Frei und spielerisch, tänzelnd poetisch und voll eigenwilliger Kraft: Joshua Groß ist auf verstörende Art gegenwärtig und macht sich auf den Weg zu einer tiefen, zu einer wahrhaften Erzählung. Sprachbewusst und ernsthaft, voller Humor und mit der geschliffenen Präzision schräger Bilder entwirft Joshua Groß ein literarisches Spiegelkabinett. Nürnberg, Elektroluchs oder Bergamo sind die ganz realen Ausgangspunkte kaleidoskopischer Welten und Geschichten, die immer wieder verblüffende Wendungen nehmen: Der Wrestler Alchemist Teaz verschwindet, verschickt aber noch weiterhin bedeutsame Nachrichten, die rätselhafte Professorin Kemander entdeckt ihre Faszination für einen uralten Baum, und auch Jellyfish P aus Flexen in Miami schreibt sich mit seinem Twitterfeed in diese Geschichten ein. Die Rapper A$AP Rocky und Lil Wayne treten auf, Werner Herzog und Maggie Nelson werden befragt, Donna Haraway und Marcus Steinweg geben Rat und spenden Trost. Mit ihnen denkt Joshua, der zugleich Autor, Erzähler und Figur ist, notiert und erfindet. So entstehen Erzählungen und Essays, die in einer unbändigen Lust an der Gegenwart einen ganz eigenen Sinn für Realität hervorbringen: gegen Selbstaufgabe, gegen Heuchelei – und für ein unbedingtes Schreiben, vorangetrieben von Humor und Tiefgang, bis zur Entgrenzung.
Joshua Groß Livres
Joshua Groß explore les relations complexes entre le langage, la politique et l'éthique dans ses écrits. Sa prose est incisive, révélant les mécanismes cachés qui façonnent nos pensées et notre société. Par l'analyse littéraire et une approche philosophique, il examine comment les cultures textuelles influencent notre perception du monde. Ses œuvres offrent des perspectives profondes sur les questions sociales et philosophiques contemporaines.






»Wie hält die Welt es mit einem aus? Wie hält man es mit der Welt aus? Wie hält man es mit sich selbst aus?« Joshua Groß und Lisa Krusche über das Alleinsein, über das Miteinander, über das Zusammenfinden, über menschliche und nichtmenschliche Körper und unwahrscheinliche Bündnisse, über das, was uns signifikant anders erscheint, über Donna Haraway, Zadie Smith und A$AP Rocky, über das Tanzen, Schreiben und Denken – mit der schönsten Kehlkopffußnote ever.
Etel Adnan: wir wurden kosmisch
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Am 12. April 1961 flog der russische Kosmonaut Juri Gagarin als erster Mensch ins All, am 27. März 1968 starb er bei einem Flugzeugunglück: Zukunftsglaube, Weltpolitik, technischer Fortschritt, Mythologie, Leben und Sterben – all das kulminiert für Etel Adnan in der tragischen Figur Juri Gagarins. Bewegt von diesen Ereignissen schrieb die damals 43 Jahre alte libanesische Lyrikerin, Malerin und Denkerin Etel Adnan das Gedicht »Ein Trauermarsch für den ersten Kosmonauten«, ein Klagelied für den »neuen Ikarus«, einen Gedichtzyklus, in dem sich Raumfahrt und Philosophie mit Zeit- und Kulturgeschichte verbinden. 1968 lebte Adnan in Kalifornien. Heute ist sie sesshaft in Paris. Im Alter von 94 Jahren denkt Etel Adnan noch einmal nach über ihr Gedicht und die Tragweite der tief verankerten menschlichen Sehnsucht, das All zu besiedeln: Welche ökologische und politische Hybris verbirgt sich dahinter? Welche kulturgeschichtliche Bedeutung hat das Motiv der Expansion? Und welche Auswirkungen hat das auf die Kunst? Mit Joshua Groß und Moritz Müller-Schwefe spricht Etel Adnan über Umstürze, Bewusstseinserweiterung und Fallhöhen, über Grenzüberschreitungen (im Guten wie im Schlechten), über den Stellenwert der Menschheit im All, über den Drang, zu Neuem vorzustoßen, über Revolutionen und über ihre Kindheit. Begleitet wird »Ein Trauermarsch für den ersten Kosmonauten« von Zeichnungen, inspiriert von Adnans erneuter Auseinandersetzung mit dem Thema Raumfahrt, sowie von Fotografien, die Raketenstarts russischer Raumschiffe zeigen. Unabhängig davon, dass Juri Gagarins erster Flug ins All mittelbar den Kalten Krieg anheizte, sieht Etel Adnan in der Raumfahrt eine gemeinschaftliche, menschliche Erfahrung, die neue Möglichkeiten eröffnete und vor allem eine Auswirkung hatte: Wir wurden alle kosmisch!
