicklungen des Nationalsozialismus kritisch bewertete. Kolbow blieb dabei stets Anhänger der nationalsozialistischen Weltanschauung, die vor allem den rassischen Wert der Menschen in den Mittelpunkt rückte. Bereitwillig übernahm er daher auch die Verantwortung für die Durchführung des NS-‚Euthanasie‘-Programms in Westfalen. Er wurde damit zu einem der zahlreichen Schreibtischtäter des ‚Dritten Reichs‘. Die biographische Studie von Martin Dröge nutzt den Ansatz der Männlichkeitengeschichte sowie neuere Forschungen zur nationalsozialistischen ‚Volksgemeinschaft‘, um das Handeln und Verhalten dieses NS-Täters auf eine breitere Erklärungsgrundlage zu stellen. Sie führt beide Perspektiven über das Gemeinschaftsideal der Kameradschaft zusammen, das im ‚Dritten Reich‘ zum gesellschaftlichen Leitbild wurde.
Die biographische Methode in der Regionalgeschichte
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Die biographische Geschichtsschreibung erlebe eine Konjunktur, urteilen die Feuilletonisten. Denn so wie der Paradigmenwechsel in den 1970er Jahren hin zur Sozial- und Strukturgeschichte die Biographie ins Abseits stellte, hat das aktuelle Paradigma der „Neuen Kulturgeschichte“ die biographische Forschung beflügelt. Allerdings hat die geschichtswissenschaftliche Biographik die Interdependenzen zwischen Regionalität und Biographie -- auch unter kulturgeschichtlichen Vorzeichen -- noch nicht systematisch erfasst. Insofern erscheint es naheliegend, mögliche Perspektiven für regionalgeschichtlich-biographische Forschungen genauer zu erkunden. Hier setzt der vorliegende Band an, der auf einen Workshop des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte zurückgeht. Ausgehend von eigenen Studien liefern die Autorinnen und Autoren Beispiele dafür, wie sich regionale Fragestellungen und biographische Methode miteinander verbinden lassen. Sie geben Antworten auf die Frage, welchen Einfluss der Faktor Raum bzw. Region auf Biographien haben kann und welche Konsequenzen sich daraus für die moderne Regionalgeschichtsschreibung ergeben