Die Erfolgsgeschichte der deutsch-französischen Verständigung nach dem Zweiten Weltkrieg ist ohne den Beitrag der Zivilgesellschaft nicht denkbar. Doch nicht nur staatlich geförderte Kultureinrichtungen, Bürgerengagement und intellektuelle Mittler machten diese Überwindung alter Konfrontationslinien möglich - sondern auch Akteure, Medien und Formate aus dem Feld der Populärkultur, etwa Musik und Film, Radio und Fernsehen, Zeitschriften, Comics und Karikaturen, neue Medien und Sport. Dieser Band geht den populärkulturellen Vermittlungsprozessen zwischen Deutschland und Frankreich nach und fragt nach ihrer Verflechtung mit gesamteuropäischen und transatlantischen Dynamiken.
Dietmar Hüser Livres






Medien - Debatten - Öffentlichkeiten in Deutschland und Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert
- 320pages
- 12 heures de lecture
Medien sind ein noch junges Arbeitsfeld der Geschichtswissenschaft in Deutschland wie in Frankreich, doch hat das Interesse in beiden Ländern während der letzten Jahre spürbar zugenommen. Allerdings erfolgte der medienhistorische Aufschwung bislang fast gänzlich unter nationalen, kaum unter transnationalen Prämissen. Der Tagungsband des Deutsch-Französischen Historikerkomitees beansprucht dagegen, für das 19. und das 20. Jahrhundert relevante medienhistorische Fallstudien zu versammeln, die durchweg aus dem nationalstaatlichen Fokus heraus- und konsequent in eine beziehungs-, perzeptions-, vergleichs- oder transferhistorische Warte hineingerückt werden. Überdies bieten die Beiträge Anregungen und Materialien für aktuelle Geschichtsdebatten über Medienarten & Medienformate, Leit- & Begleit-Medien, Medien-Diskurse & Medien-Akteure, Medien-Politik & Medien-Kontrolle, Medien-Nationen & den Abgleich massenmedialer Nationalisierungs-, Europäisierungs- und Internationalisierungseffekte.
Frauen am Ball / Filles en crampons
Geschichte(n) des Frauenfußballs in Deutschland, Frankreich und Europa / Histoire(s) du football féminin en Allemagne, en France et en Europe
»Révolution« hieß der gewagte Buchtitel Emmanuel Macrons anlässlich seiner Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen 2017. Seitdem haben etliche Reformen des jungen Staatschefs die französische Politik und Gesellschaft durcheinandergewirbelt, zugleich der europäischen Integration und dem Verhältnis zu Deutschland neuen Elan eingehaucht. Manche der Initiativen stoßen mittlerweile auf Widerstand und münden in massive Straßenproteste. Welche Reformmaßnahmen der ersten 30 Amtsmonate treten besonders hervor, welche Reformhindernisse sind aktuell auszumachen, welche Halbzeitbilanz der Präsidentschaft lässt sich ziehen? Die Beiträger*innen des Bandes betrachten zentrale Aspekte des Wandels für ausgewählte Aktionsfelder, ordnen sie geschichtlich ein und gleichen sie mit bundesdeutschen Entwicklungen ab.
Für die zeitgeschichtliche Analyse populärkultureller Phänomene wird ein Mehrwert transnationaler Perspektiven gern behauptet, aber selten empirisch eingelöst. Dieser Band versammelt hingegen Fallstudien, die ausnahmslos mehrere Länder betrachten und konsequent vergleichs-, transfer- und verflechtungsgeschichtlich angelegt sind. Sie fokussieren Musik und Film, Fernsehen und Radio, Zeitschriften und Comics, Jugendkultur und Mode. Das Erkenntnisinteresse richtet sich nicht nur auf den Abgleich von Amerikanisierungs- und Europäisierungstrends in den langen 1960er Jahren, sondern auch auf die Relevanz transnationaler Populärkultur für gesellschaftliche und politisch-kulturelle Wandlungsprozesse.
