Der Band präsentiert die wenig bekannten Bibelillustrationen von Salvador Dalí aus den Jahren 1963–1965, bekannt als „Biblia Sacra“. Er bietet künstlerische und theologische Analysen, verortet den Zyklus im Gesamtwerk Dalís und untersucht die Vermittlung moderner Kunst, einschließlich der Illustrationen zu Freuds „Moïse et le Monothéisme“.
Bei der Erneuerung der Bischofsgrablege in der Sulchenkirche bei Rottenburg entdeckte man ca. 80 fruhmittelalterliche Bestattungen, viele mit Beigaben ausgestattet. Reprasentations- und Gebrauchsgegenstande sowie religiose Zeugnisse vermitteln einen Eindruck vom Alltag der Menschen, ihren Beziehungen, Erfahrungen und Hoffnungen. In diesem Band werden diese Grabensembles mit fruhmittelalterlichen Funden aus Sudwestdeutschland ins Gesprach gebracht. Die Zusammenschau zeugt von Netzwerken, Handels- und Verwandtschaftsbeziehungen uber grosse Distanzen hinweg, aber auch von unterschiedlichen kulturellen Vorstellungen und Symbolen. Im Totenbrauchtum des 7. Jh. wird eine sich zum Christentum hin offnende Volksreligiositat erkennbar, die heidnische Elemente enthielt oder christlich uberschrieb. In dieser Deutungsoffenheit liegt der Reiz der Exponate.
Autonomie und Providenz im legendarischen Erzählen vom Mittelalter bis zur Moderne
Der Band verbindet Perspektiven der alteren und neueren Philologien auf die Heiligenlegende, eine der zentralen Erzahlformen der abendlandischen Literatur. Leitend ist die Frage, wie legendarische Erzahlungen ihren Figuren Handlungsmacht absprechen oder zuschreiben: Wird der Lebensweg der Heiligen als vorherbestimmt imaginiert oder als Resultat autonomer Entscheidungen? Ein weiterer Schwerpunkt des Bandes liegt auf Kontinuitaten, Konflikten, Transformationen und Bruchen zwischen mittelalterlichen und modernen Heiligenerzahlungen. Welche Elemente der mittelalterlich-christlichen Legende eignet sich die Moderne an, welche verwirft sie und wie geht sie mit der fur die Gattung konstitutiven Spannung zwischen gottlicher Providenz und menschlicher Autonomie um?
Die mittelalterliche Sakralkunst gewinnt ihre Schonheit vor allem aus den dargestellten Textilien. Die biblischen Personen und die Heiligen sind dabei in "sprechende Textilien" gehullt, denn die Gewander wollen kommunizieren und fugen sich in die narrative Struktur des Katholizismus ein. Die Ausstellung im Diozesanmuseum Rottenburg fragt nach diesen narrativen Gehalten in den mittelalterlichen Werken der Rottenburger Sammlung. Zugleich haben sich in einer Kooperation mit der Hochschule Pforzheim junge Designerinnen und Designer mit den Bildwerken auseinandergesetzt. Die hieraus entstandenen Entwurfe werden den altehrwurdigen Kunstwerken gegenubergestellt, sodass traditionelle und zeitgenossische Interpretationen in Dialog treten.
Von den Katholiken gehasst, kritisiert, aber auch gewürdigt. Dieses Buch nähert sich Martin Luther über seine Begegnungen mit »Katholiken«. Das »Katholische« meint hier keine Konfessionsbezeichnung, sondern einen »Lebenszusammenhang«. Denn Luther war geprägt von antiken und mittelalterlichen Theologen wie Johannes Tauler und Johann von Staupitz. Er selbst begegnete hochrangigen katholischen Theologen seiner Zeit, darunter dem berühmten Johannes Eck. Schließlich wurde Luther von Katholiken in den 500 Jahren seit der Reformation ganz unterschiedlich aufgenommen. Das Buch zeichnet die »katholischen« Prägungen, Begegnungen und Rezeptionen Luthers in einem ideengeschichtlichen Bogen nach – vom Kirchenvater Augustin im 4. Jahrhundert bis zum 2014 verstorbenen katholischen Theologen Otto Hermann Pesch. Auf diese Weise wird Luthers Biographie anders geschrieben, nämlich orientiert an seiner geistigen Herkunft, an den theologischen Diskursen und Kontroversen seiner Zeit und an seiner Wahrnehmung.
Speyer zwischen politischem Frieden und Bekenntnisernst (1555-1618)
411pages
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Wie lebten Menschen unterschiedlicher Konfessionen in der Enge der frühneuzeitlichen Stadt zusammen? Noch dazu, wenn das Recht ihre Situation nicht regelte? Die Studie sucht fünf kirchliche Räume Speyers auf, in denen die Konfessionen in unterschiedlichen Konstellationen aufeinander trafen: die reformierte Kirche St. Ägidien, das Simultaneum in der Dominikanerkirche, den Speyerer Dom, das Jesuitenkolleg und die Ratskirche. Die lokative Herangehensweise bereichert Reformationsgeschichtsschreibung und Konfessionalisierungsforschung. Wo Geistliche die neue Lehre einführten, welche Konflikte dabei entstanden und wie diese gelöst wurden – all dies hat mit den Kirchen, ihren Patronen und Pfarrern, ihren Traditionen und ihrer Geschichte, ihren Gemeindestrukturen und Netzwerken und ganz entscheidend mit bereits vorhandenen Konflikten zu tun. Die Konfessionalisierung dieser Kirchen ging oft mit der Konfessionalisierung von Wissen einher. Die unterschiedlichen Konfessionsgruppen entwickelten dabei sehr verschiedene Wissensbestände. Wissen über Religion und christliche Existenz, Gewohnheit und Geschichte, Recht und Raum. Mit ihnen argumentierten sie im Konfliktfall um die konfessionelle Ausrichtung einer Kirche. Schließlich dient die frühe Speyerer Konfessionalisierungsgeschichte hier als Modellfall des Augsburger Religionsfriedens. Seine Leistungen und seine Grenzen werden unmittelbar deutlich – und auch, warum die Kombination von konfessioneller Unbedingtheit und alltagstauglicher Pragmatik keine dauerhaften Lösungen ermöglichte.