Magische Rosinen
Die Geschichte von Mascarpone und Sahra Wagenknecht
Der kleinkriminelle Musikfetischist Mascarpone und die stolz-kühne Sahra Wagenknecht, furchtlose Verfechterin einer radikalen gesellschaftlichen Sehnsucht, verfallen einander und erkennen, dass Utopien durchaus real werden können. 'Magische Rosinen' pendelt zwischen zeitkritischen Fragestellungen und comichaftem Trash – es ist der Versuch, durch inhaltliche Überspitzung die Bedingungen gesellschaftlicher Veränderung zu hinterfragen. Während Joshua Groß in seiner Novelle auf Untergrundmythen zurückgreift, auf Verschwörungstheorien, Splatter, William S. Burroughs, Surfmusik und Kapitalismuskritik, konfrontiert Philippe Gerlach den Betrachter mit Aufnahmen von sturmverwüsteten amerikanischen Städten, die sich ebenso unweigerlich wie unostentativ mit dem Text verbinden.
Auf der Bergiselschanze in der Tiroler Wintersportmetropole Innsbruck lernen der Erzähler Joshua und seine Partnerin Lisa im Frühsommer den sechzehnjährigen Michael Stiening kennen, ein österreichisches Skisprungtalent, das sich auf die neue Saison und seinen Angriff auf die Weltspitze vorbereitet. In den Trainingsmethoden seiner älteren Schwester Johanna finden Gravitation, Eingebundensein und Selbstkonfrontation zusammen. Als Joshua und Lisa in die Ferienwohnung im Haus der Geschwister einziehen, entsteht eine Gemeinschaft auf Zeit, zu der unerwartet noch Joshuas exzentrische, aber fürsorgliche Oma Suzet und für einige Wochen auch noch die kleine Tilde dazustoßen. Und so beginnt in diesem heißen Sommer an diesem beinahe unwirklichen Ort nahe den Sümpfen, wo Aloe Vera in den Alpen wächst, für alle eine Reise der Selbstwerdung. Prana Extrem ist ein Versuch, die sich überstürzend verändernde Welt vielschichtig abzubilden; es ist das Wagnis, durch Liebe, Aufmerksamkeit und Humor Raum für ein anderes Miteinander entstehen zu lassen; ein Buch, das vom Gelingen tiefer Verbundenheit erzählt, und ein Ort, der für die Dauer der Lektüre als magisch erhabener Gegenraum zu unserer Wirklichkeit entsteht.
In "Plasmatropfen" verfolgt die Malerin Helen mit übernatürlichen Kräften, wie ihre gestohlenen Bilder sie zurück in ihre Heimat Egio führen. Während sie sich künstlerisch entfaltet, untersucht ihr Partner Lenell die tektonischen Bruchstellen der Welt. Die Geschichte thematisiert persönliche Erfüllung und den Einsatz von Kräften in einer surrealen Realität.
In "Flexen in Miami" von Joshua Groß wird der Erzähler Joshua nach Miami eingeladen, wo er in einem futuristischen Apartment lebt. Bei einem NBA-Spiel trifft er die Meeresbiologin Claire, die ihm offenbart, dass sie schwanger ist. Der Roman beleuchtet die Fragen von Identität und menschlicher Verbindung in einer digitalen Welt.
Durch das Universum fliegt ein sehr eigenmächtiges Spaceshuttle, das seit Generationen von Tigern bewohnt wird. Die Tiger wissen nicht, was den Kurs des Spaceshuttles bestimmt. Aber es fehlt ihnen an nichts. Sie finden luxuriöse Lebensbedingungen vor und sind umgeben von Rätseln höherer Ordnung: Wie sollen sie mit ihrer Ideenlosigkeit umgehen? Welche Entscheidungen sollen sie treffen? Und vor allem: Warum sondert das Spaceshuttle scheinbar willkürlich Teile seiner selbst ab? In diesem Science-Fiction-Märchen von Joshua Groß, der zuletzt mit seinem Roman »Prana Extrem« (nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2023) für Aufsehen sorgte, überlagern sich Dekadenz und Gefahr, Landschaften und Träume, Verluste und mögliche Zukünfte. Mittendrin schwebt die singende Tigerin Raja mit ihrem Bodyguard Gongor von Auftritt zu Auftritt und von Abenteuer zu Abenteuer. Die beiden lernen andere Tiger kennen, sie spielen Curling, essen in vollautomatisierten Garküchen, haben Kämpfe zu bestehen und fiebern hin auf das Ereignis der nächsten Neon-Nova. In Sebastian Trögers Tusche-Malereien wird diese Atmosphäre eingefangen und weitergeführt: universumskaltes Blau ist der Grundton allerlei abstrakter wie konkreter Versuche, den Fluktuationen der literarischen Fantasie nachzuspüren. Tiger, Torbögen, Galaxien, geometrische Figuren und interstellare Expressionen. Kunst statt Verzweiflung. Alles formt sich, alles transformiert sich, alles löst sich auf. Ein Science-Fiction-Märchen über Weltraumtiger, Verwerfungszonen und die Veränderungen des Lebens. Joshua Groß und Sebastian Tröger berichten von einer fernen Welt, die sich frappierend aus der unseren speist.
