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Ulla Berkéwicz

    5 novembre 1951
    Spectaculum 54. Sechs moderne Theaterstücke
    Vielleicht werden wir ja verrückt
    Engel sind schwarz und weiss
    Josef stirbt
    Sopravvivenza
    Maria Maria
    • Maria Maria

      Drei Erzählungen

      4,0(1)Évaluer

      Im Flugzeug hätte sie Angst gehabt, denn sie war noch nie geflogen, wenn er nicht neben ihr gesessen hätte, und wenn sie dann vom Wein, den er ihr gab, nicht hätte denken wollen, daß das Flugzeug fallen könnte, ins Bodenlose stürzen mit ihm und mit ihr, wie sie sich aneinander halten und wie sie sich umschlingen würden, eindringen ineinander, nicht aus Angst, nein, nur, daß die reißende Luft sie nicht auseinanderrisse, damit sie von der Hitze des Sturzes zusammengeschmolzen in ein leichtes Wesen aus Nichts und aufgefangen von einem Wind und hochgehoben über alle Beschränkung, über ihre dunklen Sterne hinausfliegen könnten, weiß Gott wohin. Die Welt, in der wir leben, besteht aus Geschichten von Geschichten. Frauen treffen Männer, Männer Frauen, und Menschen begegnen Menschen. Verständnis kommt auf, hin und wieder Zuneigung, manchmal ist von Liebe die Rede, und dann singt jeder wieder ein neues Lied. Und dazwischen blitzen auf, mal kürzer, mal länger: Geschichten, von denen die eine nicht weniger spannend ist als die andere. Ob sie nun gut ausgehen oder nicht - ein Ende haben sie nie. Ulla Berkéwicz erzählt mit dieser - notwendigen - Offenheit von ihren Figuren, die nur im Augenblick so sind, wie sie sind, und paradoxerweise dennoch sich treu bleiben: fest und stark, dann aber sich nicht zu helfen wissend, jetzt noch hier und dann woanders. Und die Prosa von Ulla Berkéwicz nimmt auf wie eine Kamera: dieses Bild, jenes. Und dazu mischt sie den Ton, die Sprache derer, die gleichermaßen von außen wie von innen zusehen. Erzählt wird also von Maria, der alten Schauspielerin mit den tausend Rollen, von Wendy aus Amerika, die mit einem Deutschen das Große Erlebnis hat, und von Fräulein Doktor Faußt, der Lehrerin, die sie alle für verrückt halten, die ihre Träume für wirklich hält - und die dadurch auch wirklich sind. Wie alles wirklich ist, an das man glaubt. Und woran glaubt man nicht, wenn man liebt und sich verliert dabei. Und sich gewinnt dabei. Wenn Maria in der Bar sitzt, um sich herum die so bedeutenden Männer, die nicht merken, daß es Maria ist, die Hof hält, wenn Wendy »unbekannt verzogen« ist, um zu vergessen, was sie nicht vergessen kann, wenn das Fräulein Doktor Faußt immer stiller wird, weil um sie herum alles so laut scheint und so ohne Gefühl - dann sind das Momente von Geschichten, die von dem, was dauernd und täglich geschieht, mehr erzählen als alles, was sich fassen, beschreiben und erklären läßt. Indem Ulla Berkéwicz auf Deutungsmuster verzichtet und jedes Geschehen sich gewissermaßen selbst erzählen läßt, öffnet sie die Türen, hinter denen sichtbar werden: Einsamkeit, der Wunsch nach Stille, die Sehnsucht nach der Liebe. »Nur selten riß ein kleiner Schmerz ein, zogen die zwei, drei Narben, deren Wunden sie nicht hatte spüren wollen, und dann mußte sie weit ins Meer hinausschwimmen. Und nur dann wollte sie sich vorstellen, an dem teilzuhaben, was so reich und heftig in der Welt sein mußte, so anders, daß ihr keine Bilder davon kamen.«

      Maria Maria
    • Josef, der alte Vater, ist schwerkrank. Die Mutter hat Angst vor der Angst des Vaters. Der Vater hat Angst vor dem Sterben. Die Mutter bittet um Hilfe. Ich komme, sagt die junge Frau. Sterben ist etwas Natürliches. Sie fürchtet sich nicht. Natürlich fürchtet sie sich. Sie ist noch keine dreißig. Was geschieht mit einem, der stirbt. Was geschieht mit dem, der zusieht.

