Gustav Schörghofer Livres




Es wäre eine Gesellschaft denkbar, die keinen Dank kennt. In der es ausschließlich Verpflichtungen gibt, Vereinbarungen, Verträge, Ansprüche. In der jeder seine Pflicht tut, nur seine Pflicht. Wer die besseren Beziehungen, die größere Macht, die robustere Natur besitzt, der ist oben und diktiert den anderen, was sie zu tun haben. Danken wird er nicht, das ist nicht notwendig. Sie tun nur das, was ihnen befohlen wurde. Wenn sie die entsprechende Leistung nicht erbringen, werden sie ausgetauscht. Es gibt diese Gesellschaft. Sie bildet einen Teil unserer privaten und öffentlichen Welten, sie ist ein Bestandteil der Wirtschaft, der Kultur, der Politik, aller Bereiche des Lebens. Der Dank ist etwas Geheimnisvolles. Seine Gegenwart ist oft kaum zu merken. Fehlt er aber, dann verdorren ganze Regionen des Lebens. Was dann bleibt, hat mit den Abläufen in einer Maschine mehr zu tun als mit den Vorgängen in einem lebenden Organismus. Wenn der Dank fehlt, gehen die Menschen zugrunde. Wie kommt der Dank ins Leben? Wie entsteht er?
Wo sich Glaube und Kunst begegnen – und auf den Menschen treffen. Kunst und Glaube werden heute oft für unvereinbar gehalten. Doch der JesuitenpaterGustav Schörghofer spannt einen Bogen über die Jahrhunderte bis zur Gegenwart, von glaubensbildender Kunst zu bildhaftem Glauben, und hebt damit den Gegensatz auf: Einerseits zeigt er hinter Techniken und Themen der Maler das tiefe Grundbedürfnis der Menschen, über sich selbst hinausgehend Sinn zu entdecken wie zu stiften. Andererseits lässt er den Wert sichtbarer Schönheit und poetischen Geistes für religiöse Lehren begreifen. Aus dieser doppelten Perspektive gelingt Strich für Strich ein Bild von Kunst und Glaube, welches Nähe schafft, wo lange Zeit nur Distanz gesucht wurde.
„Es geht um die Erkenntnis, dass uns Kunstwerke helfen, die Welt mit neuen Augen zu sehen“. So fasst Gustav Schörghofer, seinen Zugang zu Kunst zusammen. Er stellt in diesem Buch, in einer sehr persönlichen Auswahl 45 Werke aus der „Galerie“ der Welt der Frau vor. Es sind gewöhnliche Dinge und Kunstwerke. Manche führen den Betrachtenden an den Rand seiner Existenz. Viele kommen mit wenigen Mitteln aus und erweisen sich gerade darin als Brücke zu großer Vielschichtigkeit. Sie laden ein zum Immer-Wieder-Schauen.