Der 60-jährige Ludwig Bilinski könnte ein unbeschwertes Leben als wohlhabender Großbürger führen. Berufliche und private Enttäuschungen haben den früheren Kreisky-Anhänger jedoch verbittert. Unter einem Pseudonym hat er sich einen Namen als Verfasser von hetzerischen Leserbriefen gemacht; in seinem Dachboden steht ein Modell vom Wien seiner Träume; und als endgültige Rache an der Welt plant er, die seiner Meinung nach hässlichsten Gebäude der Stadt in die Luft zu sprengen. Dadurch will er als Retter der Schönheit Wiens in die Geschichte eingehen, seinem Leben zu guter Letzt Sinn verleihen. Die einzigen Menschen von Bedeutung für ihn sind Norbert, ein Stricher, und dessen Mutter Tamara, eine Verkäuferin. Er trifft sie jeden Samstag getrennt voneinander zu festgesetzten Zeiten, um seine sexuellen beziehungsweise emotionalen Bedürfnisse zu befriedigen. Von ihrer jeweiligen klar definierten Rolle im Leben Bilinskis wissen die beiden nichts. Als Norbert in seiner Jugend in die Neonazi-Szene abdriftet, bricht der Kontakt zu seiner Mutter ab. Bilinski Egozentrismus kollidiert zusehends mit den Sehnsüchten und Wünschen, die er in Norbert und Tamara weckt. Während er voller Vorfreude seinem apokalyptischen Coup entgegensieht, gerät das auf ihn zugeschnittene Beziehungsdreieck außer Kontrolle. Obwohl er sich für allmächtig hält, droht er, wie Norbert und Tamara, an den Gefühlen der drei zueinander zu zerbrechen.
Paul Auer Livres



Es könnte so schön sein: Der Schriftsteller Joshua hat nach fast anderthalb Jahrzehnten Schreibarbeit endlich sein erstes Buch veröffentlicht. Außerdem ist er durch ein stattliches Erbe schlagartig wohlhabend geworden. Nach Jahren als ärmlicher Bohemien, der in einem »Wohnloch« hauste, ist sein neues Domizil eine luxuriöse Dachgeschoßwohnung am Wiener Burgring. Doch das Glück ist getrübt. Kürzlich hat ihn seine Freundin Carmen verlassen. Für Joshua eine unverständliche Kränkung. Und wovon sein nächster Roman handeln soll, weiß er auch nicht so recht. Will er überhaupt noch ein Buch schreiben? Hat er es nötig? Steht ihm nicht vielmehr ein beschauliches bürgerliches Leben zu, gediegen und gemütlich, ohne große Anstrengung? Wäre da nicht seine Ruhmsucht ... Und eine Frau an seiner Seite sollte doch auch nicht fehlen. Da trifft es sich gut, dass er in der ersten Nacht in seinem neuen Zuhause überraschenden Besuch bekommt: Es ist niemand Geringerer als Luzifer, begleitet von seiner Liebhaberin und einem Teenager. Wenn diese Bekanntschaft nicht Stoff für ein sensationelles Werk ist, eines, mit dem Joshua gewiss großen literarischen Ruhm erlangen und, noch wichtiger, Carmen zurückgewinnen wird ... Er fasst den Entschluss, den ultimativen Roman zu schreiben, ein »Weltbuch«. Mauern ist eine tragikomische Reflexion über die Triebkraft des Künstlers und seine Angst vorm Scheitern, eine Parodie auf toxische Männlichkeit, sendungsbewussten Größenwahn und den mit sich und der Welt ringenden Schriftsteller – ein Buch, das vom Irrsinn handelt, ein Buch zu schreiben.
Im Leben des Mittzwanzigers Christian passieren seltsame Dinge. Seine neue Nachbarin hat rote Augen und beherbergt zwei geheimnisvolle Flüchtlinge. Immer öfter träumt er davon, wie die Geschichte Jesu nach der Kreuzigung weitergegangen sein mochte und spinnt sich in eine Sage über den Teufel ein, die seine Familie seit Generationen in Atem hält. Ein ominöses Foto bringt ihn und seinen Freund Stefan dann auf die Spur einer Verschwörung. Hatte Christian sich nicht längst mit seinem unspektakulären melancholischen Alltag arrangiert? Umso verstörender, welch unerbittlichen Sog die Fiktion ausübt, wie sie nach und nach die behagliche Normalität auslöscht. Bald wird ihm klar, dass er seinen ganzen Heldenmut zusammennehmen, die Grenzen seiner Wahrnehmung sprengen und sich seinen schlimmsten Ängsten aussetzen muss. Ist er in dem Spiel das Opfer oder ist er der Täter? Ist er wirklich der, für den er sich hält? Was habe ich von meinem Vater gewusst, was kann man überhaupt wissen? Niemand hat irgendwas gewusst. Ich weiß überhaupt nichts. Es gibt nur Hoffen, Fürchten, Glauben, und das ist das Schlimmste. Können wir die Bedingungen unseres Schicksals verstehen, und wie weit würden wir gehen, um herauszufinden, wer wir sind? Ein märchenhafter Roman über die Wirkmacht von Mythen, Träumen und Traumata, über Identität, Entfremdung und die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies. Vor allem aber erzählt Fallen von einer großen Freundschaft, einer Liebe, die jede Grenze, selbst die des Todes, überwindet.