      Josef stirbt
    • »Es ist mittlerweile an der Generation der Nachgeborenen, für Bewußtheit und Erkenntnis zu sorgen. Ulla Berkéwicz`Buch ist keine Dokumentation. es ist ein Roman, der es aber gerade mit den eigenen künstlerischen Mitteln, der Fiktion, der einfühlenden Nachschaffung, erreicht, daß das Raunende zu klarer Gestalt gerinnt, Schuld ncht zugewiesen, sondern erkennbar gemacht wird. Dieser Roman, der sich weit vorwagt in die Sprache, die Bilder des Schreckens, macht, indem er sie benennt, gegen die Verführung durch das Böse resistent.« »Urs Bugmann, Luzerner Neueste Nachrichten« Mit diesem Roman beschriebt die Autorin die Geschichte von Reinhold Fischer, der sich in die Gedanken- und Gefühlswelt des Nationalsozialismus verstrickt und, angezogen von der neuen »Heilsbotschaft«, Opfer und Täter zugleich wird. »Das Buch klagt nicht Resultate, sondern Voraussetzungen und Wurzeln an. Es deutet nicht konkret auf ein Reich, ein Volk oder gar eine Person. Es zeigt vielmehr in Richtung des Menschen allgemein und ist daher aktueller denn je.« »Dominik Wichmann, Allgemeine Jüdische Wochenzeitung«

      Engel sind schwarz und weiss
    • Vielleicht werden wir ja verrückt

      Eine Orientierung in vergleichendem Fanatismus

      2,4(3)Évaluer

      Was Christentum, Islam und Judentum trennt, haben andere geschrieben. Ulla Berkéwicz untersucht die den drei Religionen innewohnenden Gemeinsamkeiten und die bei allen dreien vorhandene Tendenz zur Selbstaufgabe des einzelnen. Ihre Analyse verbindet die Autorin mit Erlebtem und Erzähltem. Die einfachen, gewaltsamen Lösungen der Eiferer aus dem Okzident und dem Orient werden durch die Kunst einer kraftvollen Geschichtenerzählerin entlarvt. Ulla Berkéwicz versöhnt wissenschaftliche Reflexion und Literatur in diesem mutigen Einmischungsversuch, der auch von der Angst handelt, die den Mut erzeugt, sich der Vereinnahmung zu widersetzen. So ist ihr etwas Neues gelungen: eine Schrift in der besten Tradition der Aufklärung, die narrativ zu fassen vermag, was der Verstand allein nicht erklären kann. »Dieses außergewöhnliche Buch sollte von jedem gelesen werden, der nicht versteht, warum wir in die gegenwärtigen Krisen geraten konnten und was uns in Zukunft erwartet« ( Amos Oz ), von jedem, der mehr über die Wurzeln des islamischen, jüdischen und amerikanischen Fundamentalismus wissen will.

      Vielleicht werden wir ja verrückt
    • Ulla Berkéwicz' neues Buch thematisiert eine dystopische Welt, in der die Natur versagt und existenzielle Ängste der Alten und Jungen thematisiert werden. Es vereint Elemente von Erzählung, Lüge und Erfindung und reflektiert das Ende der Angst- und Spaßgesellschaft sowie die Überwindung religiöser Frömmelei durch anarchistische Liebe.

      Reine Erfindung
    • Die Geschichte handelt von einer Frau, die in die Stadt aufbricht, um ihren fortgegangenen Geliebten Michel zu suchen. Auf ihrem Weg trifft sie auf Lebende, Tote und Aufständische, die eine neue Welt erträumen. Das Buch ist eine Liebesgeschichte und Parabel über Untergang und Hoffnung, die die Grenze zwischen Realität und Traum erkundet.

