Evelyne Lorenz Livres





Hans Rothenberger muss 1948 wegen Lauras Schwangerschaft seinen Wunsch, nach Amerika zu gehen und dort erfolgreich zu sein, aufgeben. Aus Pflichtgefühl heiratet er Laura. Die Nachkriegsjahre sind schwer, aber er bringt es zu Wohlstand und gesellschaftlichem Ansehen. Laura lebt in stiller Dankbarkeit an seiner Seite. Nach 26 Ehejahren ist sie plötzlich verschwunden. Ihre hinterlassene Nachricht: Ich will leben. Hans und ihre beiden Töchter suchen nach ihr. Als Laura eines Tages zurückkommt, verlangt sie die Scheidung. Ihr Mann fühlt sich zutiefst gedemütigt und es geschieht etwas Unfassbares, das wie ein Schatten auf der Familie und deren Nachkommen liegt und erst Jahrzehte später aufgelöst werden kann.
Nach dem Tod der Mutter folgt Elise deren Spuren bis weit in die Vergangenheit. Schicksalhafter Dreh- und Angelpunkt ist das Gut Lindenhof, auf dem die Kinder der Arnsteins – Otto, Amalia und Christoph – zunächst fröhlich und unbekümmert aufwachsen. Die Kriegsjahre verlangen der Familie einiges ab, besonders die Tochter, Amalia, leidet sehr unter der Trennung von ihren Freundinnen, mit denen sie sich durch gläserne Schmetterlinge verbunden fühlt. Jahrzehnte später steht Amalias Tochter Elise vor Gut Lindenhof und erhält vom Notar ein in Leder gebundenes Buch, das die Geschichte ihrer Familie enthält. Endlich fügen sich die vielen Ungereimtheiten aus ihrer Kindheit zu einem stimmigen Ganzen und sie kann Frieden schließen mit ihrer Vergangenheit.
Der siebenjährige Franz Jordan lebt bis zum Ende des 1. Weltkriegs mit seiner Familie in Süssenberg. Die Abtrennung der Untersteiermark verändert sein Leben grundlegend. Aus Süssenberg wird Sladki Vrh und aus Franz wird Franzischek, der mit seiner Muttersprache auch seine Identität verliert. Die Repressalien, denen die Familie im neu gegründeten Staat ausgesetzt ist, bewegen sie dazu, die Heimat schweren Herzens zu verlassen. Die Großeltern bleiben zurück und geben ihrer Tochter einen Sack mit Käferbohnen mit – die Bohnen sollen die Saat für das neue Leben, für den Neubeginn sein. Nach Jahren der Armut und Unterdrückung im Süden der Steiermark beginnt die Saat der Bohnen aufzugehen: Es gelingt Frau Jordan, durch Tauschhandel mit den Käferbohnen einen kleinen Weinberg zu erstehen, wodurch sich für die Familie endlich Zukunftsperspektiven ergeben. Doch Franz kann in der neuen Heimat nicht Fuß fassen und kehrt in seine alte Heimat Jugoslawien – das heutige Slowenien – zurück. Fortan leben die Jordans auf beiden Seiten der Grenze ... ein Schicksal, das sie mit vielen Familien in der Region teilen.
Die 18-jährige Anna Amalia, eine Waise aus vornehmem Hause, lebt als Gesellschaftsdame einer alten Gräfin in einem Palazzo in Triest. Sie lernt während eines Gastkonzertes den Musiker Paul aus Graz kennen – und lieben. Als sie feststellt, dass sie ein Kind von ihm erwartet, verlässt sie Triest und macht sich in Graz auf die Suche nach ihm. Paul ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in einem bescheidenen Sparherdzimmer mit Bassena im Hinterhof einer Grazer Innenstadtgasse. Pauls Frau verlässt ihn und die drei Kinder. An ihre Stelle tritt Anna und tauscht das vornehme Triester Leben mit der Einfachheit einer Bassena-Wohnung. Diese Entscheidung wird wegweisend und schicksalhaft für sie, ihre Tochter und deren Nachkommen. Die titelgebende Hinterhof-Bassena wird zur Metapher für einen Ort der Begegnung vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges und der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen des 20. Jahrhunderts in Europa.