Ästhetisierung als Zweite Aufklärung
Eine literarästhetisch abgeleitete Kulturtheorie



Eine literarästhetisch abgeleitete Kulturtheorie
Eine Kulturtheorie literarästhetisch abzuleiten, wird von vielen Literaturwissenschaftlern nicht als notwendig erachtet. Der Germanist Gert Kaiser weist der Ästhetik sogar eine untergeordnete Rolle zu, indem er betont, dass technische Erfindungen wie die Daguerreotypie und die Schreibmaschine die Kunst beeinflussten. Viele Kollegen sind überzeugt, dass Ästhetik gegenüber Technik, Soziologie und politischer Geschichte nachrangig ist und ignorieren die erkenntniskritische Kraft des Ästhetischen. Peper hingegen sieht Kultur als gestaltete und gelebte Wahrheitsvorstellung, die sowohl für die Postmoderne als auch für das Mittelalter gilt. Er betrachtet die Ästhetisierung als eine kritische Hinterfragung der klassischen Wahrheitsvorstellung im 19. und 20. Jahrhundert, was er als Zweite Aufklärung bezeichnet. Er nimmt Odo Marquards Beobachtung ernst, dass die Ästhetik mit Kant die Metaphysik als grundlegende Philosophie abgelöst hat. Die soziologischen Phänomene der Ästhetisierung der Lebenswelt und der Individualisierung kündigen sich bereits in der Lyrik des 18. Jahrhunderts an. Die Untersuchung umfasst Texte der amerikanischen, englischen, französischen und deutschsprachigen Literatur seit der Mitte des 18. Jahrhunderts und bezieht auch Entwicklungen in Theater, Musik und Malerei ein. Ein abschließender „Theorie-Check“ überprüft die Kulturtheorie und nutzt zwei weitere Theorien, darunter Niklas Luhmanns systemtheoretische Gesellsc