Axel Karner Livres






„im totenkleid liegt das land“ lautete der literarische Befund des gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Zustandes Kärntens. Eine beschränkende Realität, in der politische und kulturelle Unterdrückung in Form offener Gewalt oder subtiler Ausgrenzung zu Sprachlosigkeit und Bildverlust führten. In der gemeinsamen Arbeit verbinden der Lyriker Axel Karner und der bildende Künstler Wilhelm Dabringer Gedichte in der Mehrsprachigkeit Kärntens mit einer durchlaufenden Bildgeschichte. Es ist der klare Strich der Graphik, der die sprachlichen Grenzen überwindet, eine Verbindung herstellt zwischen den politischen Distanzen und die voneinander abgegrenzten emotionalen Räume verdichtet. „Die Zunge getrocknet / Jezik posušen“ ist die Darstellung einer dem Untergang geweihten, hoffnungslosen seelischen Landschaft, in der durch die Entmenschlichung kreative Prozesse unmöglich werden.
Der weiße Zorn
Ein Gedicht
Der erzwungene und verhasste Sohn kommt zur Welt. Eine musikalische Karriere ist vorgezeichnet. Doch hinter dem Idyll Bach'scher Harmonien und bigotter Religiosität lauert eine Welt unterdrückten Zorns. Quälende Ohnmacht und undurchdringliche Trauer. Die depressive „Königin der Nacht“ lässt das Kind verkümmern. Sie umschließt das feinsinnige und zerbrechliche Wesen mit eisiger Kälte. Zum Schutz vor seinem Jähzorn. Fels ragt vor den Gittern auf. Spiegel seines Leidens. Ein in den glitzernden Kristallen eingeschlossener Engel weint das Blut der Steine. In der Projektion seiner Seele wird der von Kohlenstoff durchzogene blendend weiße Marmor voller Strukturen, Adern und Einschlüsse zum Symbol der Erlösung. Der Auftrag: sie herausarbeiten und nicht einfach wegschlagen. Aber die fein geschichtete Welt zerspringt. Blanke Wut bricht aus ihm. Er schlägt um sich.