Jörg-Werner Link Livres



Gelingensbedingungen von Schulreform
Bildungshistorische Befunde als Schlüssel zum pädagogischen Verständnis von Schulentwicklungsprozessen und als Erweiterung des Theorienverbundes zur Schulreform
Historische Schulforschung und Schulentwicklungsforschung haben an schulischen Reformprozessen zwar ein vergleichbares Forschungsinteresse, stehen aber bislang nicht im wissenschaftlichen Dialog. Gleichwohl existierten nahezu sämtliche Praxen der gegenwärtigen Schul- und Unterrichtsentwicklung bereits in den Schulreformprozessen der historischen Reformpädagogik. Auf der Grundlage von elf bildungshistorischen und schulpädagogischen Quellenstudien wird ein Struktur- und Handlungsmodell gelingender Schulreformprozesse entwickelt, das sich aus der akteursnahen Eigenlogik pädagogisch-praktischer Reformprozesse ableitet. Die Studien analysieren fallorientiert und quellengestützt die Reformpraxen an historischen Reformschulen des 20. Jahrhunderts und geben vertiefte Einblicke in historische Schul(reform)praxis. Bezugspunkt ist dabei jeweils die Einzelschule als pädagogische Handlungseinheit. Die historisch-empirisch entwickelte „Fünf-plus-zwei-K-Struktur gelingender Schulreformprozesse“ wurde an 100 gegenwärtigen Reformschulen überprüft und konnte im Ergebnis in einem Zeitraum von rund einhundert Jahren als wiederkehrend validiert werden. Die Befunde tragen insgesamt zum pädagogischen Verständnis von Schulreformprozessen bei und bilden eine professionsnahe Referenz für die Theoriebildung innerhalb der Schulentwicklungsforschung.
Bildungsgeschichte(n) in bzw. mit Quellen zu schreiben, ist weniger das altbackene „ad fontes“ als vielmehr Ausdruck des empirischen Ansatzes in der Historischen Bildungsforschung. Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes zeigen exemplarisch, wie sich in qualitativen und quantitativen Forschungsansätzen auf der Grundlage neu recherchierter Quellen innovativer Erkenntnisgewinn generieren lässt. Die im Zentrum stehenden unterschiedlichen Quellengattungen (Briefe, Bilder, Protokolle, aber auch Reden, Erfahrungsberichte und systematische Abhandlungen) werden multiperspektivisch im jeweiligen historischen Prozess analysiert, kommentiert und interpretiert sowie in theoretische Überlegungen eingebunden. Den lebensweltorientierten Re-Konstruktionen ist dabei meist eine besondere Narrativität eigen. Die Beiträge erzählen Bildungsgeschichten der Aufklärung, Bildungsgeschichten im Kontext von Pädagogischen Reformen und der Reformpädagogik und beleuchten Beispiele aus der Geschichte der Profession. Darüber hinaus werden systematisch methodische Zugänge bei der Quellenerschließung thematisiert, etwa indem verschiedene Quellengattungen konstruktiv kombiniert werden oder demonstriert wird, wie Quellen für forschungsbasierte Editionen bzw. für die Arbeit im Rahmen der Lehre entschlüsselt und erläutert werden können.