Frankreichs Empire schlägt zurück
- 346pages
- 13 heures de lecture
Das Empire schlägt zurück. In vielerlei Hinsicht und mit vielfältigen Konsequenzen. Seit fast drei Jahrzehnten zeigt sich Frankreich als verunsicherte Republik. Als gespalten auch zwischen denen, die die immer offensichtlicheren Rück- und Einflüsse des früheren Kolonialreiches als Wohltat für Gesellschaft, Politik und Kultur des ehemaligen Mutterlandes empfinden, als Auf-bruch zu neuen Ufern. Und denen, die dies prinzipiell anders sehen, die das Konfrontieren der République une et indivisible mit einer selbstbewussten France au pluriel für den Untergang des Abendlandes halten. Zwischen jenen auch, die negativ empfundene Folgewirkungen einer beschleunigten Welt in primär kolonial- bzw. migrationsdimensionierte Begründungskontexte einordnen. Und jenen, die auf das Versagen der „Großen Politik“ verweisen, auf anachronistische Elitenrekrutierung, auf ein erstarrtes republikanisches Modell fernab der gelebten Realität breiter Bevölkerungskreise.
Das Buch schlagt einen weiten Bogen von der Franzosischen Revolution bis in die jungste Vergangenheit. Rap-Musik in Frankreich bezeichnet ein hochpolitisiertes Genre, mehrheitlich inspiriert durch Migrantenkinder aus den Randgebieten der (Gross-)Stadte. Es bietet popularkulturelle Momentaufnahmen, die traditionelle Kernbestande des nationalen Selbst- und Politikverstandnisses beruhren. Die franzosische Rap- Szene ist Ausdruck einer politisierten Soziokultur. Neben Jugendkultur, Musikszenen und Textbuchern, neben Global-Klangen und Lokal-Liedern, Massenmedien und Horermacht schildert Dietmar Huser Revolutionserinnerung und Staatsburgerpraxis, Immigrationsdiskurse und Integrationslogiken, Fragen kolonialer Vergangenheitspolitik, politischer Streitkultur und kultureller Nationsbildung. Dabei zielt er auf ein zeitgeschichtlich erweitertes Konzept von politischer Kultur, das popularkulturelle Impulse als politikrelevante Akte ernst nimmt.
Das Buch untersucht Frankreichs Deutschlandpolitik in der frühen Nachkriegszeit, die oft als kompromissloses Streben nach Revanche angesehen wird. Durch umfassende Quellenanalysen wird versucht, diese klassischen Deutungen kritisch zu hinterfragen und ein neues Gesamtbild zu präsentieren, das die Jahre zwischen der Befreiung und dem Schumanplan im Nachkriegsverhältnis neu einordnet. Die Studie fokussiert sich weniger auf die „Große Politik der Kabinette“, sondern auf interne Entscheidungsprozesse und diplomatische Strategien, die durch die strukturellen Rahmenbedingungen der Zeit geprägt sind. Die sozialen, wirtschaftlichen und institutionellen Herausforderungen Frankreichs werden dabei ständig berücksichtigt, ebenso wie die Sozialisationsmuster und Handlungsmaximen relevanter Akteure sowie die Wechselwirkungen von Innen- und Außenpolitik. Ein kompromissloser Revanchekurs war für Paris nie eine ernsthafte Option. Stattdessen war das zentrale Ziel, die wirtschaftlichen Machtverhältnisse in Europa zugunsten Frankreichs zu verändern. Die französischen Aktivitäten seit Ende 1945 lassen sich als „doppelte Deutschlandpolitik“ beschreiben. Trotz unrealistischer maximalistischer Forderungen hielt Paris an diesen fest, um die Öffentlichkeit zu beruhigen und Washington zu weiteren Kredithilfen zu bewegen. Intern setzte Frankreich auf realistische Ziele, insbesondere die Internationalisierung der Ruhr. Die Bilanz dieser Politik war gemis