Mythen erfüllen im kulturellen Imaginären bis heute zentrale symbolische und kulturelle Funktionen, was sich auch an ihrer filmischen Adaption und Neugestaltung zeigt. Um die Mythenbildung in ‚neuen‘ Medien angemessen erfassen zu können, bedarf es einer modifizierten analytischen Perspektive. Schon Umberto Eco hat darauf hingewiesen, dass moderne Helden wie Superman ein anderes Mythenprofil aufweisen als antike Heroen wie Herakles. Serielle Figuren wie Dracula, Sherlock Holmes oder Superman tendieren dazu, mediale Grenzen zu überschreiten, und konsolidieren gerade dadurch ihren Status als moderne Mythen. Der neue Synkretismus der mythologischen Bilder überbietet in seiner Reichweite offenbar noch die (spät-)antiken bis frühneuzeitlichen Mythenverschmelzungen. Die Beiträge des Bandes dokumentieren die Faszination bestimmter filmischer Figuren, Schemata, Handlungsverläufe von mythologischem Format und ermöglichen die Betrachtung ihres Oszillierens zwischen Höhenkamm und Populärkultur.
Vincent Fröhlich Livres





# Der neue Konspirationismus
Wie digitale Plattformen und Fangemeinschaften Verschwörungserzählungen schaffen und verbreiten
Interpretationen des Weltgeschehens als Ergebnis einer großen Verschwörung sind nicht neu, aber noch nie zuvor entwickelten sie ein so intensives Eigenleben. Ihr Nährboden sind neuartige mediale Bedingungen. Der 7. Band der ›Kritischen Reflexionen‹ stellt nicht verschwörerische Inhalte in den Vordergrund, sondern betrachtet den Konspirationismus in drei großen Dimensionen als Denkstil, als Erzählstil und als Lebensstil. Als ein Fallbeispiel wird QAnon analysiert. Es zeigt, dass der neue Konspirationismus nicht nur Erzählkomplexe hervorbringt, sondern zugleich Bewegungen mit politischer Durchschlagskraft. Die niederschwellige Machart und der große Erfolg von QAnon könnten Vorboten künftiger Entwicklungen sein.
„Game of Thrones“ und Fantasyromane, „Empire“ und Shakespeare – wie beeinflussen sich Fernsehserie und Literatur gegenseitig? „Fernsehserie und Literatur“ untersucht die wechselseitige Bezugnahme von Fernsehserie und Literatur am Beispiel von erfolgreichen Serien wie „Deadwood“, „Sherlock“ oder auch „Castle“. Dabei steht einerseits der Einfluss der Literatur auf televisuelle Adaptionen auf dem Prüfstand wie auch umgekehrt die Rückwirkungen der Fernsehserie auf die Literatur: Kann die Literatur als Fortsetzung der Fernsehserie mit anderen Mitteln gedacht werden? Wie unterscheiden sich seriell gebaute Romane des 19. Jahrhunderts von heutigen TV-Serien? Der Band geht diesen Fragen auf die Spur und lässt dabei auch Phänomene wie „Fan Fiction“ und „Quality-TV“ nicht außer Acht.
Der Cliffhanger und die serielle Narration
Analyse einer transmedialen Erzähltechnik
Der Cliffhanger, also die Erzähltechnik, in einem spannenden Moment eine serielle Erzählung zu unterbrechen, steht im Zentrum dieser Studie. Vincent Fröhlichs Analysen reichen von »1001 Nacht« über viktorianische Fortsetzungsromane, französische Feuilletonromane, Kinoserien, Radio-Seifenopern, neue TV-Serien bis hin zu E-Books, Games und Webserien. Das Buch bietet nicht nur eine überfällige historische Perspektive auf den Cliffhanger, die serielle Narration und deren Entstehungsbedingungen, sondern arbeitet zudem heraus, wie reich die Formen und wie vielseitig die Charakteristika dieser Forschungsgegenstände sind und wie sehr bisher ihr kultureller und narrativer Stellenwert unterschätzt wurde.
Seit der Übersetzung von Antoine Galland haben die Geschichten aus 1001 Nacht europäische Autoren und Filmemacher inspiriert. Thackeray, Dickens und Poe lasen die Erzählungen als Kinder und verarbeiteten die arabischen Geschichten später in ihren eigenen Werken. Goethe und Hofmannsthal griffen die Schachtelstruktur auf. Ebenso war 1001 Nacht eine der wichtigsten Inspirationsquellen für Prousts À la recherche du temps perdu. Im 20. Jahrhundert verfilmten Lotte Reiniger und Pasolini einige der Geschichten. Vincent Fröhlich zeichnet diese „Inspirationsgeschichte“ bis in die Gegenwart nach.