Hermann Jandl Livres






Ein Mensch
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Wie immer man Hermann Jandls artistische Kunststücke nennen will, ob Verse, Sprüche, Aphorismen, Texte, Gedichte, man spürt ihnen die Leichtigkeit an, mit der hier, reduziert auf ein Minimum an Worten, handfeste Sachverhalte und Situationen erfaßt und bloßgestellt werden. Der Sprachwitz spielt dabei eine nicht unerhebliche Rolle.
Die scheinbar so klaren Situationen enthüllen sich als äußerst vertrackt; die einfachen Dinge und Objekte stecken voller Tücke. Was bei Hermann Jandl zum Lachen reizt, resultiert aus dem Schrecken. Jandl zeigt eine verblüffende Übereinstimmung von Sprachtechnik und Information. Sein scharfer Blick hinter die Erscheinungen ist nicht ohne.
Sein Tee ist selten süß. Nur zu oft vergisst der Mensch, sich selbst mehr zu bieten als das tägliche Leben. Er hat keinen grünen Daumen, das Grünzeug auf seinem Regal müht sich ab, Hund und Katze könnte er lieben, sich aber nicht um sie kümmern. Aus diesem Zwiespalt erwächst eine ambivalente Spannung, die von Hermann Jandl in Worte gesetzt wird: Er beobachtet sich und seine Umgebung und hält fest, was ihm nicht unwichtig erscheint. Er ist kein Besserwisser und vermeidet jede Belehrung, hält aber das Ohr und das Auge offen, um zu verstehen. Neben längeren Texten stehen kurze, bisweilen bloß Splitter, aus dem Alltag gegriffen. Und stets ist er dabei um eine klare Sprache und eine ebenso klare Form bemüht. Hermann Jandl ist ein Autor mit feinem, nie verletzendem Humor, die Gedichte schmuggeln sich dem Leser rasch und bleibend ins Gedächtnis.