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Winfried Rösler

    1 janvier 1951 – 16 avril 2022
    Räderwerk des Lebens
    Lebensmächte - Lebensszenen
    Innenräume des Ich
    Charakterbilder
    Zugzwang
    Partituren des Menschlichen
    • Zugzwang

      Spiel des Schachs – Ernst des Lebens

      Zugzwang
    • Innenräume sind Gehäuse des Für-sich-Seins. Sie werden gestaltet und prägen Gestalt: die des Wohnens schlechthin. Sind mithin unverzichtbar. Erfahren sogar ihre ästhetische Verdopplung: in Form der Interieurmalerei. Jene ist Genre sui generis, historisch fest verfugt vom 17. Jahrhundert bis zum 20. Jahrhundert. Versehen mit Referenz-Malern wie den Niederländern Hoogstraten und Elinga, dem Berliner Menzel, dem Dänen Hammershøi. Wege der Annäherungen an diese gibt es verschiedene: ikonographische, didaktische oder ? wie nachfolgend versucht ? dramaturgische. In jener Variante erfahren die Interieurbilder ihre Metamorphose hin zum szenisch Theatralischem: Sie werden zur Vorlage für Kammerspiele. Nicht etwa in der Absicht, irgendwelche Verfremdungseffekte um ihrer selbst willen zu initiieren, sondern vielmehr in jener, das offenzulegen, was dem gemalten Interieur als Möglichkeit innewohnt: etwas über das Leben in seinen Räumen zu erzählen. Wer erzählt, sind die Betrachter der Bilder ? frei erfundene, historisch verbürgte, imaginäre Figuren ? oder es erzählt das Bild etwas von sich selbst. In jedem Fall ergibt sich daraus ein Monolog oder Dialog, der die Bilder wortwörtlich zum 'Sprechen' bringt

      Innenräume des Ich
    • Kathedrale des Ich

      Geschichten und Reflexionen zu Bachs Goldberg-Variationen

      Sie sind mit dem Mikroskop ausgeleuchtet – die Bach’schen Goldberg-Variationen. Sind dechiffriert, was nicht nur von Vorteil ist. Lässt sich, so ist zu fragen, diese Musik noch unbefangen hören? Verbunden mit der Hoffnung gar, dass beim Hören Geschichten sich ergeben, die wie ein Bilderrahmen passen zur Musik? In drei Schritten sei der Versuch gewagt. Die Schritte sind drei Konzerte. Ein Concerto in der Philharmonie. Da öffnen sich Erinnerungsräume bei zwei Hörern. Zum Schluss noch ein Gedankenspiel. Einem, das ein altehrwürdig Bild nicht scheut. Das einer Kathedrale. Ist’s vorstellbar, dass das Goldberg-Werk einer Kathedrale des eigenen Inneren gleicht? Wenn ja, dann sind die Ähnlichkeiten aufzuzeigen. Am Schluss. In einer Coda.

      Kathedrale des Ich
    • »Komm, fremder Mensch!«

      Gottfried Kellers Kleider machen Leute nacherzählt in biblischen Bildern

      Dass Kleider Leute machen ist sattsam bekannt. Nicht nur wegen Gottfried Kellers Geschichte, sondern auch so. Aber wegen jener besonders. Deshalb erfreut sie sich eines großen Zuspruchs, weil sie das verständlich Bekannte nochmals bekannt und verständlich macht. Das ist vielleicht zu viel des Guten und weniger gut für die Geschichte. Bloß glänzende Fassade ist sie keinesfalls, sondern vielschichtiges Sprachkunstwerk. Mit vielen Bildern versehen, die biblisch, märchenhaft und auch theaterträchtig anmuten. Versteckt oftmals im Handlungsgang des Geschehens, das umso sorgsamer nachzuerzählen ist. Deckt man sie auf, die Bilder, entbirgt die Geschichte gleichsam eine zweite dazu. Eine ganz alte und eine fast neue. Eine Komödie und fast eine Tragödie. Eine wunderliche und eine fast unerbittliche. Eine himmlische und eine fast höllische. Eine mit Aufblühen und eine mit Erstarrung. Eine über das Fremd-Sein und übers Fremd- Bleiben. Eine, mit einem Fremden am Anfang und am Schluss. Fremdsein ist die Nabe, um die das Rad sich hier dreht. »Komm, fremder Mensch.« Vielleicht ist das der Kernsatz einer Geschichte, für die Kleider, Mäntel und Pelzmützen nur Beiwerk. Denn ungeachtet dessen, welche Kleider auch geschneidert, die Figuren kommen aus ihrer Haut nicht heraus.

      »Komm, fremder Mensch!«
    • Quartett zu dritt

      Goethes Wahlverwandtschaften – aphoristisch nacherzählt

      Bekannt sind sie schon, die vier Figuren des Wahlverwandtschaften-Quartetts. Dank Goethes Roman. Spielen seit über 200 Jahren ihr gleiches Spiel. Jenes von Liebe und Trennung, jenes von Begehren und Entsagung. Ein kompliziertes Geschehen obwaltet da. Kunstvoll erzählt. Wie kunstvoll, lässt sich dann erschließen, wenn man versucht, das Erzählte nach-zu-erzählen. Wenn man versucht, zu verstehen, was der Erzähler aus welchem Grund so und nicht anders getan. Wenn man versucht, den Text sprechen zu lassen und ihn – an vielen Beispielen – durch-zu-buchstabieren. Wenn man versucht, manche Passagen zusammenzufassen. Etwa in aphoristischer oder sentenzhafter Manier. Wenn man versucht, dem Text Miniaturen beizufügen aus anderen kunstvollen Welten. Etwa aus jener der Musik. Dann könnte sich am Ende zeigen, was hier im Titel schon genannt: das Quartett der Wahlverwandten ist eigentlich gar keines.

      Quartett zu dritt
    • Dass menschlich’ Leben einem Bühnenspiel vergleichbar, in dem die Spieler ihre Rollen spielen, ist nicht nur Shakespeares Jacques geläufig. Doch macht sie jener offenkundig – die Bühnenakte, die das Leben währt. Von Kindheit, Schule, über Eros, Ruhmeslust und Aufstiegswillen, hinauf denn bis zur höchsten Lebensstufe, hinab dann bis zum Alter hin. An diesem Lebensspielplan lässt sich gar Menschliches ermitteln – durch solches Nachdenken, das Nietzsche auch nannte: ein psychologisches Beobachten. So mag ein Denkspiel sich ergeben, dem Folgendes zum Augenmerk gerät: Vorspiel auf dem Theater – Ankunft – Namen – Spiel – Eltern – Geschwister – Schule – Schulwege –Erzieher – Prüfungen – Eros – Erfolge – Erhöhung – Niederlagen – Zerbrechlichkeiten – Richtstuhl – Masken – Letztes Aufbegehren – Muße – Lebensmächte – Lebensbilanzen – Zuletzt.

      Bühnenspiel der Menschen - Weltenspiel der Götter