Der Ich-Erzähler steht vor einem Rätsel: Rosa, in die er sich bei einem Kneipenbesuch verliebt, stellt ihn als Verwalter im Haus ihres Vaters ein, eines vormals in der DDR mächtigen Mannes. Ein Großteil des Gebäudes bleibt ihm jedoch verschlossen. Bald wird klar, dass er vor allem als Zuhörer engagiert wurde: Rosa schlüpft nicht nur heimlich nachts in sein Bett, sondern ist auch geradezu besessen davon, sich mitzuteilen. Die absurde Situation wird zusehends bedrohlich. Rosas Erzählungen weihen ihn in ein Geheimnis ein, in dem Familiengeschichte, DDR-Vergangenheit und Spitzelsystem zu einem Netz verwoben sind, das bis in die Gegenwart reicht. Trotz ihrer heutigen Immobiliengeschäfte und Börsenspekulationen sind die Bewohner des Anwesens gefangen im Gestern, aus dem auch das Aquarium stammt, das Rosa seit ihrer Kindheit behütet. Misstrauisch beobachtet sie jeden Tag diesen Mikrokosmos, dessen Schicksal sie als Orakel deutet. Als die Fische sterben, schein auch der neue Mitwisser bereits zu tief in die verborgenen Räume des Hauses eingedrungen zu sein.
Michael G. Fritz Livres






Tante Laura
Roman
Plötzlich sind nebenan gebauschte Laken zu sehen und der leichte Sommerwind trägt Rock-and-Roll-Klänge an ihren Frühstückstisch. Aber der Nachbar hat noch nie Feriengäste beherbergt. Bald darauf stellt sich heraus, dass die Frau nackt sein muss, die sich hinter den Stofffahnen der Sonne hingibt. Martin und seine Frau Katja, die mit ihren Söhnen Robert und Florian schon seit Jahren beim alten Jeske im Haus am Bodden den Urlaub verbringen, können gar nicht anders als neugierig sein. Außer dass Martin fast jeden Morgen mit Jeske zum Angeln aufs Wasser fährt, passiert in einem abgelegenen Ort an der Ostsee nicht viel. Aber das ändert sich, als sich in der unbekannten Frau Martins längst vergessene Tante Laura zu erkennen gibt: die jüngere Schwester von Martins Mutter, irgendwann nach Südamerika ausgewandert. Plötzlich geht es um Leben und Tod. Michael G. Fritz hat nach seinem großen Erfolg mit 'Die Rivalen' wieder einen Roman geschrieben, der dem Leser alles bietet: ein Erzählen über das Leben, wie es der Leser kennt und liebt, bis es seine geheimen Geschichten offenbart.
Eine Vierecksgeschichte um alte und neue Liebe in zwei Systemen Wie ist es, wenn die neue Freundin das gleiche Papageien-Tattoo trägt wie die Frau, die einen nach vielen gemeinsamen Jahren verlassen hat. Stellen die beiden farbenprächtigen Vögel einen Zusammenhang zwischen den Frauen her? Sind sie ein Zeichen? Und wofür? Im Zentrum des Romans steht die Geschichte von Arno und Angelika, die sich vor über fünfzig Jahren als Nachbarskinder an der Ostsee gefunden haben. Bis zur Wende waren sie ein Paar. Doch von einem Tag auf den anderen verlässt Angelika ihren Arno mit ihrem Geliebten Gussew. Über seine neue Freundin Lilly findet Arno wieder die Spur zu Angelika. Noch immer ist sie mit Gussew liiert, der inzwischen Immobiliengeschäfte betreibt. Michael G. Fritz erzählt mit Fabulierfreude gleichnishaft und mit sinnlicher Sprache eine große Liebesgeschichte, in der ein nahezu vergessenes und zugleich einflussreiches Stück untergegangen geglaubter Welt weiterlebt.
Meinen Apfelstrudel sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Schalom. Begegnungen in Israel
Auf vielen Reisen durch Israel hat Michael G. Fritz Menschen kennengelernt, die bereit waren, sich ihm zu öffnen und ihre Biografie ebenso wie ihre Vorstellungen vom Leben in ihrem Land zu teilen. Wie lebt es sich in Israel, in einer Region, die auf mehr als viertausend Jahre zurückblickt und sich so sehr aus der eigenen Geschichte heraus definiert? Fritz erzählt authentische Geschichten, die Land und Leute den Leser*innen näherbringen. Marko Martin im Nachwort: „Die Protagonisten in diesem klug, das heißt unaufdringlich komponierten Buch sind dabei keine eindimensionalen Thesengestalten, sondern Menschen in ihrer unverwechselbaren Individualität.“
An dem Tag, als Johanna an die Bildschirme der Überwachungskameras eines Berliner Bahnhofs umgesetzt wird, beobachtet sie auf einem Bahnsteig ihren Mann André, der eine fremde Frau küsst. Johanna glaubt, durch den Anblick endgültig verrückt zu werden – wie ihre Großmutter. Sie befürchtete es schon immer, ihre Mutter Erika hatte es ihr vorausgesagt. Nun scheint es einzutreten. Michael G. Fritz antwortet auf seine Wahrnehmungen in Zeiten der Überwachung mit einem Roman über ein bitteres Familien geheimnis, in dem er gekonnt und unterhaltsam mit der Wirklichkeit auf den Monitoren zu spielen weiß.
