Die Protagonistin der Erzählung besucht für einige Tage zusammen mit ihrem kleinen Sohn New York, wo sie früher einmal lange gelebt hat. Anlass der Reise ist die Bar Mizwa des Sohnes einer befreundeten Familie. Als sie in der Stadt ankommt, erfährt sie bereits am ersten Morgen, dass eine andere hier lebende Freundin schwer erkrankt ist. Dennoch ist es ihr möglich, diese ein letztes Mal zu Hause zu besuchen. Was als freudige Wiedersehensreise geplant war, scheint sich indes zum Abschiedsbesuch zu wandeln. Während der folgenden Monate werden die langjährigen Freundinnen regelmässig telefonieren, die Gespräche lassen ihre gemeinsam erfahrene Lebenslust nochmals aufleben. Zwei Jahre später fl iegt sie erneut in die Stadt, dieses Mal zur Bar Mizwa der Tochter der mittlerweile verstorbenen Freundin. Auch anlässlich dieser Reise trifft sie etliche Freunde aus früheren Jahren. Wenige Wochen nach ihrer Rückkehr in Europa wird ihr ein weiterer Schicksalsschlag angekündigt. Eine dritte Reise, wiederum gut zwei Jahre später, lässt sie erneut mit den befreundeten Familien begegnen. Das Leben geht weiter, so off enbart es sich, die alten Verbundenheiten leben fort, nehmen aber eine gewandelte Form an und bieten neue Beziehungsmöglichkeiten. Die Themen des Buches sind mannigfaltig und berühren ebenso das Wesen von Freundschaft, den Verlust nahestehender Menschen wie zeitgemässe Möglichkeiten, sich einer säkularen jüdischen Identität anzunähern. Die dicht geschriebene, essayistische Prosa besteht aus drei Teilen, ›Bildfolgen‹, welche ihrerseits drei Erzählstränge ineinander verflechten.
Irène Speiser Livres



Stimmung für Violoncello solo
Eine Komposition
Gilles Bastien, ein Franzose mittleren Alters in Paris, beschliesst, nachdem seine Lebenspartnerin ihn verlassen hat, das Cellospiel zu erlernen. Anaïs, zu Besuch in der Stadt, stösst per Zufall auf seine begleitenden Notizen. Ihre Kommentare zum Basso continuo des Kurzromans, zusammen mit den Stimmen zwei weiterer Personen, verweben auf zwei Zeitebenen etliche Geschichten aus dem Leben des Violoncellos – und ein wiedergefundenes Cellokonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy veranlasst einige Streitgespräche.
New York
- 118pages
- 5 heures de lecture
Die Autorin verbrachte zwanzig Jahre in New York, von den aufstrebenden achtziger Jahren bis kurz nach der Jahrtausendwende. Nach den Anschlägen auf die Zwillingstürme entschied sie sich, nach Europa zurückzukehren. Als New Yorkerin fühlte sie sich der Upper West Side zugehörig. In sechsundzwanzig ›Proben‹ reflektiert sie über ihre Erfahrungen und den Wandel ihres Viertels. Oft gefragt, ob sie New York vermisse, antwortet sie, dass die Stadt als Ganzes ihr nicht fehlt. Sie schätzt ihr gegenwärtiges Leben in einer Kleinstadt mit einem gut organisierten Straßennetz und würde einen ländlichen Spaziergang ohne ihre New Yorker Erfahrungen als weniger wertvoll empfinden. Die Nähe zu mehreren Grenzen ist für sie ein willkommener Kontrast zu früher, als das Vorzeigen eines Passes oft lange Reisen erforderte. Dennoch denkt sie mit Nostalgie an den Riverside Park mit seinen prächtigen Sonnenuntergängen, die hervorragenden asiatischen Restaurants und das lebendige jüdische Leben zurück.