Jakob, ein 55jähriger Frühpensionist, schläft schlecht in der Nacht zum Karfreitag. Zwischen Traum und Wachen zieht sein Leben an ihm vorbei: die Jahre in der „Burg“, wie die Zöglinge das Konvikt nannten, sein Theologiestudium, der frühe Drogentod seines Freundes Michl, die verschwommenen Missbrauchsgeschichten, seine Unfähigkeit mit Frauen umzugehen. War auch er ein Opfer oder phantasierte er bloß? Am Vormittag des Karfreitags macht sich Jakob auf den Weg, um noch einmal die „Burg“ zu besuchen. Als er mit dem alten Prior durch das Haus geht, steht ihm der fast vergessene und verdrängte Missbrauch mit scharfer Klarheit vor Augen. Am Nachmittag, während des Karfreitags-Gottesdienstes, bricht es aus Jakob heraus: Laut klagt er, vor der versammelten Gemeinde, den alten Prior des Missbrauchs an.
Handbuch für Kirchenspalter? Ein Handbuch beschreibt bestimmte Methoden, Verhaltensregeln und Vorgangsweisen, die der Erreichung eines bestimmten Zieles dienlich sind. Ein „Handbuch für Kirchenspalter“ hätte demnach Methoden, Verhaltensregeln und Vorgangsweisen darzustellen, die dem Ziel der Kirchenspaltung förderlich sind. Genau das ist der Inhalt dieses Buchs. Dabei ist allerdings eine Klarstellung nötig: Es wird niemandem unterstellt, die Kirche spalten zu wollen. Im Gegenteil: Viele der kritisierten Maßnahmen wurden mit dem Ziel gesetzt, die Kirche zu einen. Und doch entfalten viele „Worte und Werke“ maßgeblicher kirchlicher Männer (die Frauen spielen ja so gut wie keine Rolle) eine spaltende Wirkung. Nicht im Sinn einer Abspaltung von der Kirche und Bildung einer Gegen- oder Parallelkirche, aber im Sinn eines tiefer werdenden Grabens zwischen dem Papst, den (meisten) Bischöfen und (einigen) Pfarrern auf der einen und dem Kirchenvolk, vielen Pfarrern und einigen Bischöfen auf der anderen Seite. Dies ist nicht zuletzt eine Folge der unleugbaren Tatsache, daß sich maßgebliche Führungspersonen der Kirche, begonnen bei Papst Benedikt XVI., immer weiter vom Zweiten Vatikanischen Konzil entfernen. Daß viele Gläubige und Gemeindepfarrer, aber auch eine wachsende Zahl von Bischöfen diesen Weg als Irrweg erachten und nicht mitzugehen bereit sind, haben die internationalen Reaktionen auf die Aufhebung der Kommunikation der vier Pius-Bischöfe und, in Österreich, die massive Kritik an der Ernennung Gerhard Maria Wagners zum Weihbischof von Linz gezeigt. Wohin die Kirche geht, ist nicht nur für deren Mitglieder und Funktionäre wichtig – es betrifft die Gesellschaft insgesamt.
Du wirst sie alle übertreffen, denn du wirst den Menschen opfern, der mich kleidet. Schon ist dein Horn erhoben, dein Zorn ist entfacht, dein Stern ist aufgegangen und dein Herz hat gesiegt. - Diese dunklen Sätze finden sich im so genannten Judas-Evangelium, einer Schrift aus der Mitte des 2. Jahrhunderts. Man wusste von seiner Existenz, aber erst 1978 wurden in Ägypten Textfragmente gefunden, die erst Anfang des neuen Jahrtausends (teilweise) entziffert wurden. Irenäus von Lyon polemisierte um 180 gegen die Schrift, vor allem gegen die oben angeführte Aussage, wonach Jesus Judas zum „Verrat“ aufgefordert habe: Du wirst den Menschen opfern, der mich kleidet (nach einer anderen Übersetzung: der mich trägt). Das ist gut platonisch und zugleich gnostisch: Der wahre Mensch ist die Geistseele, der Körper ist gewissermaßen nur ihr Trägermedium. Judas ist der Urtyp des Verräters und die Projektionsfläche für viele Formen des Antisemitismus respektive des Antijudaismus. Aber hätten der „göttliche Heilsplan“ und das Erlösungswerk umgesetzt werden können ohne den „Verrat“ dieses Mannes? Keine der Schriften, die als „Evangelien“ bezeichnet wurden und werden, darf als historisch exakter Bericht verstanden werden, auch nicht die vier von den christlichen Kirchen als kanonisch, als maßgeblich, anerkannten. Das Judas-Evangelium stammt nicht von Judas, und Judas hat mit Sicherheit kein Tagebuch geführt. Aber es gehört zum Menschen, dass er sich „seine“ Wirklichkeit und seine Wahrheit konstruiert. Wer wollte entscheiden, wo die Grenze verläuft zwischen Faktum und Fiktion? Der Tagebuchschreiber Judas und sein „Tagebuch“ sind Fiktion. Sie sind zugleich ein schwacher Versuch der Wiedergutmachung, ohne den Anspruch, das Unrecht aufzuwiegen, das dem Mann – und seinem Volk – durch zwei Jahrtausende angetan worden ist.
Ein moderner Coach nimmt sich Berühmtheiten der Antike, die das heutige Europa - unwissentlich - maßgeblich mitgeprägt haben, vor und diskutiert mit ihnen in mehreren Sitzungen über ihre damaligen Beweggründe für ihr Tun und Lassen.