Das Jahrbuch 2020 Nisko 1939. Die Schicksale der Juden aus Wien geht aus einem mehrjährigen Forschungskonvolut des DÖW zu den Deportationen der jüdischen Bevölkerung hervor, das in ein Projekt zu den Deportationen aus Wien nach Nisko im Oktober 1939 mündete. Die Konzeption des Forschungsvorhabens zur Klärung des Schicksals der insgesamt mindestens 4800 aus Wien, Mährisch- Ostrau und Kattowitz nach Nisko am San deportierten Männer wurde 2018 begonnen, das vorerst auf ein Jahr anberaumte Projekt startete Anfang 2020. Der Fokus liegt dabei auf den aus Wien Deportierten. Im Herbst 2019 wurde hierzu eine Auftaktkonferenz in Wien mit Beteiligung ukrainischer und deutscher Forscherinnen durchgeführt, deren Ergebnisse nun vorliegen.
Claudia Kuretsidis-Haider Livres


Österreichische Historikerkommission - 24: Vermögensentzug bei politisch verfolgten Personen
eine Untersuchung am Beispiel jener 304 Prozesse, in denen der nationalsozialistische Volksgerichtshof oder das Oberlandesgericht Wien die Einziehung von Tatwerkzeugen verfügten
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Die vorliegende Publikation behandelt den Vermogensentzug bei politisch Verfolgten wahrend des Nationalsozialismus. Die Anzahl der in der NS-Zeit auf dem Gebiet der Republik Osterreich politisch verfolgten Personen ist bis heute nicht bekannt. Vermogensschaden ergaben sich bei diesem Personenkreis einerseits infolge politisch motivierter Kundigungen, Entlassungen, Zuruckstufungen und verminderter Karrierechancen, andererseits infolge gerichtlicher Verurteilungen auf Grund oppositioneller Handlungen. Bei jenen vom Oberlandesgericht Wien oder vom Volksgerichtshof Verurteilten wurde kein allgemeiner Vermogensverfall verhangt. Es kam zu einer Einziehung der "Tatwerkzeuge," wie Radioapparate, Abziehmaschinen, gesammelte Spendengelder. Im Zuge von Hausdurchsuchungen und Verhaftungen beschlagnahmte die Gestapo allerdings neben unmittelbar fur die Widerstandshandlung relevanten Gegenstanden auch Schmuck, Bargeld oder andere Wertgegenstande. Immer wieder kam es aus politischen Grunden jedoch zum Entzug betrachtlicher Vermogenswerte, vor allem auch bei einzelnen ehemaligen Adeligen. So wurde etwa der umfangreiche Grundbesitz des ehemaligen Heimwehrfuhrers Ernst Rudiger Starhembergs aus politischen Grunden 1938 unter kommissarische Verwaltung und im Oktober 1939 als dem Reich verfallen erklart, nachdem Starhemberg in Frankreich zum Kampf gegen Hitler aufgerufen hatte. Eine Ruckerstattung der eingezogenen Gegenstande nach 1945 bzw. eine Ersatzleistung dafur konnte lediglich in ganz wenigen Fallen festgestellt werden, in denen ehemalige BesitzerInnen bzw. deren Angehorige ein Gerat leihweise zur Verfugung gestellt erhielten. Ob und inwieweit eine materielle Entschadigung fur derart eingezogene Gegenstande geleistet worden war, konnte nicht festgestellt werden.