Im wohlsituierten Zürcher Bürgertum werden Jessy, Chloé und Clara von der chinesischen Nanny Atscho großgezogen. Atscho stammt vom Volk der Mosuo, bei dem die Mütter das Sagen haben, die Väter nicht der Rede wert sind und die Schwestern immer zusammenbleiben.Die Mutter der drei Töchter, die Ethnologin Sylvia Hofmann, hatte das kleine Matriarchat im chinesischen Himalaya erforscht und die junge Mosuo als Kindermädchen mit nach Zürich gebracht. Denn weder die häufig reisende Mutter noch der vielbeschäftigte Vater haben Zeit für die Kinder. Die Geschichten, die Atscho aus ihrer Heimat erzählt, und der unbedingte Zusammenhalt, der das Rückgrat der matriarchalen Familie der Mosuo bildet, faszinieren die Mädchen und sie beschließen, ihre eigene Schwestern-Familie zu gründen.Als aus den Töchtern Mütter werden, entspringen ihre sechs Kinder daher Gelegenheitsbekanntschaften nach dem Vorbild der Besuchsehe der Mosuo. Drei Mütter, eine Atscho, keine Väter – eine Oase der Frauen inmitten derSchweizer Bourgoisie. Als jedoch der wahre Grund für Atschos Emigration ans Licht kommt und der älteste Sohn Anton gegen die unkonventionelle Lebensform der Mütter immer stärker aufbegehrt, droht die Familie zu zerbrechen.
Stefan Ferenc Györke Livres



Hatte Lily damals mit Ignaz Zunder geschlafen? Johnny geht die Frage nicht aus dem Kopf. Und das ist nicht sein einziges Problem: Inzwischen nennen sie sich seit mehr als zwölf Jahren ›Lily‹ und ›Johnny‹, aber die Namen sind gewöhnlich geworden, und so ganz ohne Augenzwinkern sind es unbefriedigende Namen für ein unglückliches Paar. Lily steckt fest in ihrer Karriere als Ärztin, Johnny empfindet sich mehr denn je als gescheiterter Künstler. Seit Jahren zusammen, scheinen die beiden nun am toten Punkt ihres Lebens angelangt und trennen sich. Erst als Lily von ihrem Hirntumor erfährt und sich gegen eine Behandlung entschließt, finden sie wieder zueinander und entdecken auf Teufel komm raus eine ganz neue Art von Lust, die aus Lilys zunehmend gefahrvollen Phantasien erwächst. Ein – im wahrsten Sinne des Wortes – liebevoller Großstadtroman mit all seinen hellen Plätzen und dunklen Ecken, der von Sinnsuche, von Lebensenttäuschung und Lebenskunst handelt und von einer sexuellen Befreiung auf Leben und Tod.
In einem afghanischen Dorf wird das Marionettenspiel von vier Jungen zu ihrer Schicksalsgeschichte: Der Imam verbietet die verschwörerischen Vorstellungen und verbannt den Anführer der Jungen. Als Erwachsene sehen sich die vier Freunde aufs Neue mit ihren Marionetten konfrontiert, in ihrem Schweizer Exil stehen sie ihnen auf einmal in Fleisch und Blut gegenüber. Wieder und wieder versuchen sie, die Geschichte zu einem guten Ende zu führen, wieder und wieder misslingt es. Im Scheitern aber entdecken sie die Grösse unerbittlicher Verbundenheit. Romeo und Julia heissen Bilal und Rahima in dieser wilden Geschichte mitten im clash of civilizations zwischen Abendland und Islam. Ein halbmondförmiger Spannungsbogen von Kalkutta und Kabul über Zürich bis nach Marrakesch – ein west-östlicher Diwan im Pfandhaus bitteren Humors.