Passirrt isch passirrt
Gereimtes und Ungereimtes



Gereimtes und Ungereimtes
Gedichte
Frühlingshaft beginnt Erwin Messmers neuster Gedichtband mit ›Piepsfäden‹ und ›Zirpgirlanden‹, dem ›Openair der Singvögel‹, um uns nach diesem musikalischen Auftakt zu einem Rundgang durch Naturimpressionen, Alltagsszenen und Erinnerungen einzuladen. Behutsam setzt der Autor die Magie der Sprache ein: Da wird Unscheinbares subtil ins Bild gerückt und erhält Tiefenschärfe, da wird Feierliches mit skeptischem Humor quittiert, da verliert Normiertes unter der sprachlichen Lupe seine feste Kontur und beginnt zu schillern, und Gewöhnliches entpuppt sich als überraschend sinnfällig. Bild um Bild zieht eine facettenreiche Welt an uns vorüber, klingt schliesslich mit dem Thema Liebe aus. Ein poetischer Film. Bei dem Erwin Messmer umsichtig Regie führt. Drehbuch der Träume ist aber nicht Wohlfühlkino: Es spricht nicht nur von Glück und Heiterkeit, sondern auch von der Flüchtigkeit des Seins, von Tod, Verlust und Trauer. Typisch für den Autor ist dabei, dass er nicht nur die grossen Dramen thematisiert, sondern auch im Kleinen das Existenzielle erfasst: im zertretenen Schneckenhaus etwa, im herzergreifenden Muhen einer Kuh. Der Reiz von Erwin Messmers Lyrik liegt genau in dieser Mischung von Tiefgang und Leichtigkeit bei einfühlsamer Beobachtung des Alltäglichen.
Gedichte
Was ist Glück? Diese Frage scheint in vielen Gedichten von Erwin Messmers neuem Lyrikband auf. Auf dem Hintergrund des Alltäglichen, sogar Banalen fasst der Autor immer wieder Glücksmomente in Worte, diese flüchtigen Glanzpunkte des Lebens, die in vielerlei Gestalt auftreten können: als leuchtendes Herbstblatt, als Reh, als Sprung ins glitzernde Wasser des Flusses, als Musikstück und verborgene Sehnsucht. Oder auch – mit dem für den Autor typischen leisen Humor – als Wunsch- und Gedankenlosigkeit der ›glücklichen Hühner‹, die von ihrem Halter um ihr fehlendes Todesbewusstsein beneidet werden. Ein anderes zentrales Thema ist nämlich die Vergänglichkeit, die allem innewohnt – diese schimmert in den meisten Gedichten durch, von der Kindheitserinnerung bis zum pointiert genauen Blick aufs Gebaren der Alten. Sie gibt dem Band den nachdenklichen Grundton, den philosophischen Hintersinn im vordergründigen Gewebe von Erlebtem und Beobachteten. Mit unerwarteten Wendungen und witzigen Doppeldeutigkeiten lotet Erwin Messmer die Existenz aus, unpathetisch und heiter – bis er den Band mit Gedichten über die Liebe, über deren Aufkeimen so gut wie über deren langsames Vergehen, enden lässt.