Schloss Worb, um 1730: Ruiniert und geächtet haust der Berner Patrizier Christoph von Graffenried einsam im Burgfried seines Schlosses. Verbittert blickt er auf sein Leben und seinen grössten Coup zurück. Am 10. September 1710 kam er nach achtwöchiger Seereise an der Ostküste der englischen Provinz Carolina an Land. Im Frachtraum der dreimastigen Berna brachte er eine Ladung «überlestige Unterthanen» aus Bern mit, vornehmlich Wiedertäufer und verarmte Bauern aus dem Simmental, mit denen er wenig später die Stadt New Bern gründete. Eine Kolonie mit eigener Verfassung. Königin Anne von England hatte ihn beauftragt, mit den Auswanderern aus Bern auch deutsche Glaubensbrüder aus der Pfalz, die damals als Flüchtlinge London überschwemmten, in Amerika anzusiedeln. Dafür sollte er dort für 30 Jahre die Rechte zur Ausbeutung von Silberminen erhalten. Endlich stand ihm, den sein Vater zeitlebens für einen Taugenichts gehalten hat, eine aussichtsreiche Zukunft bevor. Doch dass er mit der Gründung seiner Kolonie den Tuscarora-Krieg auslöste, war nicht geplant.
Nicolas Ryhiner Livres




Sklavenhalter, Bürger, BigamistDer Basler Handelsherr und Plantagenbesitzer Johann Rudolf Ryhiner erschiesst sich am 29. Juli 1824 in seinem Sissacher Landgut Schloss Ebenrain. Ihm droht eine Anklage wegen Bigamie, die nach geltender Rechtsprechung mit lebenslangem Zuchthaus bestraft wird. Er sieht Ruf und Leben zerstört. Als junger Mann hat er in Surinam Plantagen aus dem Familienbesitz übernommen. Die goldenen Zeiten des Kolonialismus neigen sich jedoch ihrem Ende zu, ein Verbot des Sklavenhandels steht unmittelbar bevor. Umtriebig versucht sich Johann Rudolf den neuen Zeiten anzupassen. Als er schliesslich ins heimatliche Basel zurückkehrt, ist dort nichts mehr, wie es war. Er baut neue Geschäfte auf, heiratet standesgemäss und ist respektierter Bürger. Dass er in Surinam bereits verheiratet ist und dunkelhäutige Kinder hat, kann er lange verbergen. Ausgehend von der dramatischen Nacht des Freitodes erzählt der temporeiche und atmosphärisch dichte Roman das Leben Johann Rudolfs rückwärts und zeichnet ein Sittenbild der Basler Oberschicht im frühen 19. Jahrhundert. Virtuos erzählter Roman nach historischen Begebenheiten.
Splendid Palace
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Erzählt wird die Geschichte von Virginio, dem Kofferträger, der seine gesamte Lebensspanne im Splendid Palace verbringt, einem Berghotel in den Schweizer Alpen. Obwohl er da geboren wurde und das Oberländer Tal bis zu seinem Tod nie verlässt, ist er gleichwohl allen, sowohl der Belegschaft und den Gästen, wie auch den Dorfbewohnern fremd geblieben. Er verrichtet seine Arbeit, ohne Spuren zu hinterlassen. Seine Welt liegt im Hintergrund, im Dazwischen, wo keiner ihn bemerkt. Virginio hat die Fähigkeit, die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind, und er träumt das Leben. Er kann Menschen lesen, wie andere Bücher lesen, und zwischen den Zeilen findet er die ganze Welt. Die Gäste kommen und gehen; Virginio bleibt. Er schreibt an der Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts mit – nur, dass er nicht wie die Großen die Welt regiert. Jedenfalls nicht jene, die in den Büchern vorkommt.