Andrea Horváth Livres






Frauen unterwegs
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AutorInnen mit Migrationshintergrund spielen schon seit Jahrzehnten eine wesentliche Rolle im deutschsprachigen Literaturbetrieb. Viele von ihnen haben mittlerweile bedeutende Literaturpreise gewonnen und sind im Kanon der deutschsprachigen Literatur angekommen. Neben den thematischmotivischen Zusammenhängen, durch die die sogenannte Migrationsliteratur geprägt wird, wie die Figur der GrenzgängerIn, gewisse narrative Muster, Themen und Sprachbilder (Aufbrechen – Übergang – Ankommen, Oszillieren, Sprach- und Kulturwechsel) darf das spezifisch Literarische der Migrationstexte nicht unbemerkt bleiben, vor allem weil dieses von den erwähnten Phänomenen untrennbar ist. Diese narratologischen Zusammenhänge zwischen kultureller und ästhetischer Vielfalt stehen im Vordergrund der Untersuchungen dieses Bandes. Neben Texten von AutorInnen, die aus Ländern stammen, die einst hinter dem sogenannten Eisernen Vorhang lagen, wie Daša Drndic, Dragica Rajcics, Katja Petrowskaja, Dubravka Ugrešic und Herta Müller, kommen auch die aus der Türkei nach Deutschland migrierte Emine Sevgi Özdamar, die aus Korea nach Österreich eingewanderte Anna Kim und die aus den USA stammende Ann Cotten ins Blickfeld. Ebenso wird in zwei Beiträgen Maja Haderlap berücksichtigt, die als Angehörige einer nicht deutschsprachigen Volksgruppe am Rand des deutschen Sprachraums durchaus ähnliche Erfahrungen von Alterität und Ausgrenzung thematisiert.
Poetik der Alterität
Fragile Identitätskonstruktionen in der Literatur zeitgenössischer Autorinnen
Autorinnen der Gegenwart leben in »Zwischenzeiten« und an »Zwischenorten«. Sie finden im Umgang mit den vielschichtigen Marginalisierungen, denen sie ausgesetzt sind, zu ihrer eigenen Sprache - und arbeiten so daran, von den Rändern aus ein anderes Zentrum zu (re)konstruieren. Ihre Literatur reflektiert die Analysekategorien der kulturwissenschaftlichen Wenden - gender, race und class - und vermag damit Überschneidungen von Identitäten präzise zu erfassen. Andrea Horváth zeigt, wie auf diese Weise die Zerbrechlichkeit von Identitäts- und Alteritätskonzeptionen sowie auch die Mobilität und Fragilität von Erinnerungskonstruktionen zum Vorschein kommen.
Welche Rolle spielen Genderkonstruktionen bei Grenzgänger_innen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, welche bei weiblichen Reisenden und Autorinnen des 19. Jahrhunderts? Was verbindet die Oper des 18. Jahrhunderts mit den Kompositionen des zeitgenössischen Black Metal? In diesem Band werden zentrale Konzepte der Kulturwissenschaft wie »Konstruktion«, »Verkörperung« und »Performativität« mit Fragen der Gender Studies verknüpft. Die Beiträge nähern sich der Frage der Körperlichkeit von Genderperformanzen in literaturwissenschaftlicher sowie musikwissenschaftlicher Perspektive und thematisieren dabei unter anderem Migration, die Frage des unbestimmten Geschlechts, die Dekonstruktion der Frau/Mann-Dichotomie sowie das Geschlecht des kulturellen Gedächtnisses.
Barbara Frischmuths Werke machen verschiedene Formen von kulturellen Fremdheiten lesbar und verweisen auf den strukturellen Zusammenhang von Frauen und Fremden, von Weiblichkeit und Fremde. Die ausgewählten Romane sind Beispiele für Überschneidungen von kultureller und sexueller Differenz und verdeutlichen, dass die Frage nach der geschlechtlichen Semantisierung postkolonialer Beziehungen in das Zentrum des postkolonialen Diskurses und postkolonialer Literatur führt.
