Wenn sich ein Buch aus den Neunzigern knapp dreißig Jahre nach seinem Erscheinen noch immer so aktuell liest wie am Veröffentlichungstag, muss es etwas damit auf sich haben. In Faltenkatzen hat Ilse Krüger etwas betagtere Damen zu Hauptfiguren ihrer Erzählungen gemacht. Die einen sind Heldinnen oder auch Antiheldinnen in Hochglanzoberschichttussistories, in Raubergeschichten oder in einer Science-Fiction-Welt und die anderen haben sozusagen ganz normale Frauenschicksale mit ganz normalen Frauen-, Existenz- und Lebensproblemen – sie manövrieren in den Spannungsfeldern zwischen zugeschriebenen Rollen und Selbstverwirklichung, zwischen Lebenshunger und Lebensumständen, oder sie liegen überhaupt schon im Bett und warten auf den Tod. Die mehr fiktionalen dieser Geschichten über nicht mehr ganz junge Frauen tragen – nicht zuletzt durch Demontage männlicher und weiblicher Klischeebilder – fraglos zur Erheiterung insbesondere von Leserinnen bei. Die mehr aus dem Leben gegriffenen dagegen machen oft betroffen. Alle aber sind sie interessant und aufschlussreich. Und genau so aktuell wie vor dreißig Jahren. Erweiterte und überarbeitete Ausgabe des 1995 im Wiener Frauenverlag erschienenen Buches.
Ilse Krüger Livres




Das Rotzmensch
Autobiographischer Nachkriegs- und Entwicklungsroman 1945–1956
Nazizeit und Krieg sind vorbei, Ilses Mutter hat Berufsverbot, ihr Vater ist gefallen und ihre Familie – Ilse hat einen Bruder, Christoph – findet Zuflucht in der kleinen Wiener Wohnung der intellektuellen, aber exzentrischen Großmutter, die den Bruder abgöttisch liebt, aber Ilse nicht mag. Deshalb wird diese, das Rotzmensch, nach der Schule bei Freunden der Mutter untergebracht und so oft wie möglich »verschickt«. 1949 sieht sie bei einem Hollandaufenthalt in einer Illustrierten Bilder aus einem Konzentrationslager mit dem Titel »Verbrechen der Deutschen«. Und 1955 erfährt sie durch den von den amerikanischen Alliierten gedrehten Dokumentarfilm »Die Todesmühlen« in einem Wiener Kino das volle Ausmaß der Gräueltaten des Nationalsozialismus. Die Erkenntnis, wozu Menschen fähig sind, führt zu einer weitgehenden Isolation der Sechzehnjährigen. Es folgen Auseinandersetzungen mit der Mutter, die weiterhin einige Ideen des Nationalsozialismus verteidigt, Vereinsamung und Misstrauen. Erst, als sie nach einem Selbstmordversuch ein wenig Zutrauen zu einem jungen Mann fasst, deutet sich die Möglichkeit einer positiven Wendung ihres Lebens an.
In Berlin gibt es viele Brücken. Berlin ist eine Stadt der Gewässer. Die Spree ist der bekannteste Berliner Fluss. Die Gesamtlänge der Spree beträgt 403 Kilometer, davon durchfliesst sie etwa 44 Klometer das Berliner Stadtgebiet. Sie ist damit die längste Wasserstrasse der Hauptstadt und zugleich auch ihr wichtigster Trink- und Brauchwasserlieferant. In einer malerischen Landschaft südlich des Dämeritzsees bei Erkner verlässt die Spree Brandenburg und tritt in Berliner Stadtgebiet ein. Von hier aus durchfliesst sie nordwärts Gebiete, die die Menschen stark industrialisiert und besiedelt haben, und mündet dann in die Havel bei Spandau. Die Spree ist wie alle Flüsse ständig in Bewegung. Sie bietet immer wieder Neues in Verbindung mit Altem und birgt für jeden, der sehen will, viel Interessantes. Ilse Krüger und Egon Stamms begleiten den Fluss auf ihren Wanderungen zu Fuss durch die Stadt, zählen seine Brücken, beschreiben die Ufer und nennen die Strassen, die ihn kreuzen oder begleiten. Dabei dienen die Brücken als Gliederung ihres Wanderweges