Wie hat sich die Covid-19-Pandemie auf die Wahrnehmung von Körper und Körperlichkeit, von Versehrung und Unversehrtheit ausgewirkt? Wie sehr wurde der eigene Körper zum Feind und erst recht jener der Anderen? Um diese und weitere Fragen kreisen die Texte von Liliana Corobca, Anna Rottensteiner, Cécile Wajsbrot und Stefano Zangrando. In der Originalsprache und in deutscher Übersetzung abgedruckt, versuchen sie, gerade in Zeiten von Isolation und Rückzug einen literarischen Dialog über Grenzen hinweg aufzuspannen und schreibend Wege zu finden, um den »eigenen Zeitgeist« zu erfassen und gegen Empfindungen wie Machtlosigkeit und Ausgeliefertsein anzuschreiben.
Anna Rottensteiner Livres





1939 kreuzen sich die Wege von Dora und Franz, zwei Heranwachsenden aus unterschiedlichen Kulturen: sie ein junges Mädchen aus Rom, quirlig, voller Tatendrang und Abenteuerlust, die den Duce anhimmelt, er ein Südtiroler Bauernjunge, zurückhaltend, aber neugierig. Franz bleibt von Dora beeindruckt, ihre Wege trennen sich. 1944 wird Franz von den Nationalsozialisten eingezogen und in die Repubblica di Salò geschickt. Hier trifft er unerwartet wieder auf Dora, und ihrer beider Geschichte nimmt ihren Lauf. Historische Figuren wie Benito Mussolini und seine Geliebte Clara Petacci, aber auch deren Vertrauter Franz Spögler werden dabei zu Nebenfiguren am Schauplatz der Weltgeschichte. Im Rückblick erzählt Franz seine, vor allem aber Doras Geschichte. Über Jahrzehnte hinweg kann sie nicht ausdrücken, was sie zutiefst bewegt. Finnland und Rom sind die beiden Pole, von denen aus der Blick auf zwei Menschen gerichtet wird, deren Geschichte eine über betrogene Kindheiten ist, über die Macht und Gewalt von Bildern und Ideologien. Aber auch eine Geschichte über das Zusammensein und das Zusammenbleiben.
Das Haus am Hang, die Hitze des Sommers, unten im Kessel die Stadt, von Bergen umgeben – Meta erinnert sich an die Orte ihrer Kindheit und an einschneidende Wendepunkte auf dem Weg des Erwachsenwerdens. Dunkle Ängste, erste Sehnsüchte, Kränkungen und Verletzungen, aber auch der Aufbruch in ein neues, selbstbestimmtes Leben, in dem die früheren Erfahrungen lange nachhallen. Doch da gibt es auch noch die andere, Meta, eine junge Frau, die ihr Land und ihren Kontinent verlassen musste und sich nun nach Norden durchschlägt. Hinter ihr rohe Gewalt und nacktes Elend, vor ihr eine ungewisse Zukunft. Anna Rottensteiner verknüpft in ihrem zweiten Roman die Geschichte zweier Frauen und führt uns dabei bis in die unmittelbare Gegenwart. Gemeinsam ist den beiden Protagonistinnen die Suche nach einem Ort, an dem sie leben können und wollen. In kraftvollen, eindringlichen Bildern und in kunstvoller Verflechtung vieler unterschiedlicher Lebensläufe erinnert sie daran, dass die Frage nach dem Bleibenkönnen oder Weggehenmüssen schon immer eine existenzielle war – nicht nur in jüngster Vergangenheit und fernen Ländern. Nicht zuletzt ist es ein Roman über ein Europa am Wendepunkt und über Entscheidungen, denen sich jeder und jede Einzelne zu stellen hat.
1939 kreuzen sich die Wege von Dora und Franz, zwei Heranwachsenden aus unterschiedlichen Kulturen: sie ein junges Mädchen aus Rom, quirlig, voller Tatendrang und Abenteuerlust, die den Duce anhimmelt, er ein Südtiroler Bauernjunge, zurückhaltend, aber neugierig. Franz bleibt von Dora beeindruckt, ihre Wege trennen sich. 1944 wird Franz von den Nationalsozialisten eingezogen und in die Repubblica di Salò geschickt. Hier trifft er unerwartet wieder auf Dora, und ihrer beider Geschichte nimmt ihren Lauf. Historische Figuren wie Benito Mussolini und seine Geliebte Clara Petacci, aber auch deren Vertrauter Franz Spögler werden dabei zu Nebenfiguren am Schauplatz der Weltgeschichte. Im Rückblick erzählt Franz seine, vor allem aber Doras Geschichte. Über Jahrzehnte hinweg kann sie nicht ausdrücken, was sie zutiefst bewegt. Finnland und Rom sind die beiden Pole, von denen aus der Blick auf zwei Menschen gerichtet wird, deren Geschichte eine über betrogene Kindheiten ist, über die Macht und Gewalt von Bildern und Ideologien. Aber auch eine Geschichte über das Zusammensein und das Zusammenbleiben.