Flauschkontraste Darstellung unserer alltäglichen Gegenwart, in der die analoge Realität der Körper und die digitale Realität der Datenströme konstant ineinander verwoben sind, in Literatur zu übersetzen. Vielleicht ist »FLAUSCHkontraste« eine der ersten Postinternet-Erzählungen überhaupt. Eine Erzählung, die seine vielen literarischen und musikalischen Fixsterne – der magische Realismus von Jorge Luis Borges und Robert Bolano gehört dazu, aber auch Jean Baudrillard und dessen Idee von einem Zeitalter der Simulation, sowie Qu Yuan, Uropa der chinesischen Dichtkunst, und die New Yorker Rapper Jay-Z und Sean Price mittels direkter Zitate offenlegt. Joshua Groß’ verzweigte Erzählung wartet mit vielem auf, an dem man sich festbeißen kann: Einhornkopf-Frauen. Reflektionen über die Realitätsverschiebungen, die mit der fortschreitenden Digitalisierung einhergehen, bayerische Kartoffel-Fastfood-Lokale, die auf Tiefladern über die Autobahn rasen und vieles mehr, das ganz ohne eine realistische Sprache der Zukunft oder verklärende Romantisierung der Vergangenheit auskommt, aber dennoch trotz seiner magischen Elemente sehr treffende Diagnosen unserer Gegenwart entwickelt. Dieses Buch gibt sich nicht damit zufrieden, dass Literatur heute oft so ist wie ein Nutellabrot: »Rindenlose-kleingeschnittene-mit-Gabel-servierte-Ambitionslosigkeit & irgendwann beginnen die Feuilletonisten & Leser zu stöhnen, wenn vergessen wurde, zum Buch eine Gabel mitzuliefern. « FLAUSCHkontraste ist in Opposition zu dieser im Text getroffenen Zustandsdiagnose der Gegenwartsliteratur – soviel Pathos sei erlaubt – eine Liebeserklärung an die Zauberkraft der Sprache. Eine Liebeserklärung, die keine Angst davor hat, seinen Leserinnen und Lesern »zu viel« zuzumuten. Wer davor Angst hat, hat die Chance mit Frank Tur zusammen – ganz am Ende, »im unwahrscheinlichsten aller Augenblicke« – die Rovnitz zu erkennen und den Glauben daran zurückzugewinnen, dass Literatur mehr schaffen kann als Abziehbilder einer ohnehin öden Realität.
Faunenschnitt
Joshua Groß / Hannah Gebauer
With his debut novel “Der Trost von Telefonzellen” (“The Solace of Telephone Booths”), Joshua Groß burst onto the scene to the delight of many readers. “Magische Rosinen” (“Magical Raisins”), his second book, has already won several prizes (including the Bavarian Prize for the Promotion of Fine Arts and the Wolfram von Eschenbach Promotional Prize, both in 2014). Not surprisingly, in his new novel Joshua Groß once again recounts an extraordinary and magnificently highly-charged story. “Faunenschnitt” (“Mass Extinction”) is set in Austria’s Salzkammergut region in high summer and tells the story of a Nazi secret and a snappy moray eel, of postmodern sadness and a crashed glider, of the psychiatric treatment of Thomas Middelhoff, of Dalí sculptures and a dog fed on vegan food, of the rosy glow of the mountains at sunset, and of friendship, love, and paranoia. “Faunenschnitt” outlines one young person’s quest for meaning in a world marked by violence, of brave defiance and sly intervention. A fast-paced novel accompanied by the interplay of color and light in Hannah Gebauer’s photographs, by images that leave room for secrecy and discovery.
