Tillmann Löhr Livres



Schutz statt Abwehr
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Jeder Flüchtling hat das Recht, in der Europäischen Union Hilfe und Schutz vor Verfolgung zu erhalten. Soweit die Theorie der Genfer Flüchtlingskonvention. Doch in der Praxis geht es Regierungen eher darum, die Zahl der Asylbewerber möglichst gering zu halten. Abwehr statt Schutz ist die Devise. Europas Grenzen sind kaum noch zu erreichen. Wer es trotz Frontex- Patrouillen und Visa- Bestimmungen schafft, muss sich in abweisenden Verfahren und unter abschreckenden, oft unmenschlichen Aufnahmebedingungen behaupten. Hinzu kommen die Notlagen hunderttausender Migranten, die als Geduldete in ständiger Angst vor der Abschiebung oder ganz ohne Aufenthaltspapiere im Verborgenen leben. Tillmann Löhr gibt einen längst notwendigen Überblick über die Geschichte und Gegenwart der Flüchtlingspolitik. Der Autor zeigt realistische, schnelle Verbesserungsmöglichkeiten auf: Die Staaten der EU sollen sichere und legale Wege nach Europa eröffnen, dürfen Bootsflüchtlinge nicht länger auf Hoher See zurückschicken und müssen zu fairen und europaweit vergleichbaren Gerichtsentscheidungen kommen, auch für Menschen ohne Aufenthaltspapiere.
Kinder genießen besonderen Schutz unter der UN-Kinderrechtskonvention (KRK). Doch die Realität sieht oft anders aus: Rekrutierung von Kindersoldaten, Menschenhandel in Arbeitsausbeutung und Prostitution, Misshandlung von Straßenkindern, Verfolgung als Angehörige Oppositioneller, häusliche Gewalt, Diskriminierung ungenehmigter Kinder unter der chinesischen Ein-Kind-Politik sowie Gewalt gegen Angehörige lateinamerikanischer Jugendbanden. Das wirft eine Frage auf, die in Europa kaum diskutiert wird: Wie müssen kinderspezifische Menschenrechtsverletzungen und die KRK bei der Auslegung des Flüchtlingsbegriffs der Genfer Flüchtlingskonvention berücksichtigt werden? Auf Grundlage eines Rechtsprechungsvergleichs zwischen den USA, Kanada, Großbritannien, Australien und Neuseeland entwickelt das vorliegende Werk Auslegungsgrundsätze für eine kinderspezifische Auslegung des völkerrechtlichen Flüchtlingsbegriffs. Dabei greift es auch die jüngsten Änderungen des deutschen Aufenthaltsrechtes unter der Qualifikationsrichtlinie auf. Sie öffnen das deutsche Recht für den hier vertretenen Ansatz und verleihen dem Werk aktuelle Bedeutung für Praktiker in Justiz und Anwaltschaft.