Indem Oberhollenzer uns die Träume der anderen durch seinen Traumklauber erzählen lässt, kunstvoll aneinander gereiht - ähnlich einer Traumgalerie -, entsteht allmählich das Bild des Traumklauber selbst, das Bild eines Menschen, der nicht träumen kann - und der doch alles dafür täte, es zu können, um endlich glücklich zu sein.
Josef Oberhollenzer Livres





Zuber
oder Was werden wir uns zu erzählen haben
Erinnerung an ein totgeborenes Kind in den Wirren der 1920er-Jahre im Südtiroler Aibeln. Im Zentrum von Zuber stehen polizeiliche Willkürmaßnahmen aus der Zeit des Faschismus, die wie eine Naturkatastrophe über den kleinen Südtiroler Ort Aibeln hereinbrechen. Die Ereignisse wirken traumatisch nach. Man redet nicht über die eigene Scham, die Ohnmacht, die hilflosen Versuche, sich zu wehren. Es bleibt ein Stachel im Gedächtnis des Dorfes. Das Buch handelt aber auch davon, wie das Schweigen gebrochen werden kann durch Freundschaft. Josef Oberhollenzer geht in seinem neuen Roman über das fiktive Aibeln und dessen großen Schriftsteller Vitus Sültzrather zurück in die Zeit zwischen den Kriegen, zurück in die Kindheit Sültzrathers und die Zeit vor seiner Geburt. Erst nach und nach setzen sich die Puzzleteile zu einem Bild zusammen eine ungewöhnliche Erkundung der jüngeren Südtiroler Geschichte.
„Denn wessen Leben habe sich schon so zugetragen, wie von einem selbst erzählt?“ Der Regenschirmfallschirm, die Blütenstaubsammelmaschine, das seien allesamt Erfindungen vom Prantner Kaspar, dem ehemaligen Knecht auf dem Kalberhof. So jedenfalls habe es Cäcilia dem Geschichtensammler F. erzählt. Im Stimmengewirr der Dorfbewohner wird die wundersame Geschichte des sanftmütigen Mannes erinnert: wie er durch eine List den Kriegen entkam, wie er gemeinsam mit seinem Freund Vitus Sültzrather die Herunterholung der Kirchturmuhr verursachte, wie er am Ende in den Bergen verschwand. Akkurat und amüsant erzählt Josef Oberhollenzer in Möglichkeiten und ist damit vermutlich näher an der Südtiroler Vergangenheit, als uns lieb ist: „Wirkliche Menschen? Oder erschriebene? Da gibt‘s in der Erinnerung keinen Unterschied; sind alle gleich wirklich, gleich erfunden.“ • Neue Einblicke in das Leben des berühmten Schriftstellers Vitus Sültzrather • Wo ist das Joch verblieben? • Und vor allem: Wo zum Teufel ist der Prantner Kaspar?
Sültzrather
- 180pages
- 7 heures de lecture
Ein großartiger Roman über die Frage, woraus Erinnerung nach dem Verschwinden gemacht ist. Sültzrather handelt von einem Zimmermann aus Aibeln in Südtirol. Nach dem Sturz vom Baugerüst und der folgenden Querschnittslähmung beginnt der Protagonist Vitus Sültzrather zu schreiben. Es ist ein Schreiben gegen das Vergessen: Wie besessen, akribisch genau, vertraut er die Details, die nur er wissen kann, dem Papier an. Doch dann beginnt er das, was er aufgeschrieben hat, wieder zu vernichten, Seite für Seite abkratzend, abschabend, ein Vernichtungsfeldzug, der von seiner Umgebung, seiner Schwester, der Zugehfrau und deren Tochter nicht gestoppt werden kann. Mit hoher Kunstfertigkeit passt Oberhollenzer seinem Protagonisten eine Erinnerung auf den Leib.
„Großmuttermorgenland“ erzählt von einer Kindheit in den Bergen, von der Sehnsucht nach dem, was hinter den Bergen liegt, und von dem Hereinbrechen eines – wie auf der Lauer gelegenen – Unglücks. Josef Oberhollenzer, einer der wichtigsten Südtiroler Autoren seiner Generation, webt mit leisen, der Moderne verpflichteten Tönen die Geschichte von Bindungen, Abhängigkeiten und alltäglicher Gewalt. Der Ich-Erzähler entfaltet sein bedrohliches Idyll: die geliebte Großmutter, der gewalttätige Vater, die fremde Mutter, die Komplizin Schwester, die Hochzeit, und erinnert sich an die kleinen Dinge, an das Inventar bäuerlichen Lebens, an die ersehnte Weite hinter den Bergen und an die Faszination, die die Irrenanstalt in Pergine auf ihn ausgeübt hat. Und plötzlich auf einer Wanderung zum Klockerkarkopf bricht das Unglück herein, stürzt der Erzähler seine Frau in den Abgrund.