      Michel, sag ich
    • »Mordad«, persisch, ist der siebente Monat des Jahres, der Hitzemonat Juli. »Mordad« ist aber auch die Geschichte eines unerhörten Vorfalls, »Mordad« erzählt - vielleicht - von einem Mord, den - vielleicht - keiner, der ihn begangen haben könnte, begangen hat. Eine Schriftstellerin zieht sich in ein Haus in einem Garten zurück, an einen fremden Ort, »fremd genug, um dort fremd zu sein, um unbelastet von alten, unbeeindruckt von neuen Eindrücken mit der Sucharbeit zu beginnen, fremd genug, um dort vielleicht auf mich zu treffen, mich wiederzuerkennen, fremd genug, um zu schreiben«, sitzt dort vor ihrem Fenster, auf ihrem Stuhl, an ihrem Schreibbrett »als Randfigur mit Zuschauerpart und Fensterplatz« und wartet auf den Einfall für die Geschichte, die sie schreiben will. Welche Geschichte? Die Geschichte des Mannes und der Frau, die in dem anderen Haus des Gartens wohnen? Die Geschichte, in die sie hineingezogen und hineingespielt wird von dem Klavierstück, das die Frau jede Nacht spielt, bis der Mann jeden Morgen nach Hause kommt? Sie sitzt auf ihrem Stuhl, vor ihrem Fenster, da geschieht es. Was geschieht? Die Mordtat? Der Mord? An dem Mann, der Frau oder dem, der plötzlich im Garten aufgetaucht ist?

      Mordad
    • Ich weiß, daß du weißt

      Roman

      • 261pages
      • 10 heures de lecture

      Amsterdam im November. Im „Ural“, einer russischen Kneipe an der Amstel, treffen Menschen zusammen, die die politische Geschichte unseres Jahrhunderts durch Räume und Zeiten getrieben hat und aus deren Geschichte hier Geschichten werden. Der „Ural“ ist der magische Ort, an dem sie Zuflucht finden und Zeugen einer neuen Geschichte werden, der von Alon und Olga. „Ich hatte gesehen, daß sie einander angesehen hatten, gespürt, daß ihre Blicke trafen. Und seither stelle ich mir die Frage nach der Liebe, als ginge sie mich noch was an.“ Die alte Tatjana, Exilrussin, Wirtin des „Ural“, erzählt diese Geschichte, die sich in neun Tagen ereignet, mit Worten, die aus dem Rußland Dostojewskis zu kommen scheinen. Und was Tatjana nicht wissen kann, weil nur Olga und Alon es wissen können, erzählen die beiden ihr - Alon, Israeli, Hirnforscher, mit Worten, die von Krieg und Zionismus geprägt sind; Olga mit solchen, die von ihrer Jugend in der DDR und der Ausbildungszeit in den Trainingscamps der Islamischen Revolution im Iran und Libanon zeugen. Ich weiß, daß du weißt ist ein Roman über die Liebe und die Sehnsucht, die kein Ende findet. Und eine Agentengeschichte, in der es um islamischen und jüdischen Fundamentalismus geht und um den Krieg, den israelische Fanatiker mit arabischen Extremisten um eine Psycho-Waffe führen. Die Feindschaft zwischen den Systemen, die für die Ewigkeit gemacht scheint, verliert für Alon und Olga, die Liebenden aus den feindlichen Lagern, ihre Geltung, als sie vorsichtig damit beginnen, die Welt neu zu buchstabieren und so vielleicht den „fehlenden Buchstaben“ des Alphabets finden, der „Unterdrückung und Haß in Freiheit und Liebe“ zu verwandeln mag. Das „bißchen Verzweiflung“, das es für „große Dinge“ braucht, wie Theodor Herzl sagt, ist hier in eine Leidenschaft verwandelt, die sich von der ersten bis zur letzten Seite durch den Roman zieht. Hart, klar und von großer Schönheit ist die Sprache dieses Buches.

      Ich weiß, daß du weißt