Ein Mann und eine Frau begeben sich mit dem Automobil auf eine Reise nach Italien. Ein Sittenbild der fünfziger Jahre, sehr flüssig und modern erzählt, heiter und doch ernsthaft. Juliane Kay – wiederentdeckt! Es ist die Geschichte einer (namenlosen) Innenarchitektin und ihres Freundes Paul, die hier mit viel Witz und Charme erzählt wird. Paul ist Architekt, ihn erwartet ein größerer Geldbetrag in Rom, dorthin soll die gemeinsame Reise gehen – nachdem sie sich ausdrücklich versichert haben, dass sie keine Liebe, sondern nur Freundschaft füreinander empfinden. Beide sind alleinstehend, eine Anziehung ist da, doch man ist bereits in der reiferen Lebensphase angekommen und weiß um die Gefahren des Sich-Verliebens. Man hat Respekt vor der Liebe, und noch mehr vor ernsthaften Beziehungen. Doch schon zu Beginn der Reise zeigt es sich, dass Theorie und Praxis recht verschiedene Dinge sind. Es kommt zu mancherlei Komplikationen, und außerdem erweist sich Paul als reichlich launenhafter Begleiter. Je schwieriger er wird, desto souveräner wird seine Freundin. Was Juliane Kay mittels der heiteren Reiseerzählung verhandelt, ist die ewige Frage nach der Freundschaft zwischen Mann und Frau. Muss eine solche Freundschaft „rein“ bleiben, riskiert man ihr Ende, sobald man sich „hinreißen“ lässt? Und – der Roman wurde auch in den fünfziger Jahren geschrieben – ist es schicklich für eine Frau, mit einem Mann, der nicht der Gatte ist, zu verreisen? Ein Roman über das Geschlechterverhältnis in den fünfziger Jahren. Mit Reflexionen über das Älterwerden und die vielfältigen, auch widersprüchlichen Anforderungen an Frauen.
Juliane Kay Livres






Delia Fintsch steht kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag. Sie hat zwei Beziehungen hinter sich, eine mit einem jungen Mann, eine mit einem alten Mann. Beide hatten Geld, Geld zu haben ist nicht schlecht, das merkt Delia, als es weg ist. Sie spielt Lotto und gewinnt plötzlich 350.000 Mark, eine stolze Summe für die 1960er Jahre, in denen der Roman spielt. Nun dreht sich das Blatt: Wünschte sich Delia zuvor noch einen vermögenden Partner für ihre lange ersehnte Heirat und freute sich über jede halbwegs gute Partie, muss sie jetzt aufpassen, dass nicht sie aufgrund ihres Vermögens ausgesucht wird! Aber erst mal den neuen Reichtum genießen: Delia macht eine Reise. Sie erwirbt ein Automobil und fährt mit ihrer Freundin Luise nach Paris. Dann nach Deutschland in eine Burg, der Burgherr hat es ihr sehr angetan … Die 1968 in Wien verstorbene Juliane Kay war eine sehr emanzipiert denkende Autorin, ihr Stil ist geschliffen, klug in der Beobachtung von Mann und Frau, nie ohne Ironie und Selbstreflexion, auf einer Ebene mit den besten ihrer Zeit. Eine der charmantesten, herzlichsten, humorvollsten Autorinnen ihrer Zeit. Der Roman Madame geht auf Reisen erschien erstmals 1965



