„Unterhaltsam und volksbildend“ sollte es sein, so wünschte es sich Oskar von Miller, als er vor einem Jahrhundert das Deutsche Museum ins Leben rief. Ebenso spannend und lehrreich ist es, die Geschichte dieses Museums zu verfolgen. Ob die Röhren Conrad Röntgens, das erste Automobil von Karl Benz oder das Rastertunnelmikroskop von Gerd Binning und Heinrich Rohrer: bis heute liegt die Faszination des Deutschen Museums darin, dass Zusammenhänge in Naturwissenschaft und Technik spannend und populär vermittelt werden. Es ist, so wie seine Gründer es wollten, zum Spiegel der technischen und naturwissenschaftlichen Entwicklung geworden.
Wilhelm Füßl Livres






Biographie und Technikgeschichte
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In der deutschen Technikgeschichtsschreibung ist die Biographieforschung im Gegen satz zu anderen historischen und sozialwissenschaftlichen Disziplinen ein Desiderat. Biographien tiber Techniker sind haufig einem stark personenzentrierten Blickwinkel verhaftet und leisten nur selten die Einordnung in einen technik-, industrie-, gesell schafts- und kulturhistorischen GesamtprozeB. Einschlfigige Bibliographien nennen schwerpunktmfiJ3ig Autobiographien und Biographien einiger weniger beriihrnter Techniker und Ingenieure. Gleichzeitig dominieren populfire Biographien, die nicht immer wissenschaftlichen Anspriichen genilgen. Hinzu kommt, daB in den letzten Jahrzehnten von Seiten der Sozialwissenschaften die Rolle der Personlichkeit in der Geschichte zugunsten struktureller Untersuchungen zeitweise in den Hintergrund gedrfiugt wurde. Immerhin lfiBt sich seit der Mitte der 1980er Jahre rur die Ge schichtswissenschaft allgemein ein deutlich verstfirktes Interesse an der Biographik konstatieren. Dieses konjunkturelle Hoch der Biographik lfiJ3t sich im Bereich der deutschen Technikgeschichtsschreibung hOchstens bei populfiren Biographien erkennen. Wissen schaftlich wirklich fundierte Biographien sind in den letzten Jahren nicht erschienen. Das Grundproblem scheint zu sein, daB ein Methodendiskurs tiber das historische Individuum und tiber die Funktion der Biographie in der Technikgeschichte bisher kaum stattgefunden hat.
Kultur bewahren
Die Archive der Leibniz-Gemeinschaft
Archive bilden das kulturelle Gedächtnis unserer Gesellschaft. Sie bewahren und erschließen wertvolle Zeugnisse der Vergangenheit, die spannende Geschichten erzählen. Einen wichtigen Beitrag leisten die 24 Archive in der Leibniz-Gemeinschaft, die als sammelnde Spezialarchive eine große Verantwortung für die Bewahrung, Erschließung und Erforschung des nichtamtlichen Quellenmaterials tragen.
Dioramen bilden eine spezifische Form der Museumspräsentation, deren Tradition im Deutschen Museum besonders gepflegt wird. In zahlreichen Ausstellungen kann man sie noch heute vielfach bestaunen. Dank der handwerklichen Meisterschaft der hauseigenen Werkstätten sind sie in hohem Maße lebendig und »authentisch« gestaltet und vermitteln so scheinbar reale Welten. Gleichzeitig sind sie Zeugnisse der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse ihrer Zeit. Der reich bebilderte Band dokumentiert alle Dioramen, die jemals in den Ausstellungen des Hauses präsentiert wurden. Die Autoren zeigen, dass der Dioramenbau im Deutschen Museum auf unterschiedlichen Traditionslinien basiert und sich im Laufe der Geschichte dynamisch weiterentwickelt hat. Bis heute führt die engen Zusammenarbeit zwischen Kuratoren, Modellbauern, Bildhauern und Malern dabei immer wieder zu innovativen Formen. So werden Naturwissenschaft und Technik im Spannungsfeld von »Wirklichkeit und Illusion« anschaulich.
Licht und Schatten
Ernst Mach, Ludwig Mach
Den Anstoß fu r die Sonderausstellung gab ein Überraschungsfund im Depot des Deutschen Museums eine nicht näher bezeichnete Kiste, die offensichtlich seit Jahren nicht mehr angefasst worden war. Rasch wurde deutlich, dass es sich bei diesem Fund um eine umfangreiche Stiftung aus dem Nachlass des Physikers Philipp Lenard (1862 1947) handelt. Die Ausstellung zu Lenard fokussiert sich nicht nur auf Lenards wissenschaftliche Leistung, die 1905 mit dem Nobelpreis fu r Physik gewu rdigt wurde, sondern thematisiert auch den fru hen Nationalsozialisten und Antisemiten, den Protagonisten der »Deutschen Physik« und Gegner der Relativitätstheorie. Seine biografische, wissenschaftliche und politische Entwicklung wird anhand von Objekten aus Lenards Sammlung und mit Originaldokumenten aus dem Archiv des Deutschen Museums erläutert. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten und zahlreichen Abbildungen.
Oskar von Miller
1855-1934 - Eine Biographie
Oskar von Miller (1855–1934) zählt zu den bemerkenswertesten Persönlichkeiten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Dem visionären und phantasievollen Ingenieur, begnadeten Organisator und geschickten Industrie- und Wissenschaftspolitiker verdanken wir nicht nur die Grundlagen unserer modernen Energieversorgung. Insbesondere das von ihm 1903 gegründete und schnell zu Weltruhm gekommene Deutsche Museum in München machte ihn zu einer der einflußreichsten Personen seiner Zeit. Gilt allein schon seine vorausschauende Konzeption eines deutschlandweiten Stromnetzes als Meisterleistung der Ingenieurskunst, so speist sich Oskar von Millers heutige Bekanntheit wesentlich aus der Bedeutung des Deutschen Museums, zu dem Kaiser Wilhelm II. 1906 den Grundstein legte. Sein mit dem Museum hartnäckig verfolgtes Ziel, der Bevölkerung einen enzyklopädischen Überblick über alle Gebiete der Technik und der exakten Naturwissenschaften zu vermitteln, brachte ein völlig neues und einmaliges Museumskonzept hervor, das weltweit kopiert wurde und dessen Ausstrahlung bis in die heutigen Science Centers reicht. Mit Wilhelm Füßl zeichnet einer der besten Kenner das ungewöhnliche und vielseitige Leben und Wirken Oskar von Millers nach. Ein eindrucksvolles Portrait eines der wichtigsten Begründer der heutigen Kultur- und Industriepolitik und seiner Zeit.
Die wissenschaftliche Tätigkeit Ernst Machs (1838 –1916) zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Breite aus. Neben physikalischen Forschungen betrieb er sinnesphysiologische und physikhistorische Studien. Der Katalog dokumentiert die im Archiv des Deutschen Museums vorhandenen Quellen zur Biographie Machs, die erhaltene Korrespondenz, seine Manuskripte und v. a. die von ihm angefertigten Fotografien (Interferenzaufnahmen, Geschossfotografien).