Die Bundeskanzlerin erklärt ihre Entscheidungen für «alternativlos». Der Finanzminister fordert andere dazu auf, «ihre Hausaufgaben zu machen». Und gebetsmühlenartig versichern Politiker nach Wahlniederlagen, «die Sorgen der Bürger künftig ernst zu nehmen». Das ist der «Sound der Macht», den niemand mehr hören mag. Astrid Séville erklärt den Verfall der politischen Sprache in Deutschland – und welche Folgen das für die Demokratie hat. Viel zu lange haben unsere Politiker mit ihren Phrasen notwendige gesellschaftliche Debatten über politische Zukunftsentwürfe schon im Keim erstickt. Das schlägt nun wie ein Bumerang auf sie zurück: Die Politikverdrossenheit ist einem wütenden Anreden gegen die Politik gewichen, einer toxischen Gegensprache, in der diffamiert, gehetzt und gelogen wird. Die etablierten Parteien reagieren hilflos auf diese Entwicklung. Sie wollen die Menschen wieder abholen, wo sie sind, und machen sich die Ressentiments ihrer populistischen Jäger selbst zu eigen. Die Politikwissenschaftlerin Astrid Séville plädiert in ihrem Buch für eine neue demokratische Streitkultur und fordert von unseren Abgeordneten den Mut, sich dem Verfall der politischen Sprache in Deutschland offensiv entgegenzustellen – notfalls auch mit der Konsequenz, abgewählt zu werden.
Astrid Séville Livres



"There is no alternative"
Politik zwischen Demokratie und Sachzwang
There is no alternative, behauptete die britische Premierministerin Margaret Thatcher einst, um ihre Politik zu rechtfertigen. Viele Politikerinnen und Politiker sind ihr seitdem in dieser Aussage gefolgt: Gerhard Schröder, Tony Blair und zuletzt Angela Merkel während der Eurokrise. Die Rhetorik der Alternativlosigkeit war und ist als politische Strategie beliebt. Astrid Séville setzt sich kritisch mit diesem Mantra auseinander, untersucht die theoretischen Ursprünge und zeigt die Gefahren für die Demokratie auf, wenn Sachzwänge als Begründung für politische Entscheidungen herhalten sollen.