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Götz König

    Die Erzählung von Ṭahmuras̱ und Ǧamšid
    Studien zur Rationalitätsgeschichte im älteren Iran
    Geschlechtsmoral und Gleichgeschlechtlichkeit im Zoroastrismus
    • Innerhalb der für den gesamten Zoroastrismus konstitutiven Polarität von Ordnung/Wahrheit und Trug besetzt die Sexualität eine durchaus labile Position. Genötigt, mit der ethischen Reformulierung jener ursprünglich kosmologisch-ritualistischen Begriffe eine Sexualmoral auszubilden, scheint die Sexualität unter deren Ansprüchen die Vielzahl ihrer Aspekte dem dualistischen Schema nicht länger bruchlos einschreiben zu können: In seiner mitteliranischen Epoche tendiert der Zoroastrismus zu einer (von seinem System ungedeckten) Misogynie und Lustfeindschaft. In Hinsicht auf die moralischen Verwerfungen sexueller Verhaltensweisen stellt sich schließlich die Frage, inwieweit diese nicht nur ältere Begründungsmuster maskieren. Götz Königs Studie zu Geschlechtsmoral und Gleichgeschlechtlichkeit im Zoroastrismus gliedert sich in zwei Teile. Der erste Abschnitt behandelt die zoroastrische Sexualmoral, der zweite deren Verwerfung gleichgeschlechtlichen Verkehrs. Beide Teile gehen chronologisch vor und konfrontieren die awestischen mit den mittel- und neupersischen Texten der Zoroastrier. Dabei nimmt die Edition der Kapitel 71 bis 76 des mittelpersischen Traktates Dadestan i denig – das wichtigste Dokument zum sogenannten kunmarz – eine zentrale Position ein.

      Geschlechtsmoral und Gleichgeschlechtlichkeit im Zoroastrismus
    • Obgleich sich der Gedanke einer euro-asiatischen Achsenzeit bis auf den Pionier der Iranistik Anquetil Duperron zurückführen lässt, so spielt der antike Iran in der von Karl Jaspers begründeten Achsenzeittheorie des 20. Jahrhunderts, die um die Erfassung und Erklärung von ‚Rationalität‘ kreist, in der Regel nur eine Nebenrolle. Götz König stellt in seinen Untersuchungen zur altiranischen Rationalitätsgeschichte zunächst heraus, welche theorieimmanenten Momente in Jaspers Basistext Vom Ursprung und Ziel der Geschichte (1949) dieses Vergessen begünstigt haben können. In Beispielanalysen wird gezeigt, wie durch minimale Veränderungen des Rituals, durch einen Wandel in der Konstellation geistiger Vermögen oder durch die Ersetzung eines metaphysischen durch einen rechtlichen Ordnungsbegriff Wege (im antiken Ost- wie sodann West-Iran) eröffnet werden, die sich auf bestimmte axiale Zentralkategorien hin ausrichten. Eine abschließende Studie zur Dialektik der Achsenzeit zeigt, wie die Periode der Achämeniden (6.–4. Jahrhundert v. Chr.) zwar in verschiedener Hinsicht als die eigentliche Achsenzeit Irans betrachtet werden kann, letztlich aber die eigenen, von ihr aufgestellten rationalen Maßstäbe verfehlt und verkehrt.

      Studien zur Rationalitätsgeschichte im älteren Iran
    • Die Literatur der Zoroastrier nach der Zeit der großen Pahlawi-Werke des 9.-11. Jahrhunderts bildet einen weitgehend unbeachteten Bereich der Zoroastrismusforschung wie der iranischen Literaturgeschichte überhaupt. Angesichts des Niederganges der zoroastrischen Kirche mag es nicht verwundern, wenn diese – zumeist in neupersischer oder awestischer Schrift verfasste – Literatur vor allem bewahrende Funktion hatte. Die Studie zeigt, dass es in dieser allgemeinen Tendenz späte Versuche gegeben hat, das Pahlavi wiederzubeleben, so in der bis heute unaufgeschlossenen Handschrift MU 29. Die in ihr enthaltene Erzählung von Tahmuras- und Gamšid und deren Händel mit dem Teufel war bislang nur in neupersischen Textversionen bekannt, denen nun ein (retranskribierter) Pahlawi-Text zur Seite gestellt werden kann. Die Gegenüberstellung der drei verschiedenen Textfassungen bietet einen genauen Einblick in die Komposition und Vermittlung literarischer Stoffe in der späteren zoroastrischen Tradition. Religionshistorisch ist die Erzählung von Interesse, als hier eine aus der älteren Literatur ganz unbekannte Gamšid-Legende nun dieser zentralen Figur der iranischen Sagenwelt hinzugefügt werden kann.

      Die Erzählung von Ṭahmuras̱ und Ǧamšid