Werdenbergs Sinnsprüche fordern den logischen Verstand heraus und bieten unterhaltsame, oft kontroverse Perspektiven. In einer Zeit von Lügen und Verschwörungstheorien sind sie ein wohltuendes Verstandestraining. Sie zeigen, dass die Wahrheit nicht immer zum Glück führt und bieten ideologiefreie Anregungen für wache Geister.
Melchior Werdenberg Livres






Malefizien
Missgeschicke, Liebeleien und Verbrechen
Im Schnee und Nebel der Bergtäler geschieht Geheimnisvolles, über das niemand spricht. Ein Kind verschwindet spurlos, ein Wolf in Menschengestalt sucht sich seine Opfer, ein Gemeindepräsident wird von einem tödlichen Gruß aus dem fernen Afrika heimgesucht: Melchior Werdenberg kehrt in »Malefizien« zurück zu den Anfängen, zu seiner Herkunft in den Bergen. »Malefizien« präsentiert die Bergwelt in inspirierender Vielfalt und versammelt teuflische, historische und märchenhafte Geschichten ebenso wie Gegenwärtiges. Mit viel Empathie erzählt Werdenberg von schwierigen Frauenschicksalen oder vom »Hexenwahn in Sognvitg«. So können die Missgeschicke, Liebeleien und Verbrechen, auf die der Titel hindeutet, von durchaus bösartigen oder mysteriösen Mächten rühren – etwas Maliziöses steckt aber auch in der Feder des Autors, der mal sachlich und nüchtern, mal verschmitzt und selbst- ironisch erzählt, und dessen Alter Ego gern auf amourösen Wegen oder Abwegen wandelt, sogar noch nach dem Tode ... Nachdem im Herbst 2021 die ersten drei Erzählbände Melchior Werdenbergs neu als Taschenbücher bei Salis erschienen, legt der Schweizer Autor und Rechtsanwalt mit »Malefizien« einen neuen Band mit augenzwinkernd-schaurigen Stories vor.
Melchior Werdenberg führt mit neuen Geschichten seine erfundene Autobiographie fort. Manche bezeichnen Fiktives als echt; Werdenberg bezeichnet Echtes als fiktiv. Was ihm begegnet, greift er auf und modelliert daraus spannungsvolle und oftmals tödliche Geschichten um Liebe, Geld und Macht. An den Rändern der Realität betreten Charaktere die Szene, die man zu kennen glaubt, bis eine Volte ungeahnte Abgründe offenbart. Dabei gehen Lakonie und Todesgefahr eine schlagfertige Allianz ein, denn Werdenberg handhabt die konzise Form der Kurzgeschichte so messerscharf wie seine Helden ihre Mordwerkzeuge. Gestresste Banker verzocken sich, Kunsthändler verlieren die Nerven, Schriftsteller scheitern, Modelle dealen unter der Hand. Werdenberg begleitet seine Figuren durch vielfältige Wirren, ohne Scham oder Zynismus. Er folgt einer Toten im Zug nach Mailand, spürt einer vergifteten Familiensaga in der Bergwelt nach und begleitet arme Seelen in die Psychiatrie oder den Tod. Immer mit im literarischen Gepäck ist der Altmeister der Kriminalgeschichte mit seinem Bonmot »Wahrheit hat mit Worten nichts zu tun«. Die Leserinnen und Leser werden bestens unterhalten, dürfen »eintauchen in eine Welt des Verbrechens und dabei doch den Körper so glatt behalten, dass an der Oberfläche der Schlamm abfließt.« (Friedrich Glauser).
Wieder unternimmt Melchior Werdenberg in 22 Erzählungen Ausflüge durch die Wildnis unseres Alltags. Dabei lässt er Zeit und Raum hinter sich; es sind Geschichten über selbst gewählte und erlittene Alltagskatastrophen friedlich, bösartig, tödlich – nachdenklich machend, amüsant, dramatisch, mit und ohne Pointe.
Lebensdramen mit tödlichem Abschluss. Melchior Werdenberg war als Bezirksanwalt häufig mit dem gewaltsamen Ende menschlicher Beziehungen konfrontiert: Zufällige oder gewollte Tode, gewaltsame Unfälle – die Gewalt ist nicht die Kehrseite unser Welt, sondern ihr Bestandteil. Intrigen und Morde, falsche Liebhaber, eine versuchte Beseitigung der Gattin, zwei Männer finden sich, eine Frau bleibt auf der Strecke – ein Pandämonium von Gier und Vernichtungswillen und doch nur Resultat unseres unerfüllten Alltags. Werdenberg streift durch eine ihm vertraute Welt voller Mord, Totschlag und Suizid, Unglücksfälle eingeschlossen, und bleibt doch gut gelaunt: Geschichten mit erstaunlichem Ausgang.
Melchior Werdenberg gelingt es, in kurzen, knappen Skizzen die Seelenlagen eines Heranwachsenden zu beschreiben: Eingebunden in der ländlichen Lebenswelt und festgehalten durch soziale Zwänge werden für ihn Verlustschmerz und tröstende Lüge, Sehnsucht und Scham, Einbildung und Wirklichkeit, Führung und Missbrauch, Vertrauensverlust und Schuld zum ständigen Begleiter. Aus biographischen Halbwahrheiten lässt Werdenberg einen Zyklus von Bildern zur Sozialisation, von der Kindheit bis zur Adoleszenz, entstehen.