Caroline Herder, geb. Flachsland (1750-1809), gehört zu den hervorragendsten Frauen ihrer Zeit. Sie ist mit den bedeutendsten Persönlichkeiten des ausgehenden 18. Jahrhunderts befreundet, ist Mitglied des „Darmstädter Kreises“, partizipiert an der Weimarer Klassik und wirkt an der Entstehung der Schriften Johann Gottfried Herders mit. Obwohl innerhalb der germanistischen Forschung ihr Status als kluge und gelehrte Frau unumstritten ist, so gehört sie doch zu den wenigen Persönlichkeiten, die ausgesprochen negativ beurteilt werden. Die einseitige oder explizit pejorative Behandlung der Caroline Herder ist Ausgangspunkt der Untersuchung. Auf der Basis einer genauen Analyse der Briefwechsel zwischen den Braut- und Eheleuten Flachsland/Herder werden nun die Widersprüche, Chancen und Grenzen einer Autorin nachgezeichnet, die in außergewöhnlicher Weise der Programmatik weiblicher Empfindsamkeit im 18. Jahrhundert zu entsprechen versucht.
Andrea Schütte-Bubenik Livres



Wer die Kultur der „Goethezeit“ bislang für schwere Kost gehalten hat, wird im Handbuch für Kulturverdrossene eines Besseren belehrt. Unterhaltsam und mit einer guten Portion von schwarzem Humor wird hier erzählt, was Goethe und seine Zeitgenossinnen bewegt hat: der erste Heißluftballon, eine unmoralische Theateraufführung, der Mord an einem Theaterdichter, Weimars untreue Ehefrauen und die Allüren von Goethes Reim-Kollegen. Für dieses Buch ist ausschließlich Primärliteratur ausgewertet worden. Tagebücher, Briefe und Erinnerungen dienten als Ausgangspunkt für eine Arbeit, die allein das subjektive Erleben von Goethe und seinen Zeitgenossinnen im Blick hat. Der ungeheure Ballast an Sekundärliteratur, der auf dem Kulturdenkmal Goethe lagert, ist während der Ausarbeitung weitgehend außer Acht gelassen worden. Durch diese Vorgehensweise sind Perspektiven auf die „Goethezeit“ eröffnet, die sicher auch den kundigen Leser überraschen werden. Trotz dieser Ansätze ist die unerhörte Reise in die Goethezeit vor allem ein Lesebuch: ein Lesebuch, in dem auf amüsante Weise die Klischees von der Weimarer Klassik auf den Kopf gestellt werden.
Stilräume
Jacob Burckhardt und die ästhetische Anordnung im 19. Jahrhundert
Die vorliegende Studie fragt – ausgehend von historiographischen, kunst- und kulturgeschichtlichen Texten Jacob Burckhardts (1818-1897) – danach, wie ‚Repräsentation‘ im 19. Jahrhundert gedacht wird. Dazu werden zeitgenössische ästhetische Wirklichkeitsproduktionen aus unterschiedlichen Bereichen daraufhin untersucht, wie sie Texturen ausbilden und so dazu beitragen, eine für das 19. Jahrhundert charakteristische kulturelle Matrix zu bilden. Dies betrifft als Kontext zu Burckhardts Stil neben den Techniken der Geschichtswissenschaft und der Kunstgeschichte auch Verfahrensweisen der Ausstopfungskunst, der Museologie und der Stiltheorie. Sie alle befördern eine Bild- bzw. Darstellungstheorie, die sich in Burckhardts Schreibverfahren wiederfinden lässt.