Adriana läßt grüßen
Roman
Köln Hauptbahnhof: Kurz vor Abfahrt seines Zuges findet Boris Helmer in seinem Gepäckfach einen fremden Koffer. Spontan, ohne in dem Augenblick zu wissen, was er tut, nimmt er ihn an sich und entdeckt darin nichts als unzählige Fotografien. Sie alle zeigen eine ihm unbekannte Frau: Adriana, der sich Boris sofort auf seltsame Weise verbunden fühlt. Fortan kennt Boris, der sein bisheriges Leben nach dem Tod seiner Frau abgestreift hat, nur noch ein Ziel: jene Adriana zu finden. Auf der Suche nach ihr kommen ihm all die Familiengeschichten wieder in den Sinn, die er aus den Erzählungen seines Vaters kennt. Es ist die Geschichte der Familie Helmer, die aus Ostpreußen stammt und deren Leben von August 1961 an in Köln hätte weitergehen können, doch kehrte sie nach Ostberlin zurück. Boris’ Suche nach Adriana wird so auch zu einer Rückkehr in seine Kindheit, eine Reise in die Geschichte seiner Familie.
La vita è bella
Miniaturen aus Venedig
Venedig, wie schön – Michael G. Fritz findet eine sehr sinnliche Sprache, um den Reiz der Lagunenstadt aufzusaugen. Er kommt dabei zu einem ganz persönlichen Blick auf vergangene und heutige Außenwelten – und eigene Innenräume. plötzlich glaubt er, Menschen seiner Vergangenheit zu begegnen: einer frühen Freundin, einem toten Freund, dem Vater. Zufall ist kein Zufall mehr, Welten überschneiden sich surreal – mal übermütig, mal melancholisch, mal im Schatten, mal in der Sonne der sommerlichen Stadt. Mit »La vita è bella« ist Fritz eine Sammlung von Miniaturen gelungen, die Venedigliebhaber und -sehnsüchtige in ihren Bann schlägt – eine Entführung der angenehmsten Art.
Albert, der Erzähler, entdeckt im Feierabendgedränge auf der Berliner Friedrichstraße zufällig einen Mann, in dem er seinen Jugendfreund Wilhelm erkennt. Mehr als 30 Jahre liegt es zurück, dass beide Blutsbrüderschaft geschlossen haben. Sie waren Rivalen im Wettkampf um das Mädchen Bettina. Wilhelm, der Wendigere und Entschlossenere von beiden, gewinnt sie schließlich. Albert, der Vorsichtigere und Zurückhaltendere, ist ein einziges Mal unvorsichtig, als er von Wilhelms tschechischen Zeitschriften und Flugblättern erzählt. Es ist das Jahr der Niederschlagung des Prager Frühlings. Alberts Erinnerung an seinen Verrat lässt ihn nun – Jahrzehnte später – Wilhelm in der Friedrichstraße aus dem Weg gehen. Er beginnt Nachforschungen und entdeckt, dass der Jugendfreund Schriftsteller geworden ist. Hat Wilhelm über den Freund geschrieben? Die Ungewissheit wirft ihn aus der Bahn. Als seine Frau Karola ihre Galerie mit Schriftstellerlesungen ankurbeln will, lädt sie Wilhelm ein. Wieder sind Albert und Wilhelm zu Rivalen geworden. Diesmal um Karola.
Die Geschichte des Hauses erzählt die Geschichte der Familie Lenz. Auf der Fassade des Gebäudes finden sich jene Aufschriften, die mit den drei Generationen dieser Familie korrespondieren: Die erste (Großvater Emil, Großmutter Auguste), die das Haus erbaut hat – „STAHL- UND HAUSHALTSWAREN, SIEDLERBEDARF“; die zweite (Vater Herbert, Mutter Ida), die es erhalten hat – „LSR“, mit den weißen Pfeilern zu den Kellerfenstern; und die dritte (Anton und seine Frau Ulla), die das Haus im eigentlichen Sinne als Erbe betrachtet, stellt es in Fragen – „KONSUM“. Diese Zeichen, gleichsam miteinander konkurrierend, doch ebenso einträchtig nebeneinander stehend, symbolisieren die Zeit der dreißiger Jahres bis zu jener Epoche, die sich sozialistisch genannt hat. Durch die Figuren geht ein Riß, dessen äußere Erscheinungsform die Mauer, die Grenze in Berlin, ist, die unterschwellig, aber stets gegenwärtig, ein zentrales Thema des Romans darstellt. Obwohl längst zur Geschichte geworden, lebt die Mauer in unserem Denken fort.
Auch heute noch prägt die „geteilte“ Vergangenheit Deutschlands das Bewusstsein vieler Menschen. Michael G. Fritz versteht es meisterhaft, gesellschaftliche Zustände und die Befindlichkeit der Person einzufangen. Ausgangspunkt seiner Beobachtungen ist der östliche Teil Deutschlands. In Alltagssituationen spiegeln sich die politischen Zustände mehrerer Jahrzehnte. Die Landschaften, vor allem die sächsische und die brandenburgische, ihre Schönheit und ihre Zerstörung, führen immer wieder zurück in die Kindheit, in die Zeit, als die Grenze noch durchlässig war – eine Zeit, als der Westen unendlich fern und unerreichbar war und nur den Paketen, die von „drüben“ eintrafen, dieser besondere Geruch entströmte. Mit großer Präzision werden auch Erfahrungen in anderen Ländern beschrieben. Die Schilderungen bestechen nicht nur durch ihre poetische Dichte, sondern sie gewähren auch bewegende und erhellende Einblicke in gesellschaftliche Zustände von heute.