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Dominic Oppliger

    giftland
    Acht schtumpfo züri empfernt
    • Ein junger Mann steht vor dem Bahnhof einer Weltstadt, „acht schtumpfo züri empfernt“, und wartet auf seine Freundin, „traft“, die er seit fünf Monaten nicht mehr gesehen hat. Und er denkt zurück, wie sie aneinander und auseinander geraten sind, und wie ähnlich zwei andere Frauen in seinem Leben auf- und wegtaucht sind, «tlena» und «zonnia», aber auch Männer wie Mohammed, der Papierlose, der im „usschaffixgfängnis“ landet, oder „joschi“, der beste Freund «us sankaschteziite unkindergarte», oder Jonas Geissberger, der „zimmli bekannti schriftschteller“. Und in all diesen Begegnungen tauchen immer wieder „Dia füolette hose / winen rote fade“ auf, das Dingsymbol einer Novelle. Und novellenhaft rahmen auch das Warten auf „traffi“ und ihr Auftreten zum Schluss alle Geschichten ein. Über die Novelle hinaus ist dieser Text auch ein Blues, melancholisch und beschwingt zugleich. Die fortreihenden „und“ geben dem Lied einen insistierenden Rhythmus und die jede grammatische und orthografische Regel sprengende phonetische Graphie macht den Text zur Partitur, deren ungewohnte Buchstabenfolgen uns mit den Klängen und den Rhythmen zugleich auch das Timbre der zürichdeutschen Laute hören lassen. Dominic Oppliger bleibt mit dieser kühnen Graphie Musiker und Performer und bietet, weil er ausserhalb aller Konventionen so schreibt, wie er spricht, spoken script in Reinkultur.

      Acht schtumpfo züri empfernt
    • Musik ist dieses Buch, inhaltlich, formal, sprachlich. Der Schlagzeuger Sämi tourt mit einer Band durch die USA, „die ganz wält taktet“, wenn ihr Van über die Highways braust. Sämis Wahrnehmungs- und Gedankenloops takten, der Text taktet in seinen Episoden und Refrains, und es takten auch die Wörter in ihrer phonetischen Schreibung. In ironischem Kontrast zu unserem Lese- und Hörvergnügen erlebt Sämi Enttäuschung und Verdruss. Das ersehnte „On the road“ wird ihm zur schalen Routine, „e trättmüli /es laufrad“. Er setzt der voranstürmenden Tour Rückwärtsbewegungen entgegen, spult seine Reise und sein Leben zurück wie in seinen Videos und geht rückwärts, bis sogar die Band rückwärts spielt. Durch die sich dabei ergebenden Slapstick-Kapriolen gewinnt der Text über die präzisen Bilder der vorbeirauschenden Szenen hinaus auch filmische Qualität. Zugleich erweist sich Sämis rückspulende Rebellion als tragikomische Demontage des amerikanischen